Mittwoch, 14. Juli 2010

Tue Gutes und lass es alle wissen


Gut ist uns nicht gut genug. Für die wirklich besten unter den wirklich guten Menschen hat Wonder-Tonic eine Serie von Stickern entworfen: Sticker zur Optimierung der sorgsamen Selbstinszenierung.

Wirklich gute Sticker sind das. Sie bringen das Beste an den guten Menschen gut zur Geltung, machen es gut sichtbar und bleiben gut haften. Zum Beispiel an panzerartigen Stadtfahrzeugen, für deren Kauf sicherlich irgendwo im Regenwald ein Baum gepflanzt wurde (hier empfehlenswert: der erste Organic-Sticker in der oberen Dreierreihe). Oder gleich an die Stirn von Leuten geklebt, die Konsum als selbstdarstellerische Gewissenspflege betreiben:
Shopping for food and keeping a good conscience is hard. To help you out, the team at the WONDER-TONIC Organic Approval Committee have released a downloadable set of 16 stickers to let you label your favorite foods, books and appliances as organic. Just print them out, stick them on, and start feeling good about yourself!
Mir gefällt am besten der mittlere Sticker in der Dreierreihe: This animal died out of choice, etwa: Dieses Tier starb auf bewusst-alternativem Wege.
Bitte ein halbes Kilo organisch gestorbenes Rindersteak.


(Sagt man Stickers im Plural? Oder bleibt es bei Sticker? Oder bleibt mir das so egal wie ein Fliegenfurz, solange es weiterhin so heiß bleibt?)

4 Kommentare:

  1. Hah, die sind echt gut.

    Obwohl ich ja sagen muss, dass ich ab und an auch Biozeug kaufe. Im Rahmen dessen, was ich mir leisten kann. Also kaum. Aber immerhin fahr ich dafür nicht mit dem SUV in den Mega-Bio-Store...

    Ich hätte am liebsten einen Garten, in dem ich mein Essen selber anbauen könnte, schön mit ein paar Hühnern und einer Ziege.

    Aber realistischerweise würde ich ob mangelnder Kenntnisse jeglicher Art von Landwirtschaft kläglich verhungern. Und in meiner Stadt ist eine Wohnung mit Balkon, wo man ein Basilikumtöpfchen aufstellen könnte, schon unerschwinglich. Geschweige denn ein Garten... ich könnte vielleicht in den Stadtpark ziehen. Aber der ist mir im Sommer zu voll und im Winter zu kalt (immer dieses Anspruchsdenken bei uns Prekären...).

    Aber das Thema ist in meinen Augen echt schwierig. Biolandwirtschaft finde ich grundsätzlich schon besser als konventionelle, aber dass dadurch neue Gräben in der Gesellschaft entstehen und es dann irgendwann das "richtige" Essen für die "Leistungsträger" und den Rest für alle anderen gibt, ist doch eine eher unschöne Vision. Und dass der 57. Tiegel Bio-Creme der Zahnarztgattin mit fettem Mercedes als Feigenblättchen und Beruhigung ihres selten erwachenden sozialen/ökologischen Bewusstseins dient, ist noch unschöner. Was tun?

    Sorry, ist alles ein bisschen verworren hier, ich dachte, ich könnte in den Kommentaren ja einfach mal einen Kontrapunkt zu deinen stilistisch sauberen und wohlkonzipierten Artikeln schaffen (durch Einschleimen von den eigenen Defiziten ablenken, funktioniert immer gut ;-))

    Aber mal ehrlich - es ist echt zu warm zum Denken, geschweige denn zum Schreiben, zumindest inhäusig, ich werd jetzt wohl mal rausgehen - und dir Respekt, dass du das trotz der Hitze durchziehst. Ich sollte das African Ginger Ale auch mal ausprobieren...

    AntwortenLöschen
  2. Hey, Biozeug kaufen ist voll in Ordnung, wie überhaupt jeder das kauft, was er für richtig hält, und gut is'. Ich habe absolut nichts gegen Biokäufer, aber ich habe was gegen das Raushängenlassen, das Posieren und das Hochjazzen der eigenen Kaufentscheidungen zu einer Frage der Gesinnung und der moralischen Überlegenheit.

    Und ehrlich, das afrikanische Ginger Ale kickt richtig gut bei der Hitze, nicht bloß im Schlund, sondern auch mental...musst den Ingwer ja nicht gleich selber anbauen, den gibt es in asiatischen Lebensmittelläden spottbillig :)

    AntwortenLöschen
  3. @Mrs Mop:

    "This animal died out of choice" == "Dieses Tier starb freiwillig"
    --> Erinnert mich an das Tier in "Per Anhalter durch die Galaxis", das nicht nur zwecks Schlachtung, sondern so gezüchtet wurde, daß es diesen Wunsch nicht nur hatte, sondern auch äußern konnte. Es empfahl dann also diverse Körperteile von sich zum Verzehr und entfernte sich dann mit der Bemerkung, des würde sich jetzt erschießen. :-)

    AntwortenLöschen
  4. Aha, "out of choice" heißt freiwillig? Ist ja noch besser, danke. Mein argentinisches Hochlandsteak ist als Rindvieh freiwillig und gern für mich gestorben, das verpflichtet mich nachgerade moralisch zu dessen Verzehr. Kurz vor der Schlachtung hat es mir noch zugeraunt, es lasse sich jetzt gleich nur für mich und meine erlesenen Ernährungswünsche töten; und da musste ich - weil ich nämlich strikt im Einklang mit der Natur lebe - einfach zugreifen. Her mit dem Sticker ;).

    AntwortenLöschen