Public Viewing allerorten. Auch an meinem Arbeitsplatz. Natürlich erst abends, wenn die Gäste da sind; außerdem, frühmorgens kickt ja kein Mensch. Weil nach dem Spiel bekanntlich vor dem Spiel ist, läuft parallel zum öffentlichen Schauen die "Wahl des attraktivsten Fußballspielers". Wohlgemerkt, gesucht wird nicht der beste, sondern der attraktivste Fußballspieler. Es liegen Stimmzettel aus, auf denen mögliche Kriterien stehen, welche Qualitäten aus einem gemeinen Kicker einen attraktiven Kicker machen; eines davon lautet "mit Beinen wie von Bildhauern geformt".
Da Frau Übermop - im Gegensatz zu mir - sich jedes WM-Spiel anschaut, kennt sie sich bestens aus mit Bauch, Beinen und Po jedes WM-Spielers. Ich fragte sie, ob sie schon jemals einen Fußballer mit Beinen wie von einem Bildhauer geformt gesehen habe. Sie wiegte den Kopf und entgegnete: "Fußballer müssen krumme Beine haben." Fand ich eine waghalsige These - wieso das denn? Die Antwort fiel erwartungsgemäß übermoppig aus: "Sonst wären es keine Fußballer." Ja, aber das mit dem Bildhauer? Darauf meinte sie, ein guter Bildhauer könne "auch aus O-Beinen noch was rausholen", eine Behauptung, die mich ansatzweise frivol anmutete, aber bestimmt hat sie es nicht so gemeint. "Außerdem", fuhr sie fort, "werden ja nicht die geradesten Fußballerbeine gesucht, sondern die schönsten."
Während ich der Ästhetik von O-Beinen hinterhergrübelte und einwarf, dann würden ja in Wirklichkeit die krummsten (krümmsten?) Fußballerbeine gesucht werden, setzte Frau Übermop unverdrossen noch einen drauf: "...weil, wenn nach den geradesten Fußballerbeinen gesucht würde, würden ja alle Leute den Torwart wählen." Das ging mir zu schnell, von der Logik. Mein Blick wurde langsam.
"Man merkt, dass du keine Ahnung hast", seufzte Frau Übermop mitleidig, "ein Torwart darf keine O-Beine haben, sonst würde ja der Ball durchfliegen."
Und tröt.
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