Freitag, 18. Juni 2010

Am halben Gesäß vorbei



Muss man sich mal vorstellen: Da läuft am hellichten Tag die Polizei den Bürgersteig entlang, bewaffnet mit schweren Schneidbrennern, säbelt ein Fahrradschloss nach dem anderen auf, schmeißt die so erbeuteten Fahrräder auf einen riesigen LKW - und weg. Konfisziert nennt man das wohl. Ich würde es gewaltsamen Diebstahl nennen. Und auf der Stelle einen Herzkasper bekommen. Ich würde so ausrasten, dass man mich als hochexplosives Sicherheitsrisiko einstufen und genauso konfiszieren würde wie zuvor mein Fahrrad.

Fahrräder, muss man wissen, sind nämlich ihrerseits hochexplosive Sicherheitsrisiken (Rohrbomben unterm Sattel!), weswegen sie (die Fahrräder) komplett, gewaltsam und von Amts wegen entsorgt werden müssen, wenn ein Präsident die Stadt besuchen kommt. Selbstverständlich nur entlang jener Straßenzüge, auf welchen der Präsident samt Eskorte seine Runde zu drehen beliebt. Was nicht wenige sind, wenn der amerikanische Präsident Obama die Stadt New York City besucht und durch Manhattan zu tingeln beabsichtigt. Muss man sich mal vorstellen.


Warum allerdings die geknackten Fahrräder so locker auf die Ladefläche des LKW gerammt wurden, übersteigt meine Vorstellungskraft, wo doch die Bikes als potentielle Bombenträger galten, oder wie jetzt? Überhaupt, wenn ich Terrorist wäre, würde ich künftig meine Sprengkörper nur noch in Fahrradschlössern verstecken - wo denn sonst. Bitte, das war jetzt im Konjunktiv, ich bin kein Terrorist.

Muss man sich echt vorstellen, kann man sich aber gar nicht vorstellen, weil, jetzt mal übertragen auf deutsche Verhältnisse: Welcher Präsident soll hier um Himmels willen durch die Gegend tingeln? Gibt es überhaupt einen? Ein Wulff - nur mal so als Beispiel -, stehend im offenen Verdeck, den Massen zuwinkend, von den Massen bejubelt - kann sich wirklich keiner vorstellen. Höchstens als Witz. Leute, stellt Eure Fahrräder rein, der Wulff kommt. Gut, es gibt witzigere Witze.

Extrem witzig finde ich dagegen die Wortschöpfung halbärschig (half-assed). Der Gothamist verwendet sie, um die windige Stellungnahme der New Yorker Polizei zu charakterisieren. Finde ich um Längen witziger als etwa jemandem zu attestieren, er habe keinen Arsch in der Hose. Halbärschig. Ich habe es sofort in meinen aktiven Wortschatz übernommen. Was für ein Traumwort.

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