Samstag, 26. Juni 2010

Iron Man


Es gibt Leute, die lieben Bügeln. Die stellen sich gern stundenlang ans Brett und werden dabei ganz ruhig, ja meditativ, und sagen so Sachen von sich wie "beim Bügeln komme ich bei mir selbst an". Genau so stelle ich mir Menschen vor, die der stumpfen Plätterei einen leistungssportlichen Aspekt abgewinnen können und darum Bügelweltrekorde aufstellen, ja, diese zu übertrumpfen trachten. Weil, anders geht das ja gar nicht, tagelang am Bügelbrett stehen mit Wäschebergen, die nicht kleiner, sondern größer werden, weil ständig jemand vorbeikommt und neue Bügelware bringt.

Doch, tagelang! Nämlich 58 Stunden! Und 40 Sekunden! Danach war er (Daniel Peetz aus Deutschland) Weltmeister im Bügeln und hat damit eine gewisse Eufemia Stadler (Schweizerin, Weltrekord 2009) abgelöst, die es nur auf mickrige 57 Stunden und 38 Minuten gebracht hatte.

Nun beeindruckt es mich, - völlig unabhängig davon, dass ich Bügeln hasse wie die Pest - nicht im mindestens, wenn einer 58 Stunden am Stück bügelt. Hat der nichts Besseres mit seiner Zeit zu tun, frage ich mich, was natürlich eine dumme Frage ist an einen meditativ veranlagten Bügelfreak. Für den ist das vermutlich ein spirituelles Highlight, ähnlich wenn einer einen Achttausender erklimmt, für mich ist das uröd. 58 Stunden Lebenszeit, meine Güte.

Großen Eindruck hinterlassen hat bei mir dagegen ein fernöstlicher Meister der Hohen Bügelkunst; und das, obwohl ich Bügeln wirklich hasse wie die Pest. Der Virtuose aus Indonesien geht die Sache zwar auch sportlich, aber rein qualitativ an - nicht indem er ständig auf die Uhr schaut, ob er jetzt wohl endlich die Eufemia aus der Schweiz überrundet hat.


Das zischt und dampft und brodelt und groovt, das Eisen macht Salto mortale und wird vom Bügler erst entfesselt, dann beherrscht - ein tanzendes Bügeleisen, ein tänzelnder Bügler. Zum Nicht-dran-satt-sehen. Weltmeisterlich.

2 Kommentare:

  1. Das ist genauso fade und dämlich wie Pfahlsitzen, wobei die Probanden sogar alle wasweißichwieviele Stunden den Pfahl verlassen dürfen, um ihre Notdurft zu verrichten und dann ist der Pfahl man gerade so hoch, dass, wenn sie einschlafen und runterfallen, sich nicht mal wehtun können. Dann schon eher ein Pilger sein.

    LG und schönen Sonntag

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  2. Ja, man glaubt es kaum, womit man alles Weltmeister werden kann. Nur, wieso müssen die für ihre Notdurft den Pfahl überhaupt verlassen? Ich meine, wenn sie dort schon draufsitzen, dann...na ja...weiß auch nicht :)

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