Bekanntlich ist ja am Dienstag dieser Woche die
Prekäre Universität Berlin gegründet worden, und man wüsste zu gern, was nun, zwei Tage später, aus ihr geworden ist: Konnte sie sich halten? Wie steht sie im deutschen Hochschulranking da? Gibt es bereits Exzellenzinitiativen? Erhebt sie Studiengebühren? - und ähnliches mehr wäre interessant zu erfahren, aber es ist
nichts zu erfahren; netzauf, netzab - nichts.
Nochmals die magere Faktenlage: Am Dienstag drohte die (ehemalige) Technische Universität in Berlin gebäudereinigerstreikbedingt im Dreck zu versinken; als einzig sinnvolle Rettungsmaßnahme kam eine Neugründung samt Umbenennung in Frage, weshalb die ehemalige Technische Universität in Berlin seit Dienstag - oder zumindest am Dienstag - als Prekäre Universität Berlin öffentlich auftrat. Sie wurde, wenn ich es richtig verstanden habe, des studentischen Dreckes nicht Herr.
Ganz anders die Problemlösung in Frankfurt am Main. Beim dortigen
Studentenwerk hat man den Stier bei den Hörnern gepackt und am ersten Oktober eine eigene
Tochtergesellschaft gegründet; das neue Unternehmen führt Reinigungsdienstleistungen durch, und zwar speziell für Einrichtungen des Studentenwerks, also Mensen, Cafeterias, Wohnhäuser. Auf dass die Studierenden nicht im Dreck versinken.
Nun ist der erste Oktober noch nicht allzu lange her, und wir erinnern uns, dass Ende September der gesetzliche Mindestlohn von 8,15 Euro in der Gebäudereinigungsbranche
aufgehört hat zu existieren. Da haben sich wohl ein paar kluge Köpfe beim Studentenwerk gedacht: bloß nichts anbrennen lassen, schnell und professionell reagieren, wir machen unser eigenes Ding und machen es besser als die anderen. Die anderen, das sind die Fremdreinigungsfirmen, deren Personal bis dato für das Studentenwerk geputzt hatte. Mit denen will das Studentenwerk nicht mehr. Warum und wieso, lässt sich aus seinem programmatischen Statement herauslesen:
Die Reinigungsqualität ist insbesondere in den öffentlichen Flächen der Verpflegungsbetriebe des Studentenwerks Frankfurt am Main aufgrund von Hygienevorschriften von besonderer Bedeutung. Auch für die Wohnhäuser ist dies ein Thema von hoher Relevanz. Bisher wurde die Reinigung der Flächen von Fremdfirmen vorgenommen.
Um eine gleichbleibend hohe Qualität der Reinigungsdienstleistungen gewährleisten zu können, hat sich das Studentenwerk Frankfurt am Main entschieden, mit einer Reinigungsfirma eine gemeinsame GmbH zu gründen. Dabei hält das Studentenwerk als Hauptgesellschafter 51% der Stimmrechtsanteile.
So wird sichergestellt, dass die Angestellten zu Tariflöhnen beschäftigt werden, außerdem hat das bei der neuen GmbH angestellte Reinigungspersonal eine engere Bindung an das Studentenwerk Frankfurt am Main. Die Motivation der Angestellten, die Arbeit zuverlässig zu erledigen, soll somit gesteigert werden.
Ein Unternehmensbekenntnis zum Tariflohn ist schon mal ein dickes Plus in Zeiten prekärer Beschleunigung. Die Frankfurter Studentenwerker zahlen Tariflöhne, nicht weil sie sozialromantische Träumer sind, sondern weil sie Einsparpotentiale zu erkennen und sinnvoll zu nutzen wissen. Rechnen können sie jedenfalls beim Studentenwerk:
Aufgrund der GmbH-Gründung ergeben sich signifikante Einsparungen, da durch die gemeinsame Organschaft von Dienstleister und Studentenwerk keine Mehrwertsteuer (derzeit 19%) entrichtet werden muss. Weiteres Einsparpotenzial entsteht durch effizienteren Mitarbeitereinsatz, den wegfallenden Unternehmermargenaufschlag auf in Anspruch genommene Leistungen und den günstigeren Einkauf von Verbrauchsmaterialien.
Das Ganze klingt nach einer spannenden Initiative im universitären Umfeld; vielleicht nicht exakt das, was gemeinhin unter einer Exzellenzinitiative verstanden wird - aber eine exzellente Initiative ist es allemal. Ich bin mir fast sicher, dass die mit dem Dreck fertig werden.
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