könnten bereits ab dem 16. Oktober die Besen in weiten Teilen der Republik stillstehen,wie die Industriegewerkschaft Bau es ausdrückte.
Jetzt mal ehrlich, das klingt ja ganz nett, Stillstand der Besen, noch dazu republikweit. Aber soll es denn nett klingen? Baut man mit stillstehenden Besen eine angemessene Drohkulisse auf, mit welch drastischen Streikfolgen (im Falle eines Streikvotums) die Republik zu rechnen hätte? Oder würde ein irgendwo in China umgefallener Reissack die Bevölkerung eher zum Ausrasten bringen? Alle Besen stehen still. Sach bloß. Dann wird's halt ein paar Tage lang auf den Flughäfen, in den Rathäusern und Schulen ein bisschen staubiger als sonst aussehen - was soll's.
Schon klar, die Gewerkschaften verstehen sich in der Tradition der Arbeiterbewegung. Deshalb wollen sie, dass es den Leuten bei stillstehenden Besen in den Ohren klingelt und sie, die Leute, wie auf Knopfdruck denken: Aha, wie ging das nochmal - genau, Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will. Ob jetzt Räder oder Besen, ist eh wurscht. Hauptsache, in der Tradition, irgendwie. Dein starker Arm. Weh tut das garantiert keinem.
Wie wär's damit: Im Falle eines Streikes könnten bereits ab dem 16. Oktober die öffentlichen Toiletten in weiten Teilen der Republik wegen akuter Verschmutzung nicht mehr benutzbar sein. (Gleiches gälte vermutlich für die meisten privaten Toiletten.) Das klingt doch gleich viel bedrohlicher. Dreckige Klos landauf, landab - das schmerzt. Weh tun muss es. Es ist der Dreck, der weh tut, nicht der ruhende Besen.
Nun war das heute am Frankfurter Flughafen nicht die erste Aktion dieser Art. Vorausgegangen waren bereits Warnstreiks in anderen deutschen Städten, zum Beispiel in Duisburg. Grund des Konfliktes ist das Wegbrechen des gesetzlichen Mindestlohns (8,15 Euro in der Gebäudereinigungsbranche) - seit Ende September. In einem anderen Streikvideo aus Duisburg deutet eine gelernte Glas- und Gebäudereinigerin an, wie unangenehm es für die Allgemeinheit werden könne, wenn sich keiner mehr bereit erklärt, die öffentlichen Toiletten zu putzen. Sehr unangenehm, und zwar innerhalb sehr kurzer Zeit. Sie macht nicht viel Worte, aber man bekommt ein gruseliges Gefühl, wenn man ihr zuhört.
Am Flughafen Frankfurt war heute früh von 4:30 Uhr bis 8.00 Uhr keine einzige Toilette geputzt worden. Dreieinhalb Stunden. Als Eingeweihte ist mir eins klar: Um nichts in der Welt hätte ich um kurz nach acht eine Flughafentoilette aufsuchen wollen müssen. Ich kenne mich aus. In dreieinhalb Stunden geschieht vieles auf einer öffentlichen Toilette. In drei Tagen noch sehr viel mehr. Drei Wochen wären das Inferno.
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