Montag, 5. August 2013

Häuser räumen, Heime bauen


Wieder mal schlechte Nachrichten aus Griechenland.

Die griechische Regierung kündigt zum 1. Januar 2014 Zwangsräumungen an.

Zwar sind seit 2008 Zwangsräumungen von Häusern verboten, die als Hauptwohnsitz genutzt werden und einen Wert von 200.000 Euro nicht übersteigen - gewissermaßen zum Schutz der sogenannten 'kleinen Leute'. Und eigentlich war von der Troika vorgesehen, das Zwangsräumungsverbot Ende 2012 aufzuheben;  denn schließlich muss es ja vorangehen in Griechenland, dem Land, das sich laut Schäuble "auf dem richtigen Weg" befindet und dessen Weg erst dann am Ziel angelangt ist, wenn der Karren endgültig in den Dreck gefahren sein wird. Wohlgemerkt, der Karren der 'kleinen Leute'.

Doch dann zeigte sich die griechische Regierung "schockiert" angesichts der Suizidwelle, die Spanien überzog, nachdem zahlreiche Hausbesitzer - allesamt 'kleine Leute' - ihre Häuser durch Zwangsräumung verloren hatten. Die Troika - bekanntlich Freund und Helfer der 'kleinen Leute' - ließ sich von der menschlichen Tragödie erweichen und genehmigte eine Verlängerung des griechischen Zwangsräumungsverbotes. Allerdings dürfe die Gnadenfrist keinesfalls länger andauern als bis zum 31. Dezember 2013, danach müsse der menschlichen Tragödie - ergo dem Zugriff der Banken auf die geräumten Immobilien - endlich der Weg frei gemacht werden; der richtige Weg, wohlverstanden.
Aufgrund des immensen Drucks seitens der Kreditgeber des Landes - der Troika (die ihrerseits unter dem immensen Druck seitens der Banken steht) - kündigte die griechische Regierung die schrittweise Aufhebung des Verbotes von Zwangsräumungen an bei Menschen, die außerstande sind, ihre Hypothek zu bezahlen.
- also bei Menschen, die aufgrund von Arbeitslosigkeit, Lohnkürzungen, Steuererhöhungen und Rentenstreichungen außerstande sind, die Hypothek auf das einzige zu bezahlen, was ihnen noch geblieben ist.

Nun steht die griechische Regierung vor der heiklen Aufgabe, jene menschliche Tragödie zu managen, die von der Troika so zielstrebig wie ergebnisorientiert eingeleitet wurde. Was tun, nachdem die Häuser geleert und die Straßen gefüllt sein werden mit immer mehr wohnungslosen Menschen, von denen wiederum immer mehr zu dem Schluss kommen, dass sich etwas Besseres als der Tod nirgends finden lässt? Noch drängender: Wie jener imageschädigenden Wirkung gegensteuern, die der heranrollenden Massenobdachlosigkeit und neuerlichen Suizidwelle auf dem Fuße folgen wird?

Mut machen in harten Zeiten, heißt die Devise. Wie macht man einem verzweifelten, von Obdachlosigkeit bedrohten, suizidgefährdeten Volk Mut? Indem man ermutigende Zeichen setzt.

Und damit zu den guten Nachrichten aus Griechenland:
Ermutigende Zeichen aus den Obdachlosenasylen Athens
Ein neues Wohlfahrtsprogramm der Stadt Athen zielt darauf ab, den Menschen zu helfen und das Image der Hauptstadt zu verbessern
Neue Heime für wohnungslose Athener werden gebaut. Die Stadt, heißt es, habe die Zeichen der Zeit erkannt. Sie gehe mutigen Schrittes voran, um die Menschen zu ermutigen und das Image der Stadt zu verbessern, indem sie die Menschen ermutige, sich von der Straße ins Obdachlosenheim zu entfernen und damit das schmuddelige Stadtbild zu verbessern. Sie nennt dies einen "Wechsel in der Philosophie der Wohlfahrtspolitik".

(Lalaounis ist das teuerste Juweliergeschäft in Athen.)

Raus aus den Häusern, weg von der Straße, rein in die Heime.
Ich bin immer noch auf der Suche nach einem Namen für die philosophische Richtung, aus der der Wind weht.

2 Kommentare:

  1. "Ich bin immer noch auf der Suche nach einem Namen für die philosophische Richtung, aus der der Wind weht."

    der frau kann vllt. geholfen werden. ;)
    http://de.wikipedia.org/wiki/Panopticon

    bentham fiel mir erstmalig im schwarzbuch kapitalismus des leider viel zu früh verstorbenen robert kurz auf. und als ich gerade den blogeintrag gelesen habe kam mir sofort wieder die erinnerumg daran.

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    1. Aha. Überwachungsstaat also. Ergibt einen Sinn. Hätte ich auch gleich draufkommen können. Mit Dank zurück: Panopticon.

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