Donnerstag, 8. August 2013

Der Feind weilt unter uns


Na bitte. Da haben wir's. Der Terrorismus droht. Der Terrorismus naht. Er kommt immer näher und ist schon ganz nahe, zum Greifen nah, und wenn wir uns nicht schleunigst gegen ihn, den Feind im Innern, bewaffnen, ähm, wappnen, dann wird er zuschlagen mit gefährlichen Waffen, mit biologischen, chemischen, radiologischen Kampfstoffen, mit Sprengstoff, ja, sogar mit Selbstmordattentaten, und selbst vor Geiselnahmen wird er nicht zurückschrecken, der bedrohliche Feind in den eigenen Reihen.

Vergesst unser Geschwätz von gestern, von Al Qaida und all dem uns von außen bedrohenden Gelichter. Die wahre Brutstätte des Terrorismus seid ihr, Bürger dieses freien Landes, jedenfalls diejenigen unter euch, die zivilen Ungehorsam als Bürgerrecht fehldeuten statt ihn - wie wir es tun - als eine potentiell terroristische Straftat zu identifizieren.
In einem Antrag auf Bundeszuschüsse zählt die Polizei von Concord (der Hauptstadt von New Hampshire, Amerika) gewaltfreie Gruppen zu inländischen Terrorbedrohungen. 
"Aufgrund seiner Erfahrungen mit Terrorismus sieht der Bundesstaat New Hampshire die Gefahr vorrangig vom inländischen Typus des Terrorismus ausgehen", heißt es in dem Antrag. "Wir haben Glück, dass unser Bundesstaat bislang noch von keinem Anschlag des internationalen Terrorismus mit Massen von Opfern heimgesucht wurde. Allerdings ist die Bedrohung an der inländischen Front real und existent. Gruppen wie Sovereign Citizens, Free Staters und Occupy New Hampshire sind aktiv und stellen eine tägliche Kampfansage dar."
Eine Kampfansage, der wir hiermit entschieden den Kampf ansagen. Mit allen Mitteln. Und dazu brauchen wir Mittel. Und deshalb schnorrt die Polizei von Concord das Department of Homeland Security (DHS) um Geld an, um sich gegen die terroristische Bedrohung vor der eigenen Haustür zu bewaffnen, ähm, zu wappnen, also jedenfalls sich zu militarisieren.
In einem Antrag an das Department of Homeland Security (DHS), wo um über 250.000 Dollar ersucht wird für den Kauf eines gepanzerten Polizeifahrzeuges, benennt die Hauptstadt von New Hampshire den lokalen Ableger der Occupy Bewegung sowie das Free State Project - eine Initiative, um "freiheitsliebende Menschen" zur Umsiedelung nach Granite State (anderer Name für New Hampshire) zu bewegen - als potentielle Brutstätten von terroristischen Aktionen. 
Wie ernst wir die terroristische Gefahr aus dem nahen Umfeld nehmen, lässt sich erkennen an der absolut ernstzunehmenden Ausstattung des Kampffahrzeuges, auf das unser Polizeichef sein begehrliches Auge geworfen hat:
In dem Antrag der Stadt wird betont, das Fahrzeug - ein Lenco BearCat G3 - eigne sich zum Einsatz gegen terroristische Attentate, in denen "chemische, biologische und radiologische Stoffe ebenso verwendet würden wie Sprengstoff" sowie gegen "Selbstmordanschläge und Geiselnahmen". 
Entschieden tritt der Polizeichef jedoch allen Behauptungen entgegen, bei dem gepanzerten Kampffahrzeug handele es sich um einen Panzer: Sollten sich mal bloß abregen, all die hysterischen Leute, hat er gesagt, er habe keinen Panzer bestellt, sondern lediglich
"eine unbewaffnete gepanzerte Schachtel auf Rädern (box of armor on wheels)"
- also bitte, von Sichbewaffnen kann keine Rede sein, allenfalls von Sichwappnen, und zwar mit einem ausschließlich defensiven Zwecken dienenden militärischen Einsatzfahrzeug. Schließlich müsse die Stadt gegen den aufziehenden Terror verteidigt und die Sicherheit der braven Bürger gegen die Massenvernichtungsattacken der bösen Bürger geschützt werden.

Irgendwie kam jedoch die Sache mit der Terrorbedrohung aus der Bürgerschaft nicht so besonders gut an bei der Bürgerschaft von Concord. War für unseren smarten Polizeichef aber kein Problem. Der hat sich einfach öffentlich auf die Zunge gebissen, sich ein wenig zerknirscht gezeigt
"Im Rückblick wünschte ich, ich hätte das anders formuliert, ..."
- und gemeint, er hätte das alles gar nicht so gemeint,
... gemeint sei vielmehr gewesen der Bezug auf die "unberechenbare Natur von unberechenbaren Leuten, die sich mit ansonsten rechtmäßigen Situationen in Verbindung bringen".
Hat er das nicht toll formuliert im zweiten Anlauf, unser fabelhaft fabulierender Polizeichef? Einfach einen Satz in den luftleeren Raum gehängt mit einem dermaßen unberechenbaren Sinngehalt, dass sich von Stund' an praktisch jeder Bürger des berechenbaren Terrorismus verdächtigt fühlen muss. Genial, oder? Weil, genau darum geht es ja letztendlich, dass jeder Bürger die Hosen voll hat, sich nicht mehr aus dem Haus traut und eigentlich die Viertelmille für das gepanzertes Polizeifahrzeug eine völlig überflüssige Ausgabe wäre.

Obwohl.

Völlig überflüssig ist der gepanzerte Nichtpanzer natürlich nicht. Im Gegenteil. Weil, unser Polizeichef ist, um es allgemeinverständlich auszudrücken, richtig scharf auf das neue mobile Kampfteil. Der kann es kaum abwarten, bis er endlich in seiner box of armor on wheels sitzen und - rrömm-rrömm! - durch den Kugelhagel seiner terrorgeilen Bürger donnern darf.
"Junge, darin fühle ich mich richtig komfortabel, wenn draußen die Hochleistungsgewehre zugange sind."
Rrömm! Junge, Junge, das geht ab, das röhrt, das fühlt sich einfach saugut unterm Hintern an, das Ding muss her. Außerdem hat der Oberbulle von Washington DC bereits so einen Mörderschlitten, ist doch wohl klar, dass unser Polizeichef dann auch einen braucht, mindestens genauso groß wie der von dem, wenn nicht noch länger. BearCat G3, boah, allein schon der Name!

Das Kriegsspielzeug wird gekauft, so viel steht fest. Das DHS hat das Verlangen des Polizeichefs bewilligt und rückt die Kohle gerne raus. Die Stadtverwaltung von Concord steht geschlossen hinter dem Antrag. Unser Polizeichef sagt, die Bürger sollen sich mal nicht so anstellen, das sei gar kein Kriegsspielzeug, sondern lediglich
"... ein Werkzeug wie jeder andere Ausrüstungsgegenstand, und all diese Werkzeuge haben ihren angemessenen Verwendungszweck", 
- so wie Polizeipferde, Polizeihunde, Polizeimotorräder, Gummigeschosse, Wasserwerfer und Pfefferspray ihren angemessenen Verwendungszweck haben. Dienen allesamt der Abwehr terroristischer Bedrohungen aus der Bevölkerung. Zum Schutze der Bevölkerung. Dienen allesamt der Einschüchterung der Bevölkerung. Zum Schutze der Bevölkerung. Rrömm! Und natürlich als Spielzeug. Aber nie und nimmer als Kriegsspielzeug. Weil, Krieg gegen wen? Krieg gegen die eigene Bevölkerung? Nur weil wir von der
"realen und existenten Bedrohung an der inländischen Front" 
gesprochen haben?

War nicht so gemeint. Wird uns künftig nicht mehr rausrutschen. Und jetzt lasst uns in Ruhe. Wir wollen doch nur mit euch spielen. Rrömm!

1 Kommentar:

  1. Das ist der alte Jakobinerterror wie 1793/94 in Frankreich: Selbstherrlich, menschenverachtend und zutiefst kriminell und unethisch.

    Warum wurde eine derartige Schein-Rechtsstaatlichkeit und Schein-Demokratie mit Gewalt und Terror gegen das Volk (nachdem man vorher den konkurrierenden Adel abgeschlachtet hatte) etabliert?

    Als Platzhalter, der verhindern soll, daß sich wieder wirkliche Demokratie und wirkliche Rechtsstaatlichkeit (Thing, Palaver, Runde Tische usw.) , in den Völkern entwickeln - denn dann wäre es vorbei mit der Herrschaft des seit Jahrhunderten nach dem Prinzip des römischen Imperiums international organisierten Verbrechens.

    Wieso "wieder"? Weil die heutigen (d.h. seit sechstausend Jahren) herrschenden, üblen und menschheitsgefährdenden Verhältnisse (Atomtechnik u.a.m.) nicht natürlich sind, sondern Tag für Tag mit brutaler Gewalt des "Staates" gegen "seine" Bürger künstlich hergestellt werden müssen - wir nehmen es nur nicht mehr so gut wahr, weil wir bereits in dieses verdeckte Gewalt-Inferno hineingeboren wurden und garnichts anderes mehr kennen.
    Wie lange könnte ein Staat ohne Gewaltstrukturen wie Polizeit, Geheimdienst, Vollstrecker und Spitzel nach innen und außen überleben? Keine vierzehn Tage!

    "Staat" ist nichts anderes als der Terror von Lumpen und Idioten gegen die Rechtschaffenen - und das seit es ihn gibt - weltweit und ausnahmslos.

    Staat ist nichts anderes als mehrheitlich organisiertes Verbrechen - die Opferzahlen und Schadenssummen staatlichen Handelns, die die Menschheit in den letzten sechstausend Jahren weltweit zu verkraften hatte, belegen dies ausnahmslos, unwiderlegbar und ohne weiteres nachvollziehbar.

    Der Staat reißt den Menschen mit organisierter Gewalt aus seinem Naturzustand - das ist alles - der Rest ist Tarnung des Verbrechens und Irreführung der meist ahnungslosen und immer und immer wieder gutgläubigen und friedliebend-hoffnungsfrohen Opfer.

    Der Organismus "Gesellschaft" hat sozusagen Krebs:
    Während die einen ihrer Arbeitsteiligen Funktion nachgehen, hecken, weil von ehrlicher Arbeit freigestellt (Berufspolitiker, Berufspolizisten, Berufsjuristen, Berufssoldaten usw.) und zeithabend, die anderen tödliche Intrigen aus.

    Wir haben es mit organisierten Mördern zu tun - auch wenn diese im dunklen Anzug vor einem Sitzen und sich einen kultivierten Anschein geben - hinter ihnen stehen uniformierte Mörderbanden - dies sollte man stets bedenken, wenn man eine Amtsstube betritt - egal wo in der Welt: Es sind letztendlich Mörder - dies erfährt man spätestens dann, wenn die Vernunft dazu zwingt, ihrem Wahn zu widersprechen.

    Sollte man vor ihnen einknicken? Dies würde nichts bessern und diese noch ermutigen....


    F.

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