Montag, 6. Mai 2013

Von nichts kommt nichts



Nur wer arbeitet, soll auch essen. Nichts Neues aus dem satten Mund ehemaliger deutscher Arbeiterparteien. Nutzlose Schnorrer durchzufüttern kann (will) sich dieses System nicht leisten. Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen. Sonst kommt die Jugend noch auf dumme Gedanken, wenn die Eltern ungestraft auf der faulen Haut liegen.

Neu ist, dass die martialische Moralpauke den Heranwachsenden bereits im frühen Kindesalter eingebleut werden soll. Aufgepasst, Kinder: There is no free lunch (deutsch: Nichts gibt es für umsonst). Oder habt ihr etwa gedacht, wir füttern euch mit kostenlosem Schulessen durch, bloß weil eure nutzlosen armen Eltern kein Geld haben, um euch die hungrigen Mäuler zu stopfen? Nope, könnt ihr euch abschminken, because, you know, there is no free lunch, schließlich geht ihr in die Schule, um dort fürs Leben zu lernen.
"Ich halte es für eine gute Idee, wenn wir die Kinder für ihr Mittagessen arbeiten lassen: den Müll raustragen, die Treppenhäuser schrubben, den Rasen mähen - bringt ihnen bei, es (das Schulessen) sich zu verdienen. Wenn sie kein Mittagessen kriegen, werden sie in jener Nachmittagsklasse eben nicht lernen zu rechnen, sie werden nicht lernen, wie man einen Satz richtig aufbaut, sondern sie werden eine viel wichtigere Lektion lernen."
- nämlich die Lektion, dass das Versorgtwerden mit "free lunches" die "Arbeitsmoral" der Kinder verderbe und ihnen suggeriere, man "könne auf die leichte Tour" durchs Leben kommen; Zucht und Ordnung halt, kennt man ja.


Sowie - ganz wichtig - die systemerhaltende Lektion: Wer arm zur Schule geht, kommt auch arm wieder aus ihr heraus, denn das Kind armer Eltern hat frühzeitig gelernt, dass die Berufsbilder Hausmeister oder Putzfrau ihm auf den Leib geschneidert, hingegen Fähigkeiten wie Rechnen oder Schreiben für seinen Lebensweg entbehrlich sind.


Überdies lernt das Kind fast spielerisch die harte Lektion des Verdrängungswettbewerbes und der Ellbogenmentalität, denn irgendjemandem nimmt das schuftende Kind ja den bezahlten Job weg - und sei es den eigenen Eltern, die bislang als Hausmeister oder Putzfrau das wenige Geld verdient haben, von welchem sie ihren Kindern nicht genug zu essen finanzieren konnten. So bleibt quasi alles in der Familie.


Seinen Ordnungsruf wollte der republikanische Abgeordnete keinesfalls als "Bestrafungs-", vielmehr als "Erziehungsmaßnahme" verstanden wissen. Sollten die schlechterzogenen, verwöhnten und verweichlichten Kinder armer Eltern auf die innovative Erziehungsmaßnahme nicht anspringen, bleibt ihnen immer noch der Lebensweg in ein - sicherlich bald wieder in Mode kommendes - Arbeitshaus offen, wo von Armut betroffene Menschen aufgenommen und damit aus der Öffentlichkeit entfernt werden.

Die Umwandlung herumziehender Bettler in wirtschaftlich verwendbare Untertanen sollte durch Methoden der Arbeitserziehung erreicht werden.
Hat der republikanische Abgeordnete so nicht gesagt.
Aber mit Sicherheit gedacht.


3 Kommentare:

  1. Dass mich in diesen Tagen noch etwas sprachlos macht, hätte ich nicht (mehr) gedacht.

    Ich lag wohl falsch.

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  2. Ist bei mir im Prinzip so, nur dass ich vor Zwangsarbeit wegen Krankheit & Kenntnis meiner Rechte einigermaßen gut geschützt bin. Dafür werde ich aber mit meinem Kampf für meine Menschenrechte beschäftigt & dabei daran gehindert als hochbegabte Autodidaktin mir passende Abschlüsse zu besorgen!
    Endlich weiß ich ja auch wie!
    Hätte ich mich nicht so einschüchtern lassen, sondern wäre früher schon so hartnäckig gewesen, hätte ich schon längst die passenden Abschlüsse. Auch wenn das SIZ keinen passenden Abschlussweg anbietet- den gibt es doch
    Und ich meine, wenn ein/e Wissenschaftler/in sich endlich passende Abschlüsse zu seinem/ihrem Wissen besorgen will & wird dann vom Staat so wie Müll behandelt und dadurch daran gehindert ist das auch wie Ausbeutung von Kindern & Erziehung von Kindern zu minderwertigen Sklaven!
    Autodidaktische Wissenschaftler noch auf dem Weg in ein vernünftiges Berufsleben sind da im Grunde wie große Kinder!
    Auch sie müssen eigentlich noch einige Besuche bei Bildungseinrichtungen absolvieren für gerechte Berufschancen vor allem weil die Vorlage der Lehrbücher gefordert wird! Wenn die alten Lehrbücher verschütt gegangen sind durch Unglücke muss man eben erneut dutzende Bücher durchlesen auch wenn es diesmal vielsschneller geht!

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  3. Nicht zu vergessen übrigens, dass Wissenschaftler generell der Menschheit besonders nützen & da habe ich so einiges auf Lager an Theorien, Erfindungen & anderen Errungenschaften.

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