Freitag, 25. März 2011

Wehret den Anfängen


Bekanntlich ist Kriminalität ein gesellschaftliches Problem. Um Kriminalität gar nicht erst zum Problem werden zu lassen, wurde die Kriminalitätsprävention erfunden. Damit kriminalitätspräventive Maßnahmen greifen, müssen sie frühzeitig zum Einsatz kommen.
Weil, wo kommen wir sonst hin.

Zur wirksamen Prävention gehört das - wie gesagt, möglichst frühzeitige - Beeinflussen und Verhindern potentiell krimineller Karrieren. Am sinnvollsten fangen wir damit schon bei der jungen Generation an. Also, bei den Jugendlichen. Ach was, am besten bereits bei den Kindern. Oder halt, am allerbesten gleich bei den Kleinkindern, den Knirpsen, Krabblern und Hosenscheißern. Wäre ja noch schöner, sonst.
Kindern, die spielen, und Hühnern, die krähen,
soll man beizeiten die Hälse umdrehen.
Na gut, so martialisch wollen wir es nicht ausdrücken. Vielleicht besser so: Schäden verhüten, bevor sie auftreten. Ob nun auf öffentlichen Bürgersteigen oder an gefährdeten Kinderseelen. Schäden verhüten, genau. Klingt doch viel besser. Klingt irgendwie verantwortungsvoll. Verantwortungsvoll kommt immer gut.


Ein eklatanter Fall von Vandalismus im Vorschulalter verdeutlicht die Dringlichkeit präventiven Eingreifens des Gesetzgebers: Im australischen Melbourne wurden Kleinkinder auf frischer Tat ertappt, wie sie - schwerbewaffnet mit bunten Kreidestiften - den Bürgersteig vor einem Café mit graffiti-ähnlichen Schmierereien beschädigten. Graffiti! Illegal! Öffentliche Sachbeschädigung! Wenn das jeder! Wo kämen wir da hin!

Prompt erfolgte der Zugriff seitens der städtischen Behörden: Die Cafébetreiber wurden aufgefordert, den gesetzwidrigen Outdoor-Aktivitäten der lieben Kleinen unverzüglich einen Riegel vorzuschieben. Gut so. Weil, sonst müsste man ja die verwahrlosten Schmierfinken hinter Schloss und Riegel bringen. Präventiv, versteht sich. Weil, vom dreijährigen Schmierfinken zum pubertärenen Graffiti-Sprayer zum jugendlichen Straßendealer bis hin zum ausgewachsenen Zuhälter ist der Weg kurz. Weiß man ja.

Künftig sollen frühkindlich-kreative, besorgniserregende Delinquenzansätze scharf im Visier behalten, vulgo: im Keim erstickt werden. Wie aktuell verlautbart, tritt eine kriminalitätspräventive Sofortmaßnahme in Kraft: Das beliebte Kinderspiel Himmel und Hölle wird unter Androhung von Schwerstsanktionen verboten. Bei Zuwiderhandlung, liebe Kinder, droht den Kleinstkriminellen Schlimmes: Ihr kommt allesamt in die Hölle.



4 Kommentare:

  1. Ich fasse es nicht!Man, macht mich das sauer...
    Habe mir gerade noch die englischen Artikel durchgelesen, die Menschen (der sog. "westlichen Wertegemeinschaft")scheinen sich wirklich zurück zu entwickeln(oder knallen einfach durch?), das alles ist unglaublich.Und solche verspießten Typen, eigentlich schon Soziopathen, sitzen fast überall an der Macht. Kein Wunder, dass die Welt in solchem schlechten Zustand ist.
    Das sind Kinder, sie sollen kreativ sein!

    Danke für den Artikel! :-)

    AntwortenLöschen
  2. Meine Güte, Amatō, komm mal wieder runter. Da benimmt sich eine Stadtverwaltung wie Else Kling und Du verdammst gleich nicht weniger als die "westliche Wertegemeinschaft".

    Klar, das ist Mist, das ist albern, das ist auch kinderfeindlich oder einfach nur dumm. Viel fataler als solch Schildbürgereien empfinde ich die alltägliche Ignoranz gegenüber der Schutzbedürftigkeit von Kindern, angefangen von den Dingen, die den Kleinen in Unmengen als "Essen" angeboten werden bis hin zu den Ideen, die als "Wert, moralischer" die Verkrüppelung der Phantasie hin zum pawloschen Konsumententum langfristig voran treiben.

    DAS ist der wahre Sündenfall der "Westlichen Wertegemeinschaft", nicht diese Kreideaufregung. Die soll nur ablenken und den Blick weg von den wirklichen Problemen locken. Und auch hier stelle ich mir die Frage: Wie sehr sind wir, bin ich darin involviert?

    AntwortenLöschen
  3. @all.
    Lasst die Kinder doch einfach malen. Wir haben doch alle mit Kreide aufn Bürgersteig gemalt, als wir klein waren. Es gibt schlimmeres. ;-)) Politik interessiert die Kinder betimmt nicht... Die Australier waren nie für ihre Intelligenz bekannt.

    Kaychen

    AntwortenLöschen
  4. Vielen Dank für diesen pädagogisch wertvollen Lösungsansatz! Viel Besser als die ganzen jugendgefährdenden Aufrufe! Weg mit dem kriminellen Pack....wo kämen wir sonst hin?

    Erwachsene Menschen können so unglaublich...äh...ja....sch***e...sein.

    AntwortenLöschen