Samstag, 11. August 2012

Sommermärchen, das zehnte


In der nachrichtenarmen Sommermärchenzeit hat Deutschland mal wieder die Nase vorn und Grund, sich selbst zu feiern.

Und das in punktgenauem Hochleistung-PR-Timing: sitzt, passt, hat noch Luft bis zum morgigen Tag und macht aus Deutschland den Musterschüler, der es schon immer gern war und bitte bleiben möchte, weshalb es derzeit in ganz Europa so überaus beliebt ist und sich damit bestimmt noch höher katapultiert auf der Vereinigten-Vielvölker-Beliebtheitsskala, namentlich der südeuropäischen.

Wenn das kein fulminanter PR-Coup ist, mit dem das vorbildlich-mustergültige Deutschland europaweit Bella Figura machen möchte, dann weiß ich auch nicht. Die Imagekampagne strotzt nur so vor Superlativen und setzt sich aus den folgenden, rekordverdächtigen Marketing-Mix-Komponenten zusammen:

1. Arbeitslosigkeit in Europa auf Rekordniveau.

2. Die von Deutschland unnachgiebig geforderte Austerität lässt die Arbeitslosigkeit in Südeuropa weiter ansteigen.

3. Jugendarbeitslosigkeit in Griechenland und Spanien übersteigt die 50-Prozent-Marke.

4. Deutschland glänzt mit der niedrigsten Jugendarbeitslosigkeit ganz Europas.

5. Die neuesten Zahlen zu Deutschlands Jugendarbeitslosigkeit auf Rekordniedrigstniveau kursieren seit gestern.

6. Seit gestern deliriert die deutsche Presse trunken-taumelnd über Deutschland, den "sichersten Arbeitsmarkt für europäische Jugendliche", über Deutschland, das "sich stemmt gegen den europaweiten Trend", über Deutschland, in dem "man als Jugendlicher keine Zukunftsangst haben muss" bis hin zu "Jobatlas Europa - Deutschland top!"

7. Die Frohlocken auslösende Botschaft wurde am Freitag überbracht.

8. Wieso gerade am Freitag?

9. Dies "berichtete das Statistische Bundesamt am Freitag anlässlich des Internationalen Tags der Jugend, der am Sonntag ansteht", also morgen, am 12. August 2012.

10. Der Internationale Tag der Jugend, auch Weltjugendtag genannt, wurde 1985 durch die UNO proklamiert. Der Weltjugendtag 2012 steht unter dem märchenhaften Motto "Building a better world" (eine bessere Welt schaffen).

Ganz Europa freut sich schon auf morgen, wenn Deutschland als Niedrigst-Jugendarbeitslosigkeit-Europameister in den Ring steigt und allen zeigt, wie's geht: eine bessere Welt schaffen.

Dafür muss man sie doch einfach mögen, die Deutschen, oder?

1 Kommentar:

  1. ...es wird also Zeit, dass Deutschland wieder zu einem geliebten Führer kommt, damit wir wieder mal nach Osten...äähh..erst mal nach Süden reiten.....um endlich dise ganzen Augiasställe richtig auszumisten....lach

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