Wenn die Krise ihrem Höhepunkt zusteuert, wird es höchste Zeit, die Feindbilder zurechtzurücken.
Bürger gegen Banken, Nord gegen Süd, Oben gegen Unten?
Alles falsch. Der Intellektuellenboulevard weiß es besser:
Einer der größten Konflikte in den Euro-Krisenstaaten wird meist totgeschwiegen:
- na? Einer der größten, wenn nicht der größte Konflikt in den Euro-Krisenstaaten? Was könnte das sein? Ein Finanzsystem, das gelernt hat, dass Kriminalität sich auszahlt? Korruption unter Politikern, Büro- und Technokraten? Falsch, falsch.
Die Alten leben auf Kosten der Jungen. Höchste Zeit, dass die Jugend gegen ihre Eltern auf die Barrikaden geht.
Höchste Zeit, die Jungen gegen die Alten aufzuhetzen. Nicht obwohl, sondern weil in den Euro-Krisenstaaten generationsübergreifend gegen den Terror der Austerität und der sie verhängenden Interessengruppen gekämpft wird - ein unerträglicher Gedanke für einen bezahlten Aufwiegler von Schreibtischs Gnaden.
Scheinen die Menschen im Süden Europas doch bei ihren Protestaktionen recht gut zu wissen, wer der gemeinsame Feind von Jung und Alt ist: ein System, das beide um ihren Lebensstandard und ihre Zukunftsperspektiven beraubt. Egal, in Deutschlands Schreibstuben weiß man es wieder einmal besser:
Traue keinem Europäer über 30!
Zu mehr als einem billigen Griff in die 68er-Mottenkiste hat das Honorar offenbar nicht gereicht, drum gleich noch einen drauf:
"Die Alten sollen abhauen!"
rät das Mietmaul den Jungen, denn:
...in vieler Hinsicht ist die Euro-Krise ein Generationenkonflikt. Die satte Generation der Babyboomer, also der 50- bis 60-Jährigen, lebt in den Krisenländern auf Kosten der Jungen.
...und in vieler Hinsicht leben satte Auftragsschreiber auf Kosten der Berichterstattung generationsunabhängiger und -übergreifender Konfliktursachen. Das spalterische Aufhetzen nimmt seinen Lauf. Billig, aber immerhin bezahlt.
vom schmiergel kann man nichts anderes erwarten.
AntwortenLöschenjournalismus den man gewohnt ist, der aber den namen nicht verdient.
Zeitgleich bereist gerade ein spanischstämmiger Mitarbeiter desselben Blattes seine Heimat, "auf den Spuren der Krise", und schickt Reportagen von seinem "Visit to Absurdistan" (Titel der Serie, nur auf englisch kostenfrei zugänglich).
LöschenIm heutigen Teil berichtet er von einem Besuch im Dorf seiner Familie: Ein Onkel, Landwirt, ist heute genauso arm wie vor 20 Jahren. Seinen Cousin Pepe erkennt er nicht wieder: früher ein lustiger, umgänglicher Spaßvogel ("Pepe was one of the funniest people I know. No one could tell more dirty jokes. That Pepe no longer exists."), heute in psychiatrischer Behandlung ("The crisis has changed him, and it's changing Spain.")
Eine Reportage, die tausendfach Zeugnis ablegt vom Leid sämtlicher Generationen in Spanien. Was den im Post zitierten Texter desselben Blattes in keiner Weise von seiner Alt-Jung-Hetzkampagne abhalten lässt. Vielleicht begegnen sich die beiden ja mal auf dem Spiegelklo. Vielleicht wird einer der beiden kurzerhand runtergespült. Vielleicht auch nicht. Müssen ja beide von irgendwas leben.
Scheinbar haben sie bei SPON den Fleischhauer geklont.
AntwortenLöschenMich würde ja mal interessieren, wie der Herr Böcking das Altenproblem zu lösen gedenkt. Habe versucht, ihn per E-Mail dazu zu befragen, allerdings kam die Mail als unzustellbar zurück. Die Adresse auf der SPON-Seite ist also ein Fake.
Passt zu diesen feigen Drecksäcken. Hetzartikel schreiben, aber nicht konsequent zu Ende (also ohne Endlösung) und dann in Deckung gehen und feixend die Reaktionen beobachten.
Stichwort "Endlösung":
LöschenDie aktuell steil ansteigende Suizidrate in den südlichen Ländern dürfte sich auch bei Journalisten herumgesprochen haben, sogar bei denen von SPON. Die überwiegende Mehrheit von Selbsttötungen erfolgt durch Menschen fortgeschrittenen Alters, die, bedingt durch die Tot(!)sparmaßnahmen, Hand an sich legen.
Kürzlich zum Beispiel - ich glaube, es war in Spanien - beendete ein Mann sein Leben, damit seine Tochter seine Lebensversicherung ausbezahlt bekäme, um deren Hochzeit zu finanzieren. Das ging aus dem Schreiben hervor, das er hinterlassen hat.
Die Zahl der Selbstverbrennungen in Israel - ebenfalls 'austeritäts'bedingt - nimmt drastisch zu. Vor ein paar Tagen hat sich ein älterer Mann auf einer großen Protestdemonstration verbrannt. Einzige "Gegenmaßnahme" der Behörden: Die Polizei führt jetzt mehr Feuerlöscher auf Demonstrationen mit.
All dies wissen Journalisten. Sie wissen um die "Endlösung", zu der viele ältere Menschen in ihrer existentiellen Not greifen. Dass Journalisten solche Hetzkampagnen gegen die ältere Generation lostreten, geschieht gezielt und wider besseres Wissen - darin liegt der widerwärtigste Zynismus und der größte Skandal. Es ist, als ob sie den bereits Gestorbenen nochmals mitten ins tote Gesicht nachtreten.