Mir wär's peinlich, innerhalb von nur drei Wochen zweimal denselben Käse zu verzapfen, aber wenn andere es können, tu ich es halt auch.
Schon wieder werden in Italien (Monti) "Lichtblicke am Ende des Tunnels" gesehen. Diesmal just an dem Tag, an dem die rekordverdächtigen - offiziellen! - europäischen Arbeitslosenzahlen (mehr als 18 Millionen Menschen) veröffentlicht wurden: In Italien sind sie mit 10,8 Prozent (2,8 Millionen Menschen) auf dem höchsten Stand seit acht Jahren; innerhalb eines Jahres ist dort die Arbeitslosigkeit um 37,5 Prozent hochgeschnellt. Allein zwischen Mai und Juni kamen 73.000 Menschen ohne Arbeit hinzu, die sich in einem sehr dunklen Tunnel fühlen dürften, einem Tunnel, der immer länger und bevölkerter werden wird, je länger die politische Klasse ihren derzeitigen Kurs beibehalten und mit ihren Totsparmaßnahmen den Trend fortsetzen wird.
Die aktuellen Zahlen hindern den italienischen Ministerpräsidenten keineswegs an seinem beschwingten Halluzinieren. Demnächst wird er mit erleuchtetem Tunnelblick verkünden, mit seinem jüngst im Senat durchgepaukten "harschen Spar- und Reformprogramm" habe er der Wettbewerbsfähigkeit seines Landes gewaltig auf die Sprünge helfen können. Das kostet zwar ein paar Arbeitsplätze mehr, hilft aber ungemein dabei, "verlorenes Vertrauen am Finanzmarkt zurückzugewinnen". Um nichts anderes geht es dem ehemaligen Goldman Sachs Investmentbanker Monti, der nach Berlusconis Abgang ins Regierungsamt installiert™ wurde (so sagt man, wenn einer ins Amt gehievt wird, ohne gewählt worden zu sein).
Statt also lang und breit drumherum zu reden, sollte einer wie Monti nicht des Halluzinierens verdächtigt, vielmehr ob seines Klarblickes gelobt werden. Denn natürlich sieht der Ex-Banker einen (für ihn) ganz realen Lichtblick am Ende des Tunnels: das Licht der sprunghaft ansteigenden Arbeitslosigkeit. Alles eine Frage der Perspektive.
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