Sonntag, 25. Juli 2010

My Blue Heaven


Sonntags ist Museumstag. Gerade war ich in einem zauberhaften Museum zu Besuch, leider nur virtuell, dafür kostengünstig. Aber um dieses Museum live besuchen zu können, würde ich sogar meine allerletzten Kröten zusammenkratzen und dafür drei Tage lang nur Bohnen mit Reis essen.

Nichts gegen Bohnen mit Reis. Es war das Lieblingsgericht von Louis Armstrong und blieb es, selbst als er ein berühmter und gefeierter Musiker geworden war.
After all the time on the road, Louis said he was sick of eating filet mignon and the like, and really just craved some simple homemade comfort food,
erzählt eine langjährige Nachbarin von Armstrong im Stadtteil Queens, New York City. Dort steht Satchmos Wohnhaus - mittlerweile zum Museum umfunktioniert. Am zauberhaftesten finde ich die Küche: in unwiderstehlich leuchtendem, frischem Blau, und die Türen der Küchenschränke sind mit Klavierbändern montiert. Mit Klavierbändern!

Aber zurück zum bevorzugten bodenständigen Soul Food des Meisters. Louis Armstrong war in New Orleans aufgewachsen und liebte rote Bohnen mit Reis - so sehr, dass er seine persönlichen Briefe gern unterzeichnete mit
Red Beans & Ricely Yours! Louis Armstrong.
So sehr ich Satchmo verehre - aber ich hätte sonntags in der Kirche nicht hinter ihm sitzen wollen. Leave it all behind ya, man.

Auf jeden Fall hat der Trompeter und Sänger stets auf eine gute Verdauung geachtet. Ein Exponat in der Museumsküche legt davon Zeugnis ab:

Online-Tour mit Slideshow durch die Küche von Louis Armstrong bei thekitchn.com

Swiss Kriss, ein Abführmittel auf Kräuterbasis: Louis Armstrong nahm es gewissenhaft nach den Mahlzeiten ein und bot es einmal sogar bei einem Dinner den Mitgliedern der Britischen Königlichen Familie an; seine Vorliebe fürs Bodenständige beschränkte sich nicht aufs Essen.

Im Museum gibt es ein Rezept für Creole Red Beans (Kidney) And Rice nach Art des Hauses: Es war im Nachlass bei den persönlichen Notizen des Künstlers gefunden worden. Bemerkenswert ist Armstrongs Serviervorschlag am Ende des Rezepts:
To serve on dinner plate - Rice then beans, either over rice or beside rice, as preferred...Twenty minutes later - Bisma Rex and Swiss Kriss.
Down-to-earth waren auch die Selbstvermarktungsmaßnahmen des Künstlers: Seine persönliche Grußkarte (rechts) lässt keinen Zweifel an Satchmos deftigem, nicht immer salonfähigen Humor und an seiner Vorliebe fürs Durchgeknallte ("Swiss Krissly"!). Auch dafür liebe ich ihn.


Louis Armstrong bläst und scattet im Duett mit dem Trompeter Dizzy Gillespie Umbrella Man. Zwei bodenständige Musiker mit Sinn fürs Deftige, Komische. Einerseits genial, andererseits sehr, sehr lustig.

2 Kommentare:

  1. schaust du dir jeden sonntag etwas museums-artiges an? oder ist museumstag nur ein feststehender begriff, den ich nicht kenne ;)? die küche finde ich übrigens genauso großartig wie du!

    AntwortenLöschen
  2. Nee, mache ich nicht jeden Sonntag; heute zum Beispiel faulenze ich nach Kräften. Aber du weißt ja, wie das mit dem Netz ist - du bist wild entschlossen zu faulenzen, aber dann stolperst du über etwas phänomenal Gutes und wirst zum Kulturjunkie.

    'Museumstag' deshalb, weil der ordentlich erwerbstätige Teil der Bevölkerung eben nur sonntags ins Museum geht ;).

    AntwortenLöschen