Freitag, 23. Juli 2010

Ihr Bequemschuh-Spezialist


Schuhe als Thema gehen immer. Besonders wenn sie rot sind. Erst recht wenn sie rot sind und aus Amerika kommen. Weil man ja denkt, alles Hippe kommt aus Amerika und wird deshalb auch im alten Europa Furore machen.

Was aber, wenn sich bei näherem Hinschauen herausstellt, dass die hippen roten Schuhe gar nicht aus Amerika kommen, sondern aus Deutschland? Wo sie allerdings ein ungeliebtes, weil orthopädisch kontaminiertes Dasein fristen und als Alte-Damen-Treter verunglimpft werden (nein, nicht zum Alte-Damen-treten, so weit kommt's noch.)

Anders in Amerika.

Was in Deutschland - dem Phänomen lilafarbener Unterwäsche nicht unähnlich - gern als modisch absolutes No-go und 'letzter Versuch' gebrandmarkt wird, gilt drüben als letzter Schrei. Überschrift bei Slate:
How an obscure German orthopedic sandal became chic.
Erzählt wird die aktuelle Erfolgsgeschichte des Bad Wörishofener Gesundheitsschuhs - drüben, nicht hüben. Die Autorin ist bekennender Worishofer-Junkie und outet sich nicht ohne Stolz:
"I am frequently complimented on my Worishofer slingback sandals."
Während der fußgesunde Komfortschuh sich hierzulande an Trägerinnen unter 50 - namentlich den modisch orientierten - eher öffentlichkeitsscheu verhält, schnellen in Amerika die Verkaufszahlen bei den unter 40-jährigen Schuhfreaks nach oben, bei den unter 30-jährigen explodieren sie nachgerade. Dort sieht man den gesunden Piefkeschuh immer öfter an den nackten Füßen von Celebrities aus Film und Fernsehen, bevorzugt in rot. Und das im Land der Manolo-Blahnik-Stöckelböcke (= hohe Absätze, hohe Preise).

Wie man liest, reißen sich die New Yorker Edel-, In- und Trendboutiquen um den ältlich daherkommenden deutschen Urtyp; der Worishofer Oma-Look gilt als ultracool. In amerikanischen Großstädten, in denen täglich endlose Strecken zu Fuß zurückgelegt werden, schwören berufstätige Frauen auf das funktionale Wörishofer Fußbett.

Hierzulande schwören darauf höchstens die Mädels im gastronomischen Service. Und auch dies nicht flächendeckend - eine Kleinstumfrage am Arbeitsplatz erbrachte signifikante Ablehnungswerte: Von hochgezogenen Augenbrauen bis "pfft, Hühneraugenschuhe" war alles dabei; Glamourfaktor gleich null.

Wobei sich ja in Wirklichkeit Stöckelböcke und Hühneraugenschuhe keineswegs ausschließen, im Gegenteil: Das eine führt geradewegs zum andern. Erst waren es die high heels an den Killerstilettos, jetzt sind es halt die hohen Absätze bei Hühneraugenschuhen. Womöglich stecken beide Hersteller unter einer Decke.

2 Kommentare:

  1. ich bin dankbar, denn meine füße schreien vor schmerz, wenn ich absätze trage - das war vor 1o jahren auch noch anders. und ich würde durchaus gern hohe schuhe tragen, weil ich es hübsch finde. grmpf. ich trage zur zeit kufenberg. ist auch so schlimm ;), aber meine sind ganz hübsch, nicht wirklich omarig.

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  2. Die Pfälzer haben es drauf - ich war grade auf der K-Homepage. Die "lehnen sich stets in feiner Abstimmung mit dem Zeitgeist weltweit an...", doch, die Schuhe sind durchaus nicht unzeitgeistig.

    Aber Mode hin, Mode her, ich bin ein Fan schöner (nackter) Füße, und die sind mit High Heels nun mal nicht zu haben.

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