Dienstag, 13. Juli 2010

African Ginger Ale


Dieser dauernde Durst kann einem auf den Wecker gehen. Man trinkt und trinkt und hat trotzdem Durst oder immer noch Durst oder schon wieder Durst. Irgendwie ist das viele Trinken auch anstrengend, finde ich, dieses ständige Hängen an einer Wasserflasche, diese riesengroßen nimmersatten Schlucke, dieses Gegluckere und Geschwappe im Bauch, und dann schließlich dieses - ja sorry, gell, aber so ist es - Rülpsen. Das muss ja dann auch irgendwohin, nicht wahr. Und was kommt am Ende bei alldem heraus? Nichts als neuer Durst.

Mitleidig beobachtete mich heute die senegalesische Küchenhilfe, als ich wieder mal gierig und endlos lange an der Wasserflasche hing und mich hernach, erschöpft schnaufend, an den großen Kühlschrank lehnte. "Machst du falsch", meinte sie kopfschüttelnd, "wenn trinken, dann rrrichtig!", mit diesem wunderschön hart gerollten und anschließend fast ausgespuckten R. Sie reichte mir ein Glas mit Flüssigkeit und vielen Eiswürfeln.

Ich roch daran. Es roch umwerfend gut. Würzig, kräftig, irgendwie krautig, aber doch fruchtig und so, dass es beim Schnuppern die Nasenschleimhäute aufs angenehmste erfrischte und kühlte.

Ich nippte daran. Es schmeckte noch umwerfender. Würzig, kräftig, krautig, fruchtig, eigenwillig, frisch, eiskalt, süß - und scharf wie die Hölle. Oh Herr, war das scharf. Es war Ingwer.

Muss man mögen. Wer Ingwer mag, wird das Getränk lieben. Schon ein kleiner Schluck löscht das Durstgefühl; was bleibt, ist reiner Genuss. Dieses göttliche Gesöff lässt sich nur in ganz kleinen Schlucken genießen, sonst steigt dem Trinker ein feuerspuckender Drache aus dem Rachen. Hält er, der Trinker, dagegen ihn, den Drachen, in Zaum, verwandelt sich das spontane Brennen im Hals blitzschnell in eine kühle, klare, saubere Schärfe. Und das nachhaltig: Diese kalte Tiefenschärfe im Schlund bleibt noch lange bestehen; sie ist die reine Wohltat. Bei jedem Atemzug, bei jedem Sprechen oder Schlucken ist sie zu spüren.

Klingt jetzt fast nach Drogenerlebnis, aber so viel ich weiß, ist Ingwer im pharmazeutischen Sinne eine Droge, oder halt Arznei, was ja ein und dasselbe ist und mir außerdem egal bei der Hitze.

Der langen Rede kurze Zubereitung oder wie aus einer braunen Knolle ein süchtigmachender Longdrink wird:

Die ungeschälten Ingwerknollen grob zerhackt in den Mixer geben und pürieren.
Das Ingwerpüree in einen Krug füllen und mit kaltem Wasser aufgießen.
Zehn Minuten ziehen lassen. Während des Ziehens immer wieder dran schnuppern, zum Zwecke des vorzeitigen Highwerdens.
Das Püree in einem Sieb auffangen - fertig ist der Ingwersaft.
Viel Eiswürfel ins Glas.
Viel Zucker ins Glas.
Heftig umrühren.
In kleinen Schlucken schlürfen.
Beim Ausatmen kräftig hecheln.
Laute des Wohlbehagens ausstoßen.
Je nach Geschmack ein wenig von dem Ingwerpüree mit ins Glas geben, gut umrühren, in sehr kleinen Schlucken schlürfen.
Beim Ausatmen noch kräftiger hecheln.
Noch lautere Laute des Wohlbehagens ausstoßen.
Lustvoll feststellen, dass man schon wieder Opfer einer Sucht geworden ist.

1 Kommentar:

  1. hrmpf. SEHR schade, daß ich gerade erst in meinem feed-reader aufräumen kann [immer noch nachhol-bedarf vom urlaub im mai ^^] und das jetzt erst [bei ~19 grad draußen] lese. nichtsdestotrotz - jetzt wird ingwer gekauft. als tee mache ich das ja schon länger: ingwer in hauchdünne scheibchen schnibbeln, kochendes wasser drauf und trinken. bei bedarf mit etwas zucker. auch saulecker.

    ach, und wußtest du, daß man ingwer einfrieren kann? :D

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