Mittwoch, 7. Oktober 2009

Unter den Linden


Lindenstraße? Als Thema in meinem Blog? Wäre mir nicht im Traum eingefallen, als ich mit dem Bloggen anfing.

Weder Lindenstraße noch Wasserstraße. Noch Mirabellenbäume. Oder dass ein Regenbogen mich je zu einem Blogbeitrag animieren würde - nie im Traum wäre mir so etwas eingefallen. Nichts gegen Regenbögen, hätte ich gesagt, sie sind schön anzusehen, aber mehr muss zum Thema Regenbogen eigentlich nicht verlautbart werden. Wegen verschärfter Kitschgefahr. Mich übers Wetter oder die Jahreszeiten bloggend zu verbreiten, wäre mir irgendwie trivial erschienen. Vorausgesetzt, so etwas wäre mir überhaupt eingefallen.

Inzwischen fallen mir solche Trivialitäten ständig ein und auf. Längst finde ich sie nicht mehr trivial, sondern immer interessanter und bewegender. Mein jetziger Arbeitsplatz bringt es mit sich, dass ich sensibler geworden bin für das Kommen und Gehen der Jahreszeiten. Weil ich so früh aufstehen und so lange radfahren muss. Es sind die vierzig Minuten Fahrweg in der Frühe (mit Steigungen) und die dreißig Minuten Rückfahrt (rollen lassen). Es ist das Draußensein. Das Unterwegssein. Die Luft. Das Wetter. Die Bäume. Die Früchte. Das Laub. Der Geruch. Die Veränderung. Die langsame, stetige Veränderung. Tag für Tag. Nichts bleibt wie es ist.

Heute hat sich in der Lindenstraße der Sommer noch einmal aufgebäumt. Regenschwere, warme, windige Luft mit viel Sonne. Im T-Shirt radfahren. Den Sommer auf der Haut spüren. Im Oktober. Mit jedem Windstoß flatterte ein Schwung gelber Blätter von den Ästen, taumelte unschlüssig durch die Luft, ließ sich schließlich am Boden nieder. Mitunter landete ein gelbes Blatt auf meiner Schulter oder meinem Arm. Die Zeit verging spürbar.
Voller Staunen dachte ich: Wie doch die Zeit vergeht!, was als Gedanke okay ist. Geschrieben wäre es trivial. Aber es trifft den Kern der Sache.

4 Kommentare:

  1. habe gerade nochmal Ihren bloggrund nachgelesen :). bei mir war's die diplomarbeit, die mich waahnsinnig gemacht hat. und mein leichter hang zur prokrastination. und später dann mary, die mich beim wort genommen hatte, was 'erhöhen der postfrequenz auf täglich' anging :). und seitdem...

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  2. Der Bloggrund ist geblieben und wird es immer bleiben; nur, dass die Witterung etc. mich derart beschäftigen würde - das hätte ich am Anfang nicht gedacht. Jetzt z.B. ist es fünf Uhr und sommerliche 23 Grad und ich im T-Shirt und draußen mondhell - ist doch der Hammer, oder ;)?

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  3. So ein Blog wird mit der Zeit ein Selbstläufer. Irgendwann schreibt man Dinge, über die man am Anfang vielleicht nicht mal nachgedacht hat.
    Ich gehe manchmal morgens laufen. Und wenn ich jetzt so drüber nachdenke: Da nehme ich die Umgebung auch viel intensiver war, als wenn ich abends laufe...
    Egal ob trivial oder tiefsinnig - ich freue mich auf jeden neuen Eintrag hier - auch wenn ich mich so gut wie nie dazu äußere.

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  4. Das mit dem Selbstläufer kommt hin - danke für die Rückmeldung.

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