Sonntag, 4. März 2012

Wir sind alle Griechen




In einer aktuellen Botschaft aus ihrer Generalversammlung, mit der sich die Aktivisten an die Öffentlichkeit wenden, stellen diese klar, worum es ihnen bei der Besetzung geht: einerseits um die schlecht (oder gar nicht) bezahlten Ärzte und Mitarbeiter des Krankenhauses - aber nicht ausschließlich; andererseits um die Gefährdung von Leib und Leben, mit der das kollabierende griechische Gesundheitssystem die Bevölkerung bedroht - aber nicht ausschließlich. Worum es den Krankenhausbesetzern in ihrem Kampf geht, sind "die Menschenrechte" schlechthin: Die aktuelle Bedrohung
...richtet sich nicht nur gegen eine Nation oder gegen ein paar Länder oder gegen einige soziale Schichten, sondern gegen die Unter- und Mittelschichten in Europa, Amerika, Asien, Afrika, in der ganzen Welt. Das heutige Griechenland stellt das morgige Bild von Portugal, Spanien, Italien und dem Rest aller Länder weltweit dar.
Vermutlich würden deutsche Medien ihren propagandistischen Messern sofort einen Neuschliff verpassen, wenn sie solche Sätze aus Griechenland zur Kenntnis nähmen:
Dies ist ein Krieg gegen das Volk, gegen die gesamte menschliche Gemeinschaft. Wer behauptet, die Staatsverschuldung Griechenlands sei die Verschuldung des griechischen Volkes, der lügt. Es ist nicht die Verschuldung des Volkes. Die Verschuldung wurde verursacht von den Regierungen in Zusammenarbeit mit den Bankern, um das Volk zu versklaven. Die Kredite für Griechenland werden nicht für Löhne, Renten und Soziales verwendet. Genau das Gegenteil ist der Fall: Löhne, Renten und Sozialbudgets werden benutzt, um die Banker zu bezahlen. Sie lügen. Entgegen ihren Behauptungen wollen sie keine schuldenfreie Gesellschaft. Sie selbst verursachen die Schulden (mit der Hilfe korrupter Regierungen und Politiker), um selbst Nutzen daraus zu ziehen. Sie gaben Griechenland einen Banker als Premierminister, um sicher zu gehen, dass dieser "Job" ordentlich ausgeführt wird. Unser Premierminister Lucas Papademos wurde nie gewählt. Er wurde ernannt von der EZB und den Bankern mithilfe europäischer und griechischer korrupter Politiker. Das ist es, was sie unter "Demokratie" verstehen.
- aber sie nehmen solche Sätze erst gar nicht zur Kenntnis, weil sie sich in der Stallwärme korrupter EU-Politiker wohler fühlen als in der brutalen menschlichen Realität draußen.

Wenn wir dieser Wahrheit nicht ins Auge schauen, werden wir bald alle Sklaven sein mit einem Gehalt von 200 Euro oder weniger im Monat. Das heißt, nur diejenigen von uns, die überhaupt einen Job finden. Ohne medizinische Versorgung, ohne Renten, obdachlos und am Verhungern. Tausende von Griechen leben auf der Straße und hungern.
Es geht uns nicht um Schwarzmalerei, sondern um die Wahrheit. Die Realität ist keinem finanz- oder währungspolitischen Unfall oder Fehler zuzuschreiben. Sie ist nur der Anfang der hässlichen Phase eines langen Prozesses, der einem sorgfältig ausgearbeiteten Plan folgt, einem Prozess, der bereits vor Jahrzehnten begonnen hat.

Wir müssen miteinander gegen diesen neoliberalen Plan kämpfen. Genau das ist es, was wir - in Kilkis und in vielen Städten auf der ganzen Welt - tun.
Vorerst, schreiben die Besetzer von Kilkis, sei ihnen Solidarität wichtiger als Spendenbereitschaft:
Was wir im Augenblick am dringendsten brauchen, ist moralische Unterstützung und Öffentlichkeit. Lokale Kämpfe auf der ganzen Welt müssen sich ausbreiten und massiv unterstützt werden, wenn wir den Krieg gegen das korrupte System gewinnen wollen.

Wem beides ein Bedürfnis ist - sich mit den Griechen zu solidarisieren und zu spenden -, findet bei Michalis Pantelouris einen aktuellen Aufruf:


(Bilder: G. Nikolakopoulos via bleeps.gr)

Update:
Solidarität hat viele Gesichter:
The Artist Taxi Driver
via rhizom: "Fuck Workfare, Hate Capitalism"

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen