Donnerstag, 24. Januar 2013

Vermummungsgebot


Tja, dumm gelaufen. Irgendwie. Mitunter ist es halt kein Zuckerschlecken, Mitglied der herrschenden Klasse zu sein, jedenfalls nicht überall. Zum Beispiel in Athen. Dort darf sich derzeit keiner einbilden, er würde automatisch zum Sympthieträger beim gemeinen Volk, bloß weil er so gekleidet durch die Gegend rennt:

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- denn es könnte sich ja um ein Exemplar jener zahlreichen Troika-Platzhirsche handeln, die durch die griechische Hauptstadt promenieren, um das Land Austerität und Mores zu lehren - im universal-bürokratischen Business-Habit. 

Und weil, erstens, diese Spezies sich beim Durchschnittsgriechen nicht allzu großer Beliebtheit erfreut und sich, zweitens, Bombenanschläge auf Troika-freundliche Institutionen in Athen häufen, musste dringend etwas getan werden - zum Schutze der gefährdeten Troika-Gehilfen. Also jener Antipathieträger, die sich herzlich wenig um den Schutz der Überlebensinteressen des durch Austeritätsreglementierung gefährdeten Durchschnittsgriechen scheren.

Neueste Anweisung von ganz oben (Hauptsitz Brüssel): Ab sofort wird Tarnkleidung angelegt! Ab sofort rennt keiner von euch mehr im verdachterregenden globalen Business-Outfit durch Athen! Ab sofort kehrt ihr eure missliebige Identität unter den Teppich und betreibt verdeckte Ermittlungen! 
Wie? So:
Tragt schäbige Klamotten, vermeidet teure Krawatten und Manschettenknöpfe. Sollten eure Haare auffällig getönt sein, tragt lieber Kappen oder Filzhüte.
Banggg! Was für ein herber Schlag gegen den Berufsstolz jener Euro-Handelsreisenden, die es bis zur mittleren Managementebene der oberen Klasse geschafft haben; jener Ebene, auf der bekanntlich Kleider Leute machen, der Designerschlips den erfolgreichen Status signalisiert und die blinkenden Manschettenknöpfe das aufgepumpte Ego liebkosen. 

Das soll jetzt alles eingemottet werden? Und das stromlinienförmige Ego - Gott erbarme sich seiner! - sich schäbig einkleiden auf gammeligen Flohmärkten und in ärmlichen Second-Hand-Läden? Filzhut auf die Fönfrisur? Schäbiger Schlabberlook als Täuschungsmanöver? Arme-Leute-Camouflage im Dienste der Austeritätsdiktates? 

Tja, dumm gelaufen, irgendwie. Harte Zeiten für harte Troika-Jungs. Da müsst ihr durch, und wenn euch die Steine reihenweise aus der Krone und die Manschettenknöpfe in die Gosse fallen. 

Ansonsten wünsche ich aus tiefstem solidarischem Herzen jedem verarmten Griechen in abgetragenen Klamotten, dass er künftig nicht unfreiwillig Opfer des Brüsseler Etikettenschwindels und mit einem Undercover-Troikaner verwechselt werden möge. Die bürgerkriegsähnlichen Folgen wären unabsehbar.


*** Bildquelle: 
Die sehr empfehlenswerte Website ECONOMY, "an exhibition project that aims to generate constructive public discussion on how the economy impacts upon life. It addresses issues that range from migration, labour, sexuality and the crisis of democracy to the quest for alternative futures."
via anticap

1 Kommentar:

  1. Deine Empfehlung dürfte wenig hilfreich sein, denn die deutschen Soldaten wurden in Zivilkleidung in Iskerun von Türken attackiert.

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