Montag, 10. September 2012

Strafanstalt Europa


Wie das halt so ist in Familien: Da gibt es liebe Kinder und böse Kinder. Brave, gehorsame, gefügige Kinder und schwierige, ungebärdige, kaum zu bändigende Kinder.

Während die lieben Kinder artig ihre Hausaufgaben machen, schlagen die bösen Kinder über die Stränge. Letztere bedürfen der harten Hand. Denn wenn die bösen Kinder nicht hart bestraft werden, könnten die lieben Kinder plötzlich auf dumme Gedanken kommen.


So war das schon immer, seit es eine schwarze Pädagogik gibt. Darum spricht die schwarze Pädagogik auch so gern von schwarzen Schafen.

Und weil die schwarze Pädagogik so erfolgreich war im Heranzüchten kriecherischer Untertanen (also dessen, was vor Urzeiten mal als autoritärer Charakter bezeichnet wurde; welchen gefälligen Wort-Remix gibt es dafür eigentlich heutzutage?), bedient sich die EU-Elite inzwischen gern der schwarzpädagogischen Rhetorik. Schön von oben herablassend, gönnerhaft zwischen Zuckerbrot und Peitsche changierend, die autoritär-omnipotente Vaterfigur gebend.


In einem aktuellen Interview vergleicht der Generalsekretär der OECD José Ángel Gurría krisengeschüttelte südeuropäische Länder mit "ungezogenen Kindern". Selbstredend nicht alle südeuropäischen Länder, sondern nur die bösen, die aus der Art schlagenden. Die lieben Kinder sollten zur Belohnung dafür, dass sie "ihre Hausaufgaben brav gemacht" und ihre "Kinderzimmer hübsch aufgeräumt" haben, aus EZB-Draghis Bond-Einkaufswundertüte reich beschenkt werden. Die bösen Kinder hingegen, die mit den versaustallten Räuberhöhlen und vernachlässigten Hausaufgaben, die sollten mit schlechtem Beispiel voran- und damit leer ausgehen.


Weil, Strafe muss sein. Anders kriegt man diese missratenen Gören nicht zur Räson. Disziplinierung heißt das scharzmagische Zauberwort. Zucht und Ordnung. Und wenn alles finanzpolitische Gepeitsche nichts nützt, wird halt die Prügelstrafe wieder eingeführt. Es ist nämlich so: Solange ihr nichtsnutzigen Plagen eure ungewaschenen Füße unter unseren Euro-Tisch baumeln lasst, wird nach unserer Pfeife undsoweiterundsofort ... ist das klar?


1 Kommentar:

  1. Ja,ja immer die bösen Wölfe.
    Das die Armen auch Hunger haben sieht wieder mal keiner.

    Gruß fischi

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