Donnerstag, 30. Juni 2011

Empörtes Frühstück


Es ist noch früh am Tage.

Die Stimmung ist am Nullpunkt.

Draußen Dauerregen mit nachhaltigem Grauschleier.

Im Radio lauter Quakfrösche.

Quaken von der "neuen Chance" und der "gesicherten Zukunftsperspektive", auf die Griechenland sich seit gestern freuen darf.

Stimmung sinkt unter die Nullgradgrenze.

Der Nachrichtenfrosch quakt mit tadelnder Stimme von "Krawallen", die gestern den lieben langen Tag versucht hätten, Griechenlands neue Chance auf eine gesicherte Zukunftsperspektive zu gefährden, "angezettelt von ein paar Hundert jugendlichen Gewalttätern".

Stimmung komplett im Eimer.

Kalt duschen. Kaffee kochen. Kaffee trinken. Nützt alles nichts.


Purzelt aus dem Internet ein frischgebackenes Brötchen entgegen.

Knusprig. Boshaft duftend. Mit Biss.

Mit wertvollen Zutaten: Satire. Sarkasmus. Frechheit.

Frühstücken. Stimmung hebt sich. Kaffee schmeckt plötzlich wieder.

Regen egal. Grauschleier egal. Radio aus.

Nochmal ins Brötchen beißen.

Und nochmal.

Nahrhaft. Stärkend. Lebensgeister wachrufend.

Stimmung gerettet.

Tag kann beginnen.

Kudos!

Dienstag, 28. Juni 2011

48 Stunden auf der Straße


Power hat einen Namen:

Syntagma Square, Athen.


24 Stunden auf der Straße
We were deceived.

We were underestimated.

They thought we were asleep in their nightmare.

But we woke up!

We gathered at the squares,

we came to know each other,

we started to transform our dreams into reality,

all together,

united,

with solidarity and dignity.

Now is is us who talk, and they that are afraid!

We will not rest in, until those who stole from us pay.

We will not go unless all those who plunder our lives

and burn our future go first.

28 and 29 of June, 48 hours in the streets!

All Greece in Syntagma Square!

The midterm agreement shall not pass!


People's Assembly of Syntagma Square
People's Assemblies of districts and region
Unions and Syndicates

Direct Democracy Now


Kudos!

Montag, 27. Juni 2011

Griechische Panzervisionen


Entweder hat der stellvertretende griechische Ministerpräsident Theodoros Pangalos sich ein bisschen zu weit aus dem Zeitfenster gehängt, oder er kann seine nostalgischen Gefühle bezüglich der griechischen Militärjunta nicht im Zaum halten. Jedenfalls meint Pangalos, ein paar anständige Panzer wären das Mittel der Wahl, sollte es in Griechenland zu dem von ihm beschworenen "grauenhaften Szenario" kommen.

Wodurch sieht er das Szenario des Grauens heraufdämmern?
"Wenn wir bis zum 12. Juli das Geld nicht bekommen...",
also, das Geld aus den EU/IMF-Töpfen, welches großzügig sprudeln wird, sofern die griechische Regierung sich zu noch härteren Spar- und umfänglichen Privatisierungsmaßnahmen breitschlagen lassen wird.

Sollten jedoch die Big Spender knausern, weil ein paar halsstarrige Parlamentarier (und ein komplettes Volk) sich dem geplanten Totalausverkauf querlegen - wie sieht er dann aus, Pangelos' fleischgewordener Alptraum?
"Die Banken wären umringt von verängstigten Menschen, die ihr Geld abheben wollen."
- aus Sicht der Menschen durchaus verständlich, nicht aber aus Sicht der Banken (und damit aus der Sicht Pangalos'), weshalb die Banken, sollten sie von verängstigten Menschen umringt werden, des Schutzes durch die Staatsgewalt (gut, den haben sie jetzt schon) und des Militärs bedürfen:
"Die Armee müsste die Geldinstitute mit Panzern schützen, weil die Polizeikräfte nicht mehr ausreichen würden."
Mir persönlich wäre es ja lieber, die griechischen Panzer würden sich als Panzerknacker in den Tresorräumen der Banken betätigen. Alternativ wäre denkbar, dass die verängstigten (und mit Sicherheit empörten) Menschen angesichts des schweren Geschützes selbst zu Panzerknackern werden.

Alles Tagträumereien eines hoffnungslosen Cartoonfreaks.

Aber ein bisschen vor sich hinträllern wird man ja noch dürfen:


Bob Marley,
I shot the sheriff (but I did not shoot the deputy)

Sonntag, 26. Juni 2011

En camino de Madrid



Bin ich um meinen Schlaf gebracht,
schläft Deutschland fest, und Spanien wacht.

Seit vorgestern, dem 24. Juni 2011, hat in ganz Spanien der Lange Marsch begonnen.

In den frühen Morgenstunden sind in Barcelona 50 Aktivisten der Bewegung 15M aufgebrochen, um 650 Kilometer zu Fuß nach Madrid zurückzulegen. Von Passanten und Sympathisanten wurde am Straßenrand Beifall geklatscht.

Noch früher - weil ihr Weg weiter sein wird - haben sich am Montag in Valencia und am Donnerstag in Cadíz zwei Protestgruppen Richtung Madrid in Bewegung gesetzt. Die Teilnehmer rechnen fest damit, dass unterwegs weitere Entschlossene - sprich Empörte -dazustoßen werden.

Im Marschgepäck: Schlafsäcke, Isoliermatten sowie prophylaktische Mittel gegen Insektenstiche, Sonnenbrand und Muskelkrämpfe. In der Barcelona-Gruppe marschieren auch ein Arzt und eine Krankenschwester mit.

Der Lange Marsch wird durch 29 Städte und Dörfer führen; dort wird nicht nur übernachtet, sondern es werden Versammlungen unter freiem Himmel abgehalten. Am 24. Juli wollen sich alle in Madrid zu einer Großkundgebung treffen.

Letzte Woche ließ die spanische Zentralbank verlauten, dass die sogenannte Erholung der darniederliegenden spanischen Wirtschaft nur sehr langsam vonstatten ginge. Ebenso wurde vorsichtig gemutmaßt, dass die hohe Arbeitslosigkeit in absehbarer Zukunft hoch bleiben werde, wenn nicht gar noch höher steigen könnte. Am Freitag kündigte die spanische Regierung an, die öffentlichen Ausgaben für 2012 um 3,8 Prozent zu kürzen, um "das Vertrauen der Märkte wiederzugewinnen".

Einstweilen wird marschiert.

Angesichts der immer größer werdenden Massenbewegung haben die spanischen Indignados ihren Protestslogan aktualisiert:
"First we took to the streets,
then the squares,
and now the highways.

After that, we will take Europe."

Samstag, 25. Juni 2011

Auf den Hund gekommen


Eigentlich wollte ich schon die ganze Zeit eine Geschichte über einen griechischen Hund schreiben. Der Hund heißt Loukanikos (deutsch: Wurst) und ist ein wild (also frei) streunender Hund, herrenlos (also sein eigener Herr).

Loukanikos mischt überall mit, wo in Athen zur Zeit revolutionär was los ist, also vorzugsweise auf Syntagma Square. Bemerkenswert an Loukanikos ist, dass er immer genau weiß, auf welche revolutionäre Seite er gehört, von wo aus er dann so hingebungsvoll wie furchtlos die martialisch bewaffneten Polizisten anzubellen pflegt. Ansonsten marschiert er stets in vorderster Front der protestierenden griechischen Indignados mit, und weder Tränengas noch Wasserwerfer scheinen sein metzgerhundähnliches Gemüt erschüttern zu können.


Loukanikos hat inzwischen sogar eine eigene Website mit integriertem Fotoalbum, ist also gewissermaßen zu einer Art empörtem Celebrity-Hund mit Kultstatus geworden. Insofern weiß ich gar nicht, ob er überhaupt noch mehr Publicity seitens eines deutschen Blogs mit Revolutionsschlagseite nötig hat.

Im übrigen ist Loukanikos im Land der streunenden Hunde beileibe nicht der einzige Revoluzzerköter, und damit er sich das gar nicht erst einbildet, wende ich mich nun dem (noch) unbekannten revoltierenden griechischen Hundenachwuchs zu. Die Bezeichnung "Nachwuchs" ist insofern irreführend, als Thanassis alias Jack (so heißt er) schon ziemlich betagt, jedoch durchaus rüstig und von stoischem Temperament ist.

Ein Hund mit Lebenserfahrung also. Jack hieß in seinem vorrevolutionären Leben Bruno. Das kam so: Seine ehemaligen Besitzer - gutsituiert, Villa, Swimmingpool - hatten Thanassis adoptiert, nachdem dieser Zeuge geworden war, wie seine vor-ehemaligen Besitzer im eigenen Haus ermordet wurden, dachten: neues Hundeleben, neuer Name!, und tauften ihn kurzerhand in einen deutschklingenden 'Bruno' um. Wie reiche Leute halt so ticken.

Als Bruno führte Thanassis ein ziemlich komfortables Leben, so mit großem Garten, eigener Hundehütte und - für Thanassis-Bruno das Nonplusultra an savoir vivre - eigens für Hunde hergestelltem Hundefutter. Bis der Tag kam, als seine Besitzer von der Finanzkrise erwischt wurden und alles verloren, Job, Villa, Swimmingpool, SUV. Und sich den Hund genauso wenig mehr leisten konnten wie das deutsche Kinderfräulein und die afrikanische Haushaltshilfe, die den Haushund Bruno immer an der Leine spazieren zu führen pflegte, zum großen Erstaunen von Bruno, dem eine Hundeleine - aus seinem lebensgeschichtlichen Thanassis-Abschnitt - fremd war.

Jedenfalls, die Krise machte dem guten Hundeleben ein Ende, aus dem wohlstandsverwöhnten Bruno wurde der herren- und wohnsitzlose Krisenhund Jack. Eines Tages macht Jack sich auf die Pfoten, streunt neugierig gen Syntagma Square und beschließt dort, ein neues, unabhängiges Leben zu beginnen.

Natürlich hört Jack irgendwann von dem zu revolutionärem Ruhm gekommenen Loukanikos. Jack findet, dass Loukanikos ein Hund von eher beschränktem Verstand sein muss, denn warum, so fragt sich Jack, ist Loukanikos so blöd und lässt sich das Tränengas direkt auf die Schnauze sprühen? Im übrigen denkt sich Jack sein Teil, als er Loukanikos' Bild auf den Titelseiten der Zeitungen und sogar bei den BBC News sieht - "aufgeblasener Wichtigtuer".

So irrt der wohnungslose hungrige Hund Jack durchs Syntagma-Getümmel, schüttelt über vieles den Kopf, weil er vieles nicht versteht, zieht seine eigenen Rückschlüsse und findet schließlich Anschluss. Dann nämlich, als er begreift, dass es nicht nur griechische Hunde, sondern auch griechische Menschen gibt, die keine Wohnung, aber Hunger haben.


Wem das jetzt alles viel zu durcheinander und die Geschichte von Jack zu verwirrend war, schaut sich den Film mit Jack in der Hauptrolle an. Danach wird er vieles verstehen. Ich zum Beispiel verstehe, warum ich jedes Mal, wenn ich den Film angeschaut habe, ihn gleich noch einmal anschaue. Weil ich den Film liebe. Und weil ich Jack liebe.

Too Big to Fail


Gleiches Recht für alle.

a.
Im Jahr 2007 hatte ein wohnsitzloser Mann (Roy Brown, 54 Jahre alt) in Louisiana, Amerika, eine Bank überfallen und dabei 100 US-Dollar erbeutet. Am nächsten Tag stellte er sich der Polizei.

Der Tathergang war folgender: Der Mann ging zur Kassiererin, verbarg dabei eine Hand unter seiner Jacke und sagte zu ihr, dass dies ein Banküberfall sei. Daraufhin überreichte die Kassiererin dem Bankräuber drei Bündel Banknoten, von denen der Bankräuber eine 100-Dollar-Note einbehielt und ihr die restlichen Banknoten zurückschob. Er teilte der Kassiererin mit, er sei wohnungslos und hungrig, und verließ die Bank.

Am nächsten Tag stellte er sich freiwillig der Polizei mit den Worten: Es täte ihm leid, seine Mutter habe ihn nicht dazu erzogen, so etwas zu tun. Er erklärte, er habe die 100 Dollar gebraucht für den Aufenthalt in einer Entzugsklinik, weil er sonst nirgendwo hingehen könne und weil er hungrig gewesen sei.

Der Mann wurde schuldig gesprochen und zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt wegen Bankraub ersten Grades.

b.
Am Dienstag vergangener Woche wurde in Alexandria (im amerikanischen Bundesstaat Virginia) der ehemalige Geschäftsführer (Paul R. Allen, 55 Jahre alt) des größten nationalen Kreditvergabeinstituts zu etwas mehr als drei Jahren Gefängnis verurteilt.

Dem Mann wird vorgeworfen, Drahtzieher eines Finanzdeliktes gewesen zu sein, bei dem insgesamt drei Milliarden US-Dollar veuntreut worden waren. Von offizieller Seite wurde das Vergehen als eines der größten Unternehmens-Betrugsdelikte in der amerikanischen Geschichte bezeichnet.

Die 40-monatige Gefängnisstrafe für Paul R. Allen unterschreitet deutlich die von der Staatsanwaltschaft geforderten sechs Jahre Haft. Strafmildernd wurde ihm zugute gehalten, dass er sich gegenüber den Untersuchungsbehörden kooperativ verhalten habe.

c.
Rechtsbelehrung:

Bist du wohnungslos und klaust 100 Dollar bei einer Bank, kriegst du 15 Jahre.
Sitzt du pro Jahr 6,60 Dollar ab.

Bist du Banker und klaust 3 Milliarden, kriegst du 3 Jahre.
Sitzt du pro Jahr eine Milliarde Dollar ab.

d.
Recht (Theorie):

Gleiches Recht für alle wäre gegeben, wenn ich (kopfrechnend aus b.) bei einer Bank 100.000 Dollar klauen und dafür eine Stunde in den Knast einwandern würde.

d.
Recht (Praxis):

Wenn du klaust, dann in großem Stil, sonst verrottest du bei lebendigem Leib im Knast.

e.
Conclusio:

Brecht hat Recht.

Der Bankraub ist eine Initiative von Dilettanten.
Wahre Profis gründen eine Bank.

Donnerstag, 23. Juni 2011

Give Me a T


Der keltische Tiger setzt zum Sprung an. Ihm wird offenbar bei den aktuellen griechischen Umtrieben angst und bange; zumindest scheint ihn eine gewisse Nervosität zu befallen.

Anders lässt sich kaum erklären, dass der irische Finanzminister Michael Noonan heute zu einem nationalistischen Marketingtrick gegriffen hat, um die Ehre seines krisengeschüttelten Landes zu retten. Gut, man könnte sagen, Not macht erfinderisch - aber nicht immer sind es die brilliantesten Ideen, die aus der Not geboren werden. Manchmal produziert eine Notlage auch ausgesprochen dämliche Einfälle. Wie eben den Einfall des irischen Finanzministers, T-Shirts zu drucken, auf denen steht: "Ireland is not Greece!"

Wo Chauvinismus zur Waffe wird, muss die Not am größten sein. Tatsächlich steht Noonan unter gewaltigem Druck, an die IMF-Geldtöpfe ranzukommen. So versuchte er heute, vor einem Bankergremium Bella Figura zu machen, indem er mit seiner T-Shirt-Idee hausieren ging; in der Hoffnung, dies würde die Investoren von dem - natürlich völlig aus der Luft gegriffenen - Verdacht ablenken, Irland stünde ähnlich abgebrannt da wie Griechenland.

Nun muss man hinzufügen, dass die kämpferischen Griechen den Iren bereits vor gut einem Jahr ans nationalistische Bein gepinkelt haben. Damals spielte sich nämlich auf Athens Straßen folgendes ab:


"Griechenland revoltiert - Irland wird erwähnt"

Schon damals zeigten die Griechen den Iren, was eine Harke ist, mit Sprechgesängen wie: "This is Greece, not Ireland - we the workers will resist!" Eine griechische Demonstrantin bemerkte in einem süffisanten Seitenhieb auf Irland, dass sie keineswegs beabsichtige, angesichts des Ausblutens ihres Landes zuhause auf dem Sofa sitzen zu bleiben.

Womöglich hat die Stichelei der Griechen dem irischen Finanzminister bis heute keine Ruhe gelassen - jetzt schlägt er zurück: Um sich von dem bösen Buben Griechenland zu distanzieren, gibt er den irischen Musterknaben und bedruckt streberhaft anmutende T-Shirts, und zwar "across the front and back of them", also auf der Vorder- und Rückseite des Textils.

Noch kann ich mir nur schwer vorstellen, dass die T-Shirts reißenden Absatz bei den Iren finden, aber man weiß ja nie, welch skurrile Blüten der Nationalstolz treiben kann. Wobei ich finde, der Finanzminister hätte ruhig die Rückseite der T-Shirts unbedruckt lassen können, um den Trägern ein wenig kreativen Spielraum zu lassen, hinten ihren eigenen Senf zu dem Slogan "Ireland is not Greece!" zu geben.

In dem Fall würde ich, wäre ich irische Bürgerin, mit dem Noonan-T-Shirt selbstbewusst durch die Gegend spazieren, frontal Flagge zeigend mit "Irland ist nicht Griechenland!", und von hinten wäre auf meinem T-Shirt zu lesen "Schade eigentlich."

Für solche Tage, an denen das T-Shirt in der Wäsche und mir auf meinem Sofa zu langweilig wäre, hätte ich ein zweites Noonan-T-Shirt in Reserve, wo auf der Rückseite stünde: "Noch nicht!"

Mittwoch, 22. Juni 2011

Was wäre wenn?


Ach ja.
Das Leben ist schön.
Die Welt ist in Ordnung.
Die Sonne scheint.
Die U-Bahn fährt.
Die Zeitung liegt im Briefkasten.
Die Brötchen sind knusprig wie immer und auch sonst läuft alles ganz normal.

Bild: flickr

Fast schon langweilig das alles.

Mir ist nach ein wenig Unterhaltung. Eben habe ich sie gefunden und mich wirklich gut amüsiert dabei. Bei der Frage nämlich: Was wäre wenn? Zum Beispiel: Was wäre, wenn die Titanic sinken würde? Was würden die Politiker, die Medien und die Experten dieser Welt dazu sagen? Immer vorausgesetzt natürlich, keiner von ihnen wäre bereit zuzugeben, dass die Titanic sinkt.

Da diese Voraussetzung als gegeben betrachtet werden kann, begeben wir uns für einen Moment nach Amerika. Ist aber egal - wir könnten genauso gut, sagen wir, in Europa bleiben; nur kommt halt gerade von der amerikanischen Titanic so eine schöne Steilvorlage, oder vielmehr Sinkvorlage. Also, die Frage lautet: Wenn die Titanic heute sinken würde, wie würden der Präsident, die Medien und Wall Street diesen Untergang den Leuten verkaufen? Immer vorausgesetzt natürlich, die Leute würden es selbst gar nicht merken, dass die Titanic untergeht.

Da diese Voraussetzung bei vielen - nicht allen, wie speziell in Südeuropa derzeit gut beobachtbar - Leuten als gegeben betrachtet werden kann, fangen wir jetzt endlich an mit unserem Was-wäre-wenn-Spielchen. Es wird lustig, versprochen. Und nicht vergessen: Genau wie die richtige Titanic gilt auch unsere Spiel-Titanic bei den Experten als unsinkbar, was eine wichtige Komponente des Spiels ist, wenn wir uns ab sofort vorstellen, dass die Titanic gerade im Begriff ist, einen veritablen Eisberg zu rammen und die Experten ihren verquirlten PR-Senf dazu geben.

Los geht's:

Die Pressesprecherin des Weißen Hauses: Dieser Eisberg wurde im Atlantik von Osama bin Laden plaziert.

Der Chef-Chemiker: Das ist kein Eisberg. Das ist lediglich ein wasserstoffreduzierter Oxyd-Festkörper.

Al Gore: Dieser Eisberg wäre nicht dort, wenn die Polarkappen nicht am Schmelzen wären.

Der Kongressabgeordnete: Schnell, wir verabschieden ein neues Gesetz, das besagt, dass Schiffe nicht sinken dürfen.

Präsident Obama: Die Titanic sinkt nicht. Sie ist lediglich in 'aquatische Aktivität' involviert.

Der ehemalige Präsident Bush: Eisberge sind Massenvernichtungswaffen, die von den Terroristen im Ozean versenkt wurden. Wir müssen uns an den Eisbergterroristen rächen!

Das Pentagon: Wir werden das Loch auf der einen Seite des Schiffes ausgleichen, indem wie auf der anderen Seite ein dazu passendes Loch reinsprengen.

Der Sicherheits-Bodycheck-Beamte: Niemand hat die Erlaubnis, ein Rettungsboot zu betreten, bevor wir nicht seine rückwärtige Körperöffnung auf explosives Material durchsucht haben.

Der Onkologe: Wir können das Loch im Schiff zwar nicht reparieren, aber mithilfe der Wunderwaffe Chemotherapie werden wir Sie einem solchen Leidensdruck aussetzen, dass Ihnen das Loch egal sein wird.

Der Wall Street Investmentbanker: Macht euch keine Sorgen, die Fed wird alles Wasser, das wir auftanken, wieder bailouten. Ihr wisst doch, die Titanic ist too big to fail.

Das Teeniegirl: Kann ich unter Wasser immer noch sms von meinem iPhone schreiben?

Otto Normalverbraucher: Ist die Schiffscafeteria noch geöffnet?

Das Gesundheitsministerium: Wir glauben, das Schiff sinkt wegen einer aus der Bordküche stammenden ehec-Infektion.

Die Seuchenbehörde: Jeder, wirklich jeder sollte geimpft werden, bevor das Schiff sinkt, für den Fall, dass sich im Wasser ein Haifischgrippevirus befindet.

Der New Age Experte: Es gibt kein Loch im Schiff, solange du nicht daran glaubst, dass es ein Loch im Schiff gibt.

Der akademische Experte: Ich habe ein Gutachten publiziert, das bestätigt, dass dieses Schiff unsinkbar ist. Möchte irgend jemand es vielleicht lesen?

Der katholische Priester: Ich finde, wir sollten als erstes alle Kinder retten. Auf welchem Rettungsboot waren nochmal die Kinder?

Der Journalist: Die Titanic hat ein Loch im Rumpf, aber von offizieller Seite wurde uns gesagt, es handle sich lediglich um eine 'aquatische Aktivität', deshalb gibt es keinen Grund zum Alarmismus. Wir halten unsere Quellen für glaubwürdig.

Die Zentralbank: Wir haben beschlossen, noch mehr Wasser ins Schiff zu pumpen, in der Hoffnung, es dadurch wieder flott zu bekommen.

Die Regierung: Hey, diese Deckstühle sehen sehr hübsch aus. Lasst sie uns neu anordnen!

Der Schiffsarzt: Bevor wir keine paar Dutzend Computertomogramme vom Schiffsrumpf anfertigen lassen und diese bei der Kasse abrechnen, haben wir keine Ahnung, was hier zu tun ist.

Der Realitätsverweigerer: Hört auf, so negativ daherzureden. Konzentriert euch auf das Positive und ihr werdet keine Rettungswesten brauchen.

Der Realist: Leute, das Schiff sinkt. Vielleicht erwägt ihr mal, euren Hintern zu bewegen, wenn ihr am Leben bleiben wollt.

Die begriffstutzigen Massen: Nur keine Panik, dieses Schiff ist unsinkbar. Selbst wenn es sinken würde, gibt es ja jede Menge Rettungsboote. Selbst wenn es nicht genügend Rettungsboote gibt, haben wir ja alle Rettungswesten. Selbst wenn wir nicht genügend Rettungswesten haben, wird ja die Regierung kommen und uns retten.
Hatte ich zu viel versprochen? Wir wünschen weiterhin gute Unterhaltung an Deck. Bordkapelle, Musik zwo drei!

Montag, 20. Juni 2011

Aufwachen!



Mein Revolutionswecker macht mir richtig Freude.

Nach den Fünf-Uhr-Nachrichten brachte er eine ausführliche Reportage "von den Straßen Griechenlands und vom griechischen Parlament". Ich frohlockte, weil ich dachte: Na endlich hat es der Deutschlandfunk gerafft, dass die echte Demokratie im Volksparlament auf Griechenlands Straßen stattfindet. Zu früh gefreut. Denn - wie eigentlich nicht anders zu erwarten von einem deutschen Qualitätsmedium - wusste der Sprecher feinsinnig, aber altmodisch zu unterscheiden zwischen dem Pöbel auf Syntagma und der politischen Elite in Syntagma. Na ja. Sie werden es schon noch lernen, die deutschen Sprecher.

Jedenfalls, berichtete der Reporter, habe der neu ins Amt gesetzte griechische Finanzminister, dessen Namen ich mir nicht merken kann, heute nacht um zwei Uhr Vielversprechendes verkündet.

(Weil die personelle Lage nach der jüngsten griechischen Kabinettsumbildung ein wenig unübersichtlich ist, hier zum besseren Verständnis eine vereinfachte Darstellung:)


Und zwar verkündete der Finanzminister im Brustton, aber ohne Überzeugung, dass der vom IMF verlangte strenge Sparkurs strikt eingehalten und sämtliche Vorgaben wie gewünscht erfüllt werden würden. Wörtlich sagte Herr Papacanttakeashit: "Wir haben bei diesem Vorhaben die volle Unterstützung unserer Bevölkerung und unserer Partner."

Wen er mit "unsere Partner" gemeint hat, kann man sich denken - auf keinen Fall jedoch "seine" Bevölkerung. Denn die griechische Bevölkerung, berichtete der Reporter weiter, habe nach Bekanntgabe des Statements des Finanzministers heute nacht auf Syntagma lautstarke Protestsprechgesänge angestimmt. Diese wurden in meinem Revolutionswecker im O-Ton eingeblendet, und der deutsche Reporter war so freundlich, sie vom Griechischen ins Deutsche zu übersetzen:
"IMF, geh' zum Teufel! IMF, geh' zum Teufel!"
Mit der Idee von der vollen Unterstützung durch seine Bevölkerung dürfte Herr Papacanttakeashit ein neues Kapitel in der modernen griechischen Mythologie aufgeschlagen haben. Die Zeiten sind aufregend. Wir berichten weiter.

Samstag, 18. Juni 2011

Revolutionscharts


Ach! Ich wäre so gern in Spanien am Wochenende, aber - man kann nicht alles haben.

Immerhin, ich habe (vielmehr R@iner hat) eine phantastische Website gefunden.
Eine Archiv-Website mit Hunderten von Logos und Slogans zum morgigen Aktionstag 19. Juni.
Eine Fundgrube.
Eine Schatztruhe.
Ein kreatives Eldorado für Revolutionäre und solche, die es werden wollen.

Weil ich mich zur Zielgruppe zähle, habe ich mit großer Begeisterung angefangen, dieses Archiv zu plündern. Zunächst wollte ich einfach nur mein persönliches Lieblingslogo finden, um es hier zu promoten. Aber dann geriet ich in einen kolossalen Auswahlstress, fühlte mich wie ein Kind im Schokoladengeschäft und beschloss daher, eine Favoritenliste zu erstellen.

Meine Lieblings-Revolutions-Charts:
Der Revolutionswecker

Der Revolutionswecker dient der Erweckung des revolutionären Geistes und vermarktet sich selbst als "Möglicherweise bester Wecker der ganzen Welt", was relativ unbescheiden rüberkommt, aber sicherlich korrekt ist, solange das Gegenteil nicht bewiesen wird. "Aufwachen!"

Revolutionäres Klingelschild

Da man ja nie weiß, wer einen so besuchen kommt: "Hier wohnt ein(e) Indignado(a)." Wird morgen früh an der Haustür montiert. Für alle Fälle auch an der Wohnungstür, damit hinterher keiner sagen kann, ich hätte ihn nicht gewarnt.

Empörtes Sofa

Die ultimative Botschaft an alle Sofahocker und Sesselstinker: Runter vom Sofa, raus auf die Straße! Wenn's nicht anders geht, auch im Cocktailkleid, Hauptsache: "Empört euch!"

Wer trägt den Müll raus?

Wo wir uns schon vom Sofa erhoben haben, können wir auch gleich den Müll runtertragen. "Raus mit dem Müll!"

Revolutionäre Spurensicherung

Sind wir erst einmal auf der Straße, achten wir sorgfältig darauf, dort unsere Spuren zu hinterlassen. Dabei interessiert jene ulkige Idee mit dem sogenannten ökologischen Fußabdruck nur am Rande, denn wir sind sowieso zu Fuß unterwegs und überlassen das mit den Öko-Fußabdrücken den geschäftstüchtigen Vielfliegern. Außerdem habe ich festgestellt, dass der abgebildete Schuhabdruck nahezu identisch ist mit dem meiner roten Schuhe; das macht dieses Logo chartverdächtig, ist ja klar. "19. Juni, auf die Straße!"

Raus aus den Puschen!

Wir bleiben beim Thema Schuhe. "Wir waren einmal die Kinder des Wohlstandes, aber wir werden nicht die Eltern des Anpassungsdrucks sein." Das Bild zeigt ein Männlein, das sich in einem orthopädischen Hausschuh = Bürolein gemütlich eingerichtet hat. Tolle Bildsprache. Was ich an dem Slogan so mag, ist das gewissermaßen autobiografische Statement, mit dem ich mich gut identifizieren kann.


Revolutionärer Schuhwurf

Dass mich revolutionäre Schuhmotive begeistern, ist ja kein Wunder. Mir persönlich wäre es zwar lieber gewesen, sie hätten hier einen roten Schuh genommen, aber - siehe oben - man kann nicht alles haben. "Wirf sie (deine Schuhe)!" - finde dein Ziel!

Kämpfst du schon oder liegst du noch im Wachkoma?

Das ist jetzt sehr frei übersetzt, aber deshalb nicht verkehrt. Hier wird nicht etwa zur Abkehr vom gesunden Vegetariertum aufgerufen, sondern zur gesunden physischen Aktion: "Handle! Sei kein Scheintoter!", auf gut deutsch: Häng' nicht wie eine zermatschte Paprika in der Ecke herum.


Greift zu den Waffen!

Wir verbleiben im gemüsigen Assoziationsbereich. Pepino, das weiß inzwischen jeder Deutsche, heißt Gurke. Ich finde dieses Bild total lustig, obwohl mir, ehrlich gesagt, die revolutionäre Bildaussage nicht hundertprozentig klar wird, was jedoch, um es auf spanisch zu sagen, me importa un pepino, was wiederum, ins Deutsche übersetzt, heißt: Ist mir völlig wurscht.


Campst du schon oder wohnst du noch?

"Willkommen in der unabhängigen Republik meines (öffentlichen) Platzes!", dort, wo die Accessoires Schlafsack, Zelt und Grill das Bild beherrschen und kein Mensch die schwedische Einbauküche vermisst. Nicht dass jetzt jemand denkt, hier sei ein Möbelhaus am Kopf amputiert worden - "¡Ea!" ist spanisch und bedeutet "Los, kommt!"

Indignado an Bord

Bedarf keiner Erklärung: Das Schild kommt ans Fahrrad.


Herz trifft Bombe

Obwohl ich ein durch und durch pazifistisch veranlagter Mensch bin, liebe ich dieses Logo und weiß nicht warum. Ich kann also nichts dafür. Vielleicht findet sich im nächsten Logo eine Erklärung für meine mir selbst rätselhaften Vorlieben.

Doch, es ist gut, böse zu sein!

Da haben wir's.

Revolutionärer Stier

Ist er nicht zum Verlieben? "Empört euch!"

Raus mit der Sprache

Ein ausgesprochen minimalistisches Logo mit hoher revolutions-kommunikationstechnischer Aussagekraft: "Sprich!" - aber fasse dich kurz. Da ich selbst ausgesprochen gern spreche, jedoch vorzugsweise ohne Punkt und Komma, schließe ich meine Chartliste mit diesem revolutionären Appell an mehr Selbstdisziplin. Sonst verquatsche ich am Ende noch die Revolution.

Empört euch
mit Worten,
mit Schuhen,
mit Händen und Füßen!
Raus auf die Straße!

Freitag, 17. Juni 2011

Straße des 19. Juni




Aufruf von ¡Democrácia Real Ya! (Spanien) an Europa.

(Wenn ich das richtig verstehe, besonders an die Deutschen.)

Mittwoch, 15. Juni 2011

Wimpern für die Ohren




Meine armen Ohren. Sind immer noch ganz verbeult. Haben sich den halben Tag lang den martialischen Soundtrack des griechischen Livestream von Syntagma Square in Athen angehört. Brauchen jetzt etwas fürs Herz, meine Ohren.

Die griechische Jazzsängerin Sofia Noiti singt ein traditionelles griechisches Volkslied und kleidet es in ein latin-inspiriertes Gewand. Das Lied heißt Ta matoklada sou lampoun. Auf Deutsch bedeutet das ungefähr: Deine Wimpern leuchten so schön.

Sofia Noiti bringt meine Ohren zum Lächeln.

Dienstag, 14. Juni 2011

Love Song for Wall Street


Zur Abwechslung mal etwas zur Entspannung.

Ein gefühlvolles Liebeslied, kleines bisschen schmalzig, schmeichelndes Saxophon, sanfter Groove und vor allem: ein wunderschöner Text.


Bailout Man Song

I want a man who's a mortgage lender
Oozing assurance and dripping wit
I want a man with risky assets
Who wants to achieve a strategic fit

Supply my demand, I'll deliver the goods
Meet in the middle and let it begin
Don't even think of a hostile foreclosure
Let's try a merger that's win/win

Chorus:
You're my target market. My billion dollar plan
My subprime obsession. You're my bailout man

I want a man who's hedging options
Fast and loose with securities
He's not afraid to think outside the box
Not the type to go for plan B

I want substantial return on investment
I want a man who fills the right niche
Ready to sign a long term agreement
Won't even think of the bait and switch

You're my target market...
Die Sängerin über sich und ihre Band:
"The Eva Moon Cocktail:

Let us bail you out with a recession-proof show that will make you forget your troubles for a few hours. The music is hot and the lyrics are hotter."

Ah. Lean back and relax.

Sonntag, 12. Juni 2011

Virus Indignandus


In Amerika scheint sich ein neues Virus auszubreiten.

Befallen davon sind weder Gurken noch Sprossen; vielmehr sprießt ein Ableger der Spanischen Revolutionsgrippe, lateinisch Virus Indignandus, spanisch Indignado, englisch Indignant (deutsch: der/die/das Empörte).

Die Website ampedstatus.org ist hochinfiziert und sorgt für weitere flächendeckende virale Empörung. Dort finden sich Informationen, Links zum Thema, Aufrufe. Aufrufe wozu? Dazu: seiner Empörung Luft zu machen am 14. Juni 2011, "Flag Day Rebellion against economic tyranny". Was ist unter dem Kampf gegen economic tyranny zu verstehen? Das:
This Flag Day, Tuesday 14th, we will launch a non-violent movement with this list of demands:

End the campaign finance and lobbying racket
Break up the Fed & Too Big to Fail Banks
Enforce RICO laws against organized criminal class
Order Ben Bernanke to step down
Der amerikanische Comedian Lee Camp hat eigens für den Flag Day Rebellion ein Video produziert - "A Moment of Clarity", ein ätzend-aufklärerischer Aufruf zur Empörung.


Von Anonymous, die gestern laut New York Times eine Cyberattacke auf den IMF verübt haben, gibt es das Video Operation Empire State Rebellion:


und hier ein weiteres.

Jetzt fehlt zum American Indignant Virus nur noch der passende Soundtrack. Davon gibt es zwar schon eine ganze Reihe, aber mein persönlicher Favorit ist immer noch der funkige Federal Reserve Song von dem sympathisch durchgeknallten Neal Fox aus dem Jahr 2008:


Oldie but goodie.

Samstag, 11. Juni 2011

Beggars Banquet


Schwere Kost am frühen Morgen.


Während ich in aller verschlafenen Unschuld meinen Kaffee schlürfe, taucht plötzlich auf meinem Bildschirm ein Bild zweier betagter Herren auf, Sucking in The Seventies, fällt mir sofort ein, zwei Altrocker,
Stone Age, beim Verlassen eines Restaurants in New York City, wird höchstwahrscheinlich nicht Voodoo's Lounge gewesen sein, beide treten auf die Straße, Exile on Main Street, gut gespeist habend, vermutlich also kaum geneigt, den Street Fighting Man zu geben, schon gut, weil, You Can't Always Get What You Want, und dann beide so: Let's Spend The Night Together!, und dann fragt der eine den andern: zu mir oder zu dir?, und dann sagt der andere zum einen: Gimme Shelter!, kein Problem, sagt der eine, machen wir alles Undercover, wieso undercover?, fragt der andere, und der eine antwortet: na ja, sonst heißt es nachher Dirty Work oder so, ach was, sagt der andere, It's Only Rock'n Roll, aber der eine bleibt auf der Hut und meint, nix da, hab' keine Lust auf A Bigger Bang in irgendeinem Käseblatt, na gut, brummt der andere, aber lass' uns vorher noch den A-Train nehmen Richtung Norden, bisschen gute Musik hören, du weißt schon, Harlem Shuffle, gute Idee, sagt der eine, mir ist so nach Brown Sugar, aber kommen wir bei denen überhaupt rein mit unseren Bleichgesichtern?, und der andere meint, stell dich nicht so an, man, Paint It Black und alles wird gut, darauf erwidert der eine, okay, let's go Black And Blue, genau, antwortet der andere, und dann beide so: Like A Rolling Stone. Alles klar.

Ungeklärt ist nur, was in der braunen Papiertüte drin war. Etwa die klebrigen Überreste des gemeinsamen Dinners? Nicht kleckern beim Naschen, Jungs, ihr wisst schon, das gibt Sticky Fingers.

Freitag, 10. Juni 2011

Wegwurf


Ein Korb, das weiß jeder, ist ein Ding, in das man etwas reintut, vorzugsweise reinwirft, daher der Name Papierkorb. Wobei in einen öffentlichen Papierkorb alles, bloß kein Papier reingeworfen wird, leben wir doch in einer angeblich papierlosen Gesellschaft. Wird hingegen ein Ball in den Korb geworfen, heißt der Vorgang Basketball und das entsprechende Ding Basketballkorb, was wiederum ein ziemlich redundantes Wort ist, denn wohin sollte man den Basketball reinwerfen, wenn nicht in einen Basket?


Egal. Begibt sich die sportliche Disziplin Basketball auf die Straße, wird daraus die sportliche Disziplin Streetball, und jetzt kommen wir dem eigentlichen Thema näher. Streetball ist, wenn du etwas in einen hochgelegten Korb feuerst. Das muss nicht notwendigerweise ein Ball sein, sondern funktioniert auch mit allen möglichen Wurfgegenständen des gesellschaftlichen Wegwerflebens.


Es ließe sich jetzt einwenden, das sei eine sportliche Zumutung für den bewegungsreduzierten, Bequemlichkeit liebenden Großstadtmenschen. Jedoch, wie an dem randvollen Streetbasketballpapierkorb zu sehen ist, wird die Herausforderung von der Bevölkerung in Marseille begeistert angenommen.

Endlich mal eine öffentliche Installation von hohem Gebrauchswert, erschaffen von dem französischen Straßenkünstler The Wa. Laut Selbstaussage liebt es The Wa, herkömmliche Ordnungen auf den Kopf zu stellen (oder, wie in diesem Fall, über den Kopf zu hängen) und normierte Alltagsgewohnheiten in die Tonne zu treten, hm, zu werfen.

Er bezeichnet seine subversive künstlerische Arbeit als "a playful revolution in everyday life". Ansonsten hält The Wa es mit Pierre Bourdieu:
"Democracy is the balance between people who have power and those who fight against them."
Wie heißt es im Basketball? Slam dunk.

Donnerstag, 9. Juni 2011

Höllenlärm


(zum Vergrößern anklicken)

Auf den ersten Blick dachte ich, dieser höllische Rundumschlag der baptistischen Kirche Amerikas sei ein Reklameschild für eine neue Kneipe, und ich sagte mir: klingt nach einem coolen Club, musst du unbedingt mal hingehen, triffst du lauter interessante Leute.

Dann guckte ich genauer hin und stellte fest, dass die Zielgruppenansprache der frommen Checkliste durchaus Lücken aufweist. Denn aus mir unerfindlichen Gründen haben zwar unmoralische junge Leute ebenso Zugang zum jenseitigen Underground-Club wie unmoralische alte Leute - aber warum lässt der Türsteher, bitte, unmoralische mittelalte Leute nicht rein? Das ist nicht fair, das ist ungerecht, das ist diskriminierend.

Außerdem verwehren sie Tänzern und Musikern den Einlass ins ewige Tiefgeschoss - da kann doch was nicht stimmen? Wieso dürfen ausgerechnet die nicht in die Hölle, deren Lebenswandel per se aus sündigem Tun besteht?

Den Gipfel der Ungerechtigkeit finde ich, dass nur die Biertrinker und Jointliebhaber dort unten im Sündenpfuhl mit offenen Armen empfangen werden, nicht jedoch die Weintrinker und Kokskonsumenten. Sollte der Herr über Gut und Böse etwa mit zweierlei Maß messen?

Die Baptisten müssen unbedingt lernen, ihr Marketing unter präzise formulierten Ausleseaspekten zu verfeinern, sonst kommen die Leute ja ganz durcheinander, solange sie (die Leute) noch auf Erden hienieden weilen. Ich meine, zum Beispiel kenne ich einen mittelalten schwulen, biertrinkenden, jointrauchenden Sportfan, ein bekennender Atheist, der aber so tut, als sei er ein Christ ("Fake Christians"), nur um beim Sonntagsgottesdienst Gratiswein schnorren zu können. Wo kommt der jetzt hin, in den Himmel oder in Hölle?

Andererseits, ist ja eigentlich auch egal, denn bei nochmaligem Checken der Liste derer, welche der Bannstrahl treffen soll, komme ich zu dem Schluss, dass unser Planet bereits übervölkert ist mit lasterhaften Zeitgenossen, was nichts anderes bedeuten kann, als dass wir alle schon zu Lebzeiten in der Hölle leben.

Fest steht einstweilen, dass ich - wenn's dann mal so weit sein wird - meinem kompletten Bekanntenkreis in der Unterwelt wieder begegnen werde. Let's party.

Mittwoch, 8. Juni 2011

Überfallkommando



Unglaublich, diese Griechen. Was bilden die sich eigentlich ein? Jetzt fahren sie auch noch schwarz! Von unseren deutschen Steuergeldern! Prellen einfach die Mautgebühren auf den privatisierten griechischen Autobahnen und fahren für lau. Hat man Töne? Dem ARD-Sprecher verschlägt es fast die Sprache. Dürfen die das? Natürlich nicht. Warum tun sie es dann trotzdem? Weil sie es einfach tun und niemanden um Erlaubnis fragen. Zuallerletzt die Deutschen.

Wenn man wissen will, wie ein deutscher Indignado klingt, muss man sich die ARD-Sprecherstimme anhören. Empörung pur! "Überfallartig", heißt es, "übernehmen die Aktivisten von der Gruppe 'Ich bezahle nicht' das Kommando." Überfallartig, ganz recht, damit es schön gruselig nach Nötigung klingt. Wie es aussieht, lassen sich die griechischen Autofahrer von Herzen gern nötigen.

Ein Überfallkommando auf griechischen Autobahnen, findet die ARD, und fragt sogleich nach dem Verbleib der Polizei. Die müsste doch in so einem Fall dringend mit einem Überfallkommando anrücken, oder? Tut sie aber nicht, die griechische Polizei. Steht entspannt am Straßenrand und schaut zu, wie die Autos ohne Mautgebühr, ja, teil sogar ohne Nummernschild!, durch die Mautstelle rauschen.

"Vom Mautpersonal greift niemand ein", heißt es weiter. Ja, sind die denn jetzt alle übergeschnappt, diese Griechen? "Es ist ziviler Ungehorsam gegen den Privatisierungskurs der Regierung und überhaupt gegen die schmerzhaften Reformen", fährt der Sprecher fort, in einem Tonfall, der keinen Zweifel daran lässt, dass ziviler Ungehorsam schon mal gar nicht geht, weil bekanntlich ziviler Ungehorsam gegen das Gesetz verstößt. Täte er dies nicht, wäre es allerdings kein ziviler Ungehorsam mehr, aber solche Subtilitäten scheinen den ARD-Mann zu überfordern. Jedenfalls ist ihm dieser griechische zivile Ungehorsam entschieden zu ungehorsam.

Was lernen wir? Das, was wir eh schon wussten: Griechen sind Leistungsverweigerer. Südländer sind faul. Zahlungsunwillige Bande. Kein Wunder, dass sie zahlungsunfähig sind, allesamt.

Und damit zurück ins Funkhaus. Da, wo deutsche Ordnung herrscht. Da, wo ziviler Ungehorsam ein Fremdwort ist. Ein unheimliches südliches Fremdwort. Sollte man verbieten. Auf der Stelle.


Widerstand und Text und Freiheit


"Der Mensch schlägt in der Erde keine Wurzeln; er ist mit dem Boden nicht verwachsen. Der Mensch ist kein Feld, keine Wiese, kein Vieh; daher wird er auch nie Eigentum sein können. Der Mensch hat die innere Empfindung dieser heiligen Wahrheiten; daher wird man ihn nicht davon überzeugen können, dass seine Herren das Recht haben, ihn an die Scholle zu ketten."
Der spanische Schriftsteller, Widerstandskämpfer und Politiker
Jorge Semprún ist gestern im Alter von 88 Jahren gestorben. Semprún kämpfte in der französischen Résistance und gegen die Franco-Diktatur in Spanien; sein Leben lang kämpfte er für Freiheit und Menschenrechte.

Von Jorge Semprún stammt das Drehbuch zu dem französisch-algerischen Spielfilm "Z" aus dem Jahr 1969. Der Politthriller spielt in der Zeit kurz vor dem Putsch des Militärs in Griechenland und der folgenden Militärdiktatur 1967 bis 1974.


Die Musik zu "Z" schrieb der griechische Komponist, Schriftsteller und Politiker Mikis Theodorakis. Der 87-Jährige engagiert sich in der aktuellen griechischen Protestbewegung: Er ging auf die Straße, beteiligte sich an den Kundgebungen und dort stattfindenden Diskussionen und rief öffentlich zum Widerstand auf gegen die Unterwerfung griechischer Politiker unter die Institutionen des internationalen Finanzkapitals.


Das Video zeigt ein Gespräch mit Jorge Semprún während des Literaturfestivals Gutun Zuría 2009 in Bilbao.
"Politik ist aber im Grunde genommen vor allem eine Arbeit an der Sprache: am Diskurs, dem Sinn und dem Widersinn des Textes der Geschichte: seiner Textur, seiner Kontextualität."

Jorge Semprún: Federico Sánchez verabschiedet sich (1996)

Dienstag, 7. Juni 2011

Farewell Welfare



Die brutale Räumung der Plaza Catalunya in Barcelona
am 27. Mai 2011,
visuell kommentiert von dem in Murcia lebenden
spanischen Straßenkünstler Sam3.

Bildüberschrift von Sam3:
"Welfare State, Spain"
(Wohlfahrtsstaat Spanien)

Soundtrack:
Rory McLeod
(vocals, harmonica, steps, spoon percussion)

Montag, 6. Juni 2011

#dancerevolution


The dancerevolution will not be televised

Im Anschluss an die Ereignisse am Jefferson Memorial gab Adam Kokesh gestern ein kämpferisches Statement ab. Auszüge daraus:
"This is about standing up to a police state that is out of control and no one is safe from. This is a cause that transcends partisanship or ideology of any kind because this is about basic human dignity.

The world is dancing because of oppression by the police state is a feature of modern government that must be ended in one way or another.

If our government refuses to treat us like human beings then it is time for open revolt. To be explicitly clear it is time for peaceful noncompliance.

It is time to withdraw our support from government and it is a process that is already underway.

I'm not really very much of a dancer as you've already heard by now but we had to make this about dancing to show that the very freedom to regulate the very freedom of your own bodies is something that the government thinks it can't take away from you.

The freedom to be happy can never be taken away from you. If you're not having fun then you're not doing it right.

So let's dance!"


Keep dancing, folks.
Keep your bodies in motion.
Stay tuned.

Sonntag, 5. Juni 2011

Good people break bad laws


Nach all den Revolutionen ist jetzt endlich mal ein Beitrag zur guten alten Evolution fällig. Weil, so viel steht fest: ohne Evo- keine Revolution. Schließlich muss, bevor es zur Revolution kommt, eine Evolution im Kopfe stattgefunden haben.

Was viele überraschen wird - ich jedenfalls habe Bauklötze gestaunt -, ist der Umstand, dass es eine Stiftung gibt zur Förderung der prärevolutionären Evolution in den Köpfen der Menschen. Jawohl, gibt es! Eine richtige Stiftung mit Fördermitteln und Satzung und allem Drum und Dran.

Diese Stiftung nennt sich Civil Disobedience Evolution Fund und hat sich, wie der Name sagt, der Entwicklung zivilen Ungehorsams verschrieben, beziehungsweise der Unterstützung von Menschen, die sich dem evolutionären Einüben zivilen Ungehorsams verpflichtet fühlen. Seine Definition von zivilem Ungehorsam bringt Geschäftsführer Jason Talley so prägnant wie einleuchtend auf den Punkt: "He believes it's important to support the good people who disobey bad laws." (Unterstützung von guten Menschen, die schlechte Gesetze brechen.)

Aus dem Fördertopf werden unter anderem Projekte unterstützt, die sich die Freiheit des Individuums und seiner Meinungsäußerung auf die Fahnen geschrieben haben, was im neuesten Unterstützungsfall bedeutet: die Bewegungsfreiheit des tanzenden Individuums. Letztere wird nämlich neuerdings in Amerika mithilfe von Maschinengewehren eingeschränkt (aktueller Bericht hier).

Das hysterische Überreagieren der Polizei am Jefferson Memorial angesichts einiger sich der spontanen Bewegung hingebenden Menschen hat mittlerweile zu einer spontanen Protestbewegung quer durchs Land geführt: Die Leute möchten tanzen, wo und wann es ihnen passt, und sie nehmen sich das Recht dazu heraus, auch wenn das Gesetz es ihnen verbieten will. Thomas Jefferson, argumentieren sie, habe nicht nur das Recht auf Meinungsfreiheit glühend verteidigt, sondern sei obendrein ein abgedrehter Tanzfreak gewesen, der keine Gelegenheit ausgelassen habe, seinem Bewegungsdrang freudig Ausdruck zu verleihen.

Zur Stunde findet am Jefferson Memorial ein wohlorganisiertes Dance-in mit etwa 200 Tänzern statt, das ich - nicht neidlos - über den Talley-TV-Livestream (gesponsert von Civil Disobedience Evolution Fund) verfolge. Die Stimmung muss hervorragend gewesen sein (Video):

"It might not seem like the spot for a dance party, but on Saturday, dozens of people shimmied, shook and even funky-walked inside the Jefferson Memorial in protest of a recent court ruling banning such behavior."
Genug der Worte. Hier kommt ein extrem stimulierendes Video über tänzerischen zivilen Ungehorsam mit Adam Kokesh ("If our government refuses to treat us like human beings, then it's time for revolt!") und zwei Protesttänzern als Studiogästen (einer von ihnen Jason Talley):


Es lohnt sich, das Video bis zum Ende anzuschauen. Die drei aufgeweckten Jungs springen aus ihren Studiostühlen und fangen an, spontan draufloszurocken und zu -rollen, dass es eine Freude ist; und das, obwohl einer der drei sich outet als "jemand mit zwei linken Beinen, die sich wie zwei Molotowcocktails bewegen".

Just break the bad laws, shut up and dance.

Samstag, 4. Juni 2011

Widerstandsbewegung


Der Samstagabend-Film:



Prädikat: Wertvoll

Genre: "Turning reality into fiction and fiction into reality"

Musik: Herausragend

Kurzbeschreibung:
"Generation OS13 öffnet auf unsanfte Weise die Augen für den Großangriff auf die staatsbürgerliche Freiheit, der sich in den westlichen Demokratien abspielt. Künstler, Musiker, Journalisten und Schriftsteller ermutigen die Menschen, sich der Besatzungsmacht der Finanzindustrie zu widersetzen."

Donnerstag, 2. Juni 2011

Spanischer Gurkensalat


Gestern gab es bekanntlich Gurkenentwarnung (bezüglich der Herkunft des Gemüses), und heute ist Himmelfahrt. Was das eine mit dem anderen zu tun hat, mag sich nicht jedem auf Anhieb erschließen, darum werfen wir einen Blick in die Tageszeitungen Spaniens, dem Land der kontaminierten Gurken und des Katholizismus.

Dort hat ein kommentierender Empörter - "Indignado" - namens 'Bosco Pelayo' seiner Empörung Luft verschafft. Ihm ist gestern endgültig der Kragen geplatzt, weil ihm alles nur noch auf die Nerven ging: die Rechthaberei deutscher Politiker und ihr manisches Bedürfnis nach einem Sündenbock; die patriotischen Überreaktionen im Herkunftsland der bösen Gurken; die Frömmelei und Verklemmtheit katholischer Traditionalisten in Spanien; sowie die paranoiden Projektionen der spanischen Presse auf die aktuelle Protestbewegung.

Gut gebrüllt, Bosco. Er hat #pepinogate* auf ein satirisch-bösartiges Niveau gehoben, das seinesgleichen sucht. Wenn es nach Bosco ginge, könnten sämtliche Gurken, Patrioten, Pharisäer, Doppelmoralisten, Ressentimentbeladene und Humorlose zur Hölle fahren, wahlweise auch gern gen Himmel.
"Deutschland ist diejenige Nation, die quer durch die Geschichte bewiesen hat, stets im Recht zu sein, wie schon 1939: Ohne jeden Zweifel müssen die kontaminierten Gurken ihren Ursprung in Spanien gehabt haben und sind daher die unmittelbare Folge des Zornes Gottes, welcher dieser gerade jetzt gegen die Spanier hegt, denn sie haben es versäumt, ihre Stimme zu erheben gegen einen Freimaurer und Feind des christlichen Glaubens vom Kaliber eines Zapatero I. der Inkompetente, und ebenso haben die Spanier, diese Weicheier, versagt vor der Herausforderung durch jene Hippies - den sogenannten "Indignados" - die unsere unsterbliche Puerta del Sol (Madrid) zu einer Kloake aus Verlausten, Rasta-Belockten, Schmähschriften, verrottetem Latexgummi und schwulen Schweinereien haben verkommen lassen.

Alles, was sich auf Erden ereignet, wird weder dem göttlichen Plan des Allmächtigen - und es sind schließlich nicht wenige Gurken! - noch seiner allmächtigen Gerechtigkeit entfliehen. Angesichts dieser anhaltenden Prüfung sehen wir Spanier uns verpflichtet, unseren Kurs zu korrigieren, wenn wir nicht wollen, dass der Allmächtige noch weitere Katastrophen auf uns herabschickt. Dieses Mal ist es die Gurke gewesen - jedoch, sollte Gott in seiner unendlichen Allwissenheit und Gnade beschließen, den spanischen Schinken zu kontaminieren (nur so als Beispiel), dann Gnade uns Gott, denn dann wird der Schlag, den die Deutschen unserer exportstarken Arche Noah versetzen, vernichtend sein.

Die Geduld des Allmächtigen hat ihre Grenzen, darum möchten wir uns, weise vorausschauend, gut stellen mit ihm. Spanier, nehmt Stelluung, bevor es zu spät sein wird, und denkt daran, es sind nicht nur die Gurken, die bitter schmecken! Für einen aufrechten Patrioten darf es keine höhere, verzückendere Aufgabe geben, als unserem Land zu dienen: Jeder Joint, jede schwule Heirat, jede sexuelle Ausschweifung ohne vorherige sakramental-katholische Absegnung, jeder Akt schmutziger sexueller Verirrung, jede Stimme für die PSOE oder die IU, jedes Straßenkonzert mit Bongo- und Dschembetrommeln, jede einer Läusebrigade geweihte Rastalocke, jedes subversive Spruchband auf der Straße, jeder Spanier, der sich weigert am Tag des Herrn zur Messe zu gehen, jede Tradition, die von der marxistischen Hydra mit Füßen getreten wird, jeder Neueintritt eines Spaniers in die Internationale Liga der Freimaurer, jede unzüchtig entblößte, öffentlich unter der Sonne unserer Strände ausliegende Brust, jedes pornografische Foto oder Video - kostet eine vergossene Träne für das Kind Jesu, einen Arbeitslosen mehr und eine weitere in den Ruin gestürzte Familie.

Vergessen wir nicht, erinnern wir uns: Gegen das Laster die Selbstbeherrschung! Gegen die Versuchung das Gebet! Gegen den außerehelichen Geschlechtsverkehr den Büßergürtel! Gegen Unreinheit und Wollust die Kasteiung! Ohne Gottesfurcht sind wir verdammt, als Vaterland wie als Zivilisation. Das dürfen wir nicht zulassen! Aufs neue wird Spanien sein Licht leuchten lassen vor dem Erlöser!"
In diesem Sinne: Frohen Feiertag!

*#pepinogate = Wortschöpfung von R@iner, so viel wie: Gurkenskandal

Mittwoch, 1. Juni 2011

Vulkanismus



"Vielleicht schafft es ein zweiter Vulkan,
den Flugverkehr der Spekulanten
in den europäischen Märkten
zu behindern?"

Vulkane:

Es gibt aktive Vulkane (siehe Bild), inaktive oder schlafende Vulkane (das sind die, bei denen man nie weiß, wann sie losgehen) und erloschene Vulkane (von denen man nie hundertprozentig sicher sein kann, ob sie nicht doch nochmal losgehen).

Vulkanologie:

Vulkanologie ist die Wissenschaft, die sich mit der systematischen Erforschung der Vulkane und den Erscheinungen des Vulkanismus beschäftigt. Eines ihrer Hauptziele ist die Vorhersage von Vulkanausbrüchen.

Vorhersage von Vulkanausbrüchen:

Ist naturgemäß eine unberechenbare Angelegenheit, aber man kann es ja mal versuchen.
Arab Spring + European Summer =
World Winter of Discontent

The massive bailouts of Greece and Ireland are already proven failures, and the Portuguese bailout will follow the same path: more debt, higher unemployment, draconian austerity measures imposed upon the people, and a wholesale sell-off of valuable public resources.

Spain, the UK and Italy are next in line to suffer long-term consequences of the economic "Panic of '08" ... that has been only temporarily assuaged by the trillions pumped in by the central banks to keep the financial system afloat.

Economic conditions will continue to deteriorate for most European nations. the worse they get, the louder and more heated the protests will become. Entrenched political parties, unwilling to make adequate concessions or yield power, will intensify their crackdown efforts.

The youth-inspired Spanish demonstrations, sit-ins and camp-outs will serve as a template for the equally disenfranchised youth of other countries. In the absence of an economic miracle, divine intervention ... or a fulfilled Doomsday Prophecy (in which case all forecasts are off), expect protests to mount throughout the summer of 2011 and continue into 2012 and beyond.


Disziplin zur Herbeiführung von Vulkanausbrüchen; bedarf der Übung.