Montag, 5. Oktober 2009

Draculas Traum


Knoblauch rockt, aber Knoblauch nervt auch. So sehr ich die Knolle liebe, so sehr geht mir die Schälerei der Zehen auf den Geist. Ein endloses Gepussel. Überall fliegen abgepellte Hautpartikel und Schalenflusen herum; mit Vorliebe in den Nasenlöchern. Ich hasse es. Hasste es bis heute.

Seit heute finde ich Knoblauchzehenschälen cool. Weil ich seit heute weiß, wie man den pusseligen kleinen Dingern professionell zu Leibe rückt. In der Restaurantküche wurden geschätzte zwanzig große Knoblauchknollen zerkleinert und geschält. Zwanzig Knollen ergeben geschätzte 250 bis 300 Zehen. 300 Knoblauchzehen schälen! Ich kriege bei dreien schon die Krise.

Nicht so der Profi: Man nehme einen Schnitzelklopfer aus schwerem Chromstahl mit glatter Unterfläche, (sieht etwa so aus), verpasse der Knolle von oben senkrecht nach unten zwei, drei federnde Hiebe, schon springt die Knolle oben auseinander und schaut dabei fast aus wie eine skurril sich öffnende Blüte. Die einzelnen Zehen sind leicht abzublättern; sie kommen in einen Eimer mit heißem Wasser. Fertig. Nach kurzem Einweichen lösen sich Schale und Haut widerstandslos von der Zehe. An einem Stück, mit einem Griff, nur durch leichten Druck der Fingerkuppen. Ganz geschmeidig und völlig stressfrei.

Danach duften die Finger nur ein wenig zart nach Knoblauch, weil ja der Kontakt zu jeder Zehe nur ganz kurz war. Statt dieses endlosen Gepfriemels bei der Trockenmethode, wo ich mir die reinsten Draculapranken hole.
Da es so etwas wie einen Schnitzelklopfer nicht gibt in meinem Haushalt, behalf ich mich mit einer schweren Pfanne. Ging so, nur dass halt statt einer sich öffnenden Blüte mit einem Schlag elf Knoblauchzehen raketengleich quer durch die Küche schossen. Egal. Lieber elf Zehen vom Boden klauben als die Fusselschalen von elf Zehen aus den Nasenlöchern.

Wobei so ein Schnitzelklopfer schon praktisch, vor allem vielseitig ist. Größter Beliebtheit erfreut sich der Schnitzelklopfer naturgemäß in Österreich, wo er als Fleischflachmacher ebenso genutzt wird wie als Waffe. Ja eh, als Waffe - was liegt näher? Erstens ist das Viech verdammt schwer, liegt zweitens verdammt gut in der Hand und drittens sowieso in jeder österreichischen Küche herum, ist also stets griffbereit bei eskalierenden Familienstreitigkeiten. Das harmlos eingegebene Suchwort fördert Unglaubliches zu Tage, wie beherzt sie dort im Nachbarland mit den Schnitzelklopfern aufeinander losgehen, gern in Verbindung mit einem gewetzten Brotmesser, geschlechter- wie generationenübergreifend.

Ach ja, Brotmesser. Mit dem Rücken eines solchen ließen sich die elf geschälten und in Salz gewälzten Knoblauchzehen auf einen Streich zerquetschen. Das heiße Wasser hat sie gefügig gemacht - angenehmer Nebeneffekt. Und der Duft von warmem, frisch zerquetschtem Knoblauch ist einfach betörend, aber noch gar nix gegen das, was die in Knoblauch geschmorten Tomaten verströmen. Gleich wird das Nudelwasser blubbern.

5 Kommentare:

  1. Wenn ich mal wieder 300 Knoblauchzehen brauche, werde ich das auch mal ausprobieren! :D

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  2. ... und ich beim nächsten knoblauchcreme-machen - cooler tip :)! aber noch ne frage: darf man denn quetschen? ich dachte immer, daß man um himmelswillen nur hacken darf, weil beim zerdrücken die äh 'ätherischen' öle entweichen... ?

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  3. oh Gott, und ich dachte immer, um Himmels willlen nur quetschen, eben damit die ätherischen Öle entweichen, denn das sollen sie ja, und weil beim Hacken die Fasern kaputt gehen...werde mir heute in der Küche fachmännischen Rat holen ;).

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  4. Na jetzt bin ich auch verwirrt, bitte um zeitnahe Aufklärung! :)

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  5. Meine Damen,

    die Faktenlage ist widersprüchlich und tatsächlich verwirrend (Knoblauchküchencheck). Würde jeden Kommentar sprengen. Ich werde heute abend ausführlicher darüber posten ;).

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