Samstag, 25. Juli 2009

Wischmop

Heute ist Samstag. Samstag ist kein Putztag, mithin ein Schanigarten-berichterstattungsfreier Tag. Es passiert auch so genug auf der Welt. Wechseln wir mal vom Land, in dem vor langer Zeit der Schanigarten erfunden wurde, in jenes Land, welches erst kürzlich den sogenannten Rüeblimob erfunden hat, in die Schweiz also. Der Rüeblimob - wiederum eine Worterfindung von Ugugu, der Rest der Schweiz hält sich an die internationale Sprachregelung 'Carrotmob' - funktioniert so:
Die Idee ist einfach erklärt: Wir erledigen alle unsere zu erledigenden Einkäufe am selben Tag und im gleichen Laden. Einen mit dem Besitzer zuvor verhandelter Anteil des Umsatzes, der dadurch in kurzer Zeit entsteht, wird von ihm in Renovationsmaßnahmen gesteckt, welche die Energieeffizienz steigern und die Umwelt schonen. Das Ziel des Mobs also: Einkäufe erledigen und damit den Laden CO2-neutral machen.
Klingt aller Ehren wert, vielleicht eine Spur trockener als es sein müsste. Gottlob gibt es dieses Video aus San Francisco zum gleichen Thema, bei dem ich Tränen gelacht habe, obwohl die Idee zur Action durchaus ernstzunehmend ist. Am 7. August soll nun in Basel ein Gemüseladen "gestürmt" werden. Daumendrücken für die Rüeblimobber.

Nun zur eigentlichen Neuigkeit des Tages. Ich habe einen neuen Job. Oder Zusatzjob. Nebenjob. Zweitjob. Drittjob. Multijob. Was auch immer, ein neuer privater Putzauftrag steht ins Haus. Diesmal handelt es sich um die Wohnung eines Bankers. Ins Gespräch gekommen war ich mit ihm bei dieser Veranstaltung, wo er mich nach längerem Plaudern und mehreren Getränken gefragt hatte: 'Könntest du mal bei mir wischen?', darauf ich: 'Du meinst putzen?', darauf er: 'Nein, nicht putzen, sondern wischen. Bei mir ist geputzt!'
So eine Aussage kann eine gestandene Putzfrau ins Staunen bringen. Zu was braucht er dann eine Putzfrau, wenn alles geputzt ist? Putzen heißt immer all inclusive. Bei mir.
'Du sollst ja auch nicht zum Putzen kommen, sondern zum Wischen.' Da, schon wieder. Ich bat ihn konkret zu werden. Also: Bodenfliesen, Wandfliesen, Spiegel - 'alles wischen. Und die Fenster. Und den Staub. Alles wischen.' Aha, bin im Vollcheck. Wischen eben. Erklärend fügte er hinzu: 'Du wirst sehen, bei mir ist es nicht schmutzig, es muss einfach nur gewischt werden.' Klingt gut. Klingt nach höherem Wellnessfaktor als bei einem Gastronomieküchenboden.
Der Banker hob sein Glas und schaute mich fragend an, was ich von der Sache halte. Mir fiel auf einmal jener frühe Blogbeitrag ein mit der intuitiven Überschrift Banknote. Auch ich hob mein Glas und sagte, 'Good Bank, auf jeden Fall', was den Banker mehr als erheiterte. Er spendierte ein weiteres Getränk, während dessen Konsum er seufzend gestand, dass es schwierig geworden sei mit einem Beruf wie dem seinen; das Berufsbild Banker genieße im sozialen Leben nicht mehr das allerbeste Image. Ich konnte ihn trösten. Dem Berufsbild Putzfrau ergeht es nicht viel besser. Wir verstanden uns.
Die Anzahl der Getränke ließ mich in den darauffolgenden Tagen in Erwägung ziehen, ob die informelle Auftragsvergabe eventuell doch nicht ganz ernst gemeint war? Der Anruf heute morgen stellte jedoch klar: Es war alles ernst gemeint, Mrs. Mop wird dringend zum Wischen gebraucht. Dienstag nachmittag Schlüsselübergabe, Kaffee trinken und Wohnung zeigen. Schon wieder so ein Italo-Edel-Kaffeekochmöbel wird mich erwarten, 'trink so viel du willst'. Damit kann man mich kriegen. Und mit einem Wischmop statt eines Schrubbers.

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