Samstag, 11. Juli 2009

Happy Mopping

Heute war mein erster Putzeinsatz in einer Privatwohnung. Um neun Uhr waren wir verabredet zum Kaffeetrinken, halbe Stunde Wohnung gemeinsam checken, dann musste der auftraggebende Freund auf die Arbeit gehen. Sagenhaft guter Kaffee aus einer kleinen, kompakten italienischen Maschine. "Trink so viel du willst." Solche Jobs mag ich schon von vorneherein. In den Kühlschrank hat er vorsorglich einen Piccolo gestellt. Für den Kreislauf der Putzfrau. Ein Wahnsinnsauftraggeber. Es gibt auch andere.
Wir machten einen Rundgang durch die kleine Wohnung. Fenster, Böden, Bilder und Bilderrahmen, Schränke, Glastische, Türen, Holzleisten und und und, "halt alles mal so richtig von Grund auf". Badewanne, Waschbecken, Toilette, Spiegel, Heizungsrohre und und und, "eigentlich überall, siehst du ja selbst, wie es hier aussieht." In der Tat, ich sah es mit eigenen Augen. Da gehst du durch, sagte ich mir. Einfühlsam erkundigte ich mich, ob es vielleicht sein könne, dass er am Wochenende Damenbesuch erwartet? Ein vernichtender Blick traf mich, ein Daumen wies schräg nach oben hinten,
und ich hielt die Klappe.
In einem schmalen Einbauschrank stand ein wuchtiges Trumm von Staubsauger. "Also, er saugt", sagte der Hausherr, wobei seine Stimme am Ende nach oben ging - statt nach unten, wie wenn einer einen Satz beendet. Es klang verdächtig nach 'er saugt KOMMA ABER'. Ich sagte nichts. "Ja wirklich, er saugt, nur die Saugleistung ist halt nicht so der Knaller", vorgetragen in nochchalantem Ton, als ob es kaum Belangloseres gäbe als die Saugleistung eines Staubsaugers. Ich guckte streng. "Okay, okay, er saugt, aber er saugt halt nicht wirklich." Das ist doch schon mal eine Aussage. Noch dazu eine zutreffende: Dieser Staubsauger klingt wie ein Staubsauger, verhält sich aber nicht wie einer. Er macht nicht gerade das Gegenteil dessen, was ein Staubsauger tun sollte, das nicht, aber effektiv machen tut er eigentlich nichts. Außer Krach.
Als der Hausherr schließlich auf meine Frage "wo hast du einen Eimer?" zur Antwort gab "Eimer, wieso Eimer?", da schwante mir, welche gigantische logistische Herausforderung auf mich zukam. Ohne Eimer ist die Putzfrau nichts. Eimer ist so was von basic, dass ich ihn noch nicht mal auf meiner Checkliste stehen hatte. Und jetzt das.
Auf diesen Schreck tranken wir noch einen Kaffee, fanden die Situation irgendwie ziemlich lustig und beschlossen, halt das Beste draus zu machen. Also, ich. Was ich dann auch tat. Ich gab mein bestes Mopping. Natürlich keineswegs in vier Stunden. Nach vier Stunden war noch nicht einmal jener immer wieder faszinierende Umschlagspunkt erreicht, wo die Putzfrau im Gesamtbild deutlich mehr Sauberkeit und Ordnung wahrnimmt als Schmutz und Chaos. Ein wunderbarer Umschlagspunkt, von dem an alles leichter und schneller von der Hand geht. Ein richtiger Antreiber. Hat das heute lange gedauert, bis ich endlich Land gesehen habe.
Erfreulicherweise handelte es sich um eine Junggesellenwohnung, wo bekanntlich ganz oben statt einer Dunstabzugshaube ein Deckenventilator hängt. Das Geschaufel dieses Riesenviechs und sein gemütliches leises Schnurren haben den Wellnessfaktor der ganzen Ochsentour entschieden angehoben. Der Kaffee wurde mit jeder Tasse besser. Den Piccolo habe ich um 14 Uhr getrunken, als der magische Moment des Umschlags gekommen war. Alles in allem ging es mir verdammt gut, obwohl es verdammt anstrengend war.
Ganz am Schluss klopfte ich die Fußmatte auf dem Balkon aus und las, was darauf stand. Genau, dachte ich, Spielwiederholung wäre nicht schlecht, und dann dachte ich, es kann bestimmt nichts schaden, dem Hausherrn, Auftraggeber, Gastgeber und Freund etwas zu hinterlassen in Sachen Eigenacquise. Kapiert der bestimmt, dachte ich.

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