Sonntag, 24. April 2011

Lammfromm


Als ich heute früh, noch österlich schwer verschnarcht - o Haupt voll Trunk und Heiterkeit -, durch die Wohnung taperte, mit einem Ohr Radio hörte und mit der anderen Hand nach der Zahnbürste suchte, verhalf mir der Deutschlandfunk zu einem veritablen Erweckungserlebnis.

Ich vernahm irgend etwas - mit, wie gesagt, nur einem Ohr - über "Kirchenlieder und Gesangbücher als Messgeräte unserer metaphysischen Lage". Während ich schlaftrunken überlegte, ob es sich dafür lohnt, das Zähneputzen aufzuschieben (elektrische Zahnbürste, macht Höllenlärm, übertönt Radio), kam der Rundfunkmoderator auch schon zur Sache: Es ging um den, nun ja, metamorphotischen Wandel von kirchlichen Liedzeilen im Wandel der Zeit und des, so ungefähr, Zeitgeistes.

Die Rede war von dem "sakralen Hit" (O-Ton) "Ich will dich lieben, meine Stärke", welcher wiederum die Liedzeile enthält "Ich will dich lieben, Gottes Lamm, als meinen Bräutigam". Letzteres, so der Moderator, sei den deutschen Christen anno 1941 höchst suspekt erschienen, weshalb sie es vorzogen zu reimen "Ich will dich lieben, wahre Ruh' und ew'ge Schönheit du". Reim' dich oder putz' dir die Zähne.

Doch auch das aktuell gültige Einheitsgesangbuch der katholischen Kirche, so der Moderator weiter, habe die Sache mit dem Bräutigam irgendwie despektierlich gefunden und darum lieber den Rumpelreim eingesetzt "Ich will dich lieben, Gottes Lamm, das starb am Kreuzesstamm". Ehrlich, da rumpelt meine Zahnbürste rhythmischer.

Weil aber Ostern das Fest des wiederauferstandenen frühmorgendlichen Humors ist, beließ es der Radiosprecher nicht bei diesen launigen Zitaten, sondern setzte aufgeweckt noch einen drauf: "Weil indessen über Sex mit Schafen schon Woody Allen alles gesagt hat, sagen wir: Frohe Ostern!"

Da endlich ließ ich, erneut österlich angeheitert, meine Zahnbürste rumpeln.


Update: Inzwischen bin ich mindestens so aufgeweckt wie der Moderator und daher imstande, das mit einem Ohr Gehörte zu dokumentieren: Es handelte sich um die Kulturpresseschau, nachzuhören hier.

4 Kommentare:

  1. Beim Neutexten solcher Passagen widerspiegelt sich die Geisteshaltung von Hauptschülern, die auch jedes Mal aus der Rolle fallen, sobald jemand etwas wie "Schwanz" an die Tafel schreibt.

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  2. Bei Heranwachsenden - ist zu hoffen - wachsen sich derlei Verklemmtheiten irgendwann aus. Bei erwachsenen Kirchenliedzensoren (keine ehemaligen Hauptschüler) besteht da wenig Grund zur Hoffnung.

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