Verschmutzung des öffentlichen Raumes, das war das Stichwort. Nun war mir neulich so, als hätte ich das Thema Dogshit hinreichend ausgeschöpft - jedoch, die Materie schmiert sich mit jedem Tag nachhaltiger ins Bewusstsein und an die Schuhsohlen. Je weniger Schnee, desto verschissener die Gehwege. Was der Schnee gnädig verhüllt und in aller Frische konserviert hatte, tritt jetzt in eklig verändertem Aggregatzustand an die Oberfläche: Der Begriff Haufen wäre völlig unangebracht.
Dem Unheil ist auf Dauer, also auf langen Fußmärschen, kaum zu entkommen. Weil es so leicht zu verwechseln ist mit all den verdreckten, verpappten, halbzerschmolzenen und wieder angefrorenen Schneesplittstreusalz-Ansammlungen. Stieren Blickes, die Augen stets prüfend zu Boden gerichtet, gehe ich meiner Wege; weiche aus, verlangsame, vergrößere oder verkleinere meine Schritte, hüpfe drüber, bleibe abrupt stehen - nützt alles nichts, irgendwann lande ich doch mittendrin.
Es ist jedes Mal ein Gefühl zum Davonlaufen. Alles andere tritt augenblicklich in den Hintergrund, man denkt nur noch: Jetzt stehst du schon wieder in der Scheiße. Gut, in selbiger zu sitzen wäre womöglich noch ungustiöser. Aber am schlimmsten ist der Moment des Hineintretens und des Wahrnehmens, dass man jetzt gerade hineintritt und dieser Schritt niemals wird rückgängig zu machen sein. Objektivität in ihrer grausamsten Form.
Keine gute Idee ist es übrigens, sofort nach dem Fehltritt in einer jener allgegenwärtigen Schneebrachen herumzutrampeln, um so die Schuhsohlen wieder sauber zu kriegen. Zu hoch stehen die Chancen, dass man den Schnee mit etwas anderem verwechselt. Es lässt sich alles Beschissene mit etwas noch Beschissenerem toppen. Ich spreche aus Erfahrung.
So nehmen die Malheurs ihren Lauf und erzeugen das Bedürfnis nach Spontanentladung mittels authentischem Kraftausdruck, ohne welche die ganze Sauerei nicht zu ertragen wäre. Heute nachmittag brüllte auf dem Gehweg plötzlich dicht hinter mir eine tiefe Männerstimme: "So eine Scheiiiße!". Erst erschrak ich fürchterlich, drehte mich um und sah, was los war: der übliche point of no return. Meine Mitgefühl war so grenzenlos wie wortgewaltig und passte sich weitgehend dem Sprachgebrauch des Pechvogels an, was dieser mit einer gewissen galgenhumorigen Dankbarkeit quittierte. Irgendwie werden die Menschen durch das Unheil zusammengeschweißt. Mit w.
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