Mittwoch, 10. Oktober 2012

It's showtime, folks


Worum ging's eigentlich bei der gestrigen Show?
Schon klar, um Show, was sonst.
"Ich bin hierher gekommen, um die Situation vor Ort zu verstehen."
Verständnis. Kommt immer gut.
"Enge Kontakte führen zu einem besseren Verständnis."
Besseres Verständnis kommt noch besser.
Merkel, die Griechenversteherin.
"Was der Besuch für die Griechen bedeutet, weiß ich nicht."
Wie sollte sie auch. Mit denen pflegt sie ja keine engen Kontakte.
So weit geht das mit dem Verständnis dann doch nicht. Muss man verstehen. Die Frau hat ja genug Sorgen bei sich zuhause. Dort wartet ein Volk von Merkelverstehern auf klare Ansagen.
Die hat es bekommen.
"Griechenland ist in einer schwierigen Phase, sollte aber den Weg zu Ende gehen, den es begonnen hat..."
Kommt gut zuhause. Erst Verständnis, dann Härte.
Weil, Strafe muss sein.
"...sonst wird alles noch viel härter werden..."
Eben. Härte zeigen.
"...es geht um unsere Kinder und Enkelkinder."
Kommt auch gut. Erst Härte, dann ein bisschen Wischi-Waschi-Wärme. Um wessen Kinder und Enkelkinder ging es gleich nochmal? Egal, die Merkelversteher zuhause werden schon verstehen, was mit "unsere" gemeint war. Muss man denen doch nicht extra erklären, dass einem die arbeitslosen griechischen Kinder und Enkelkinder (knapp 55 Prozent) sonstwo vorbeigehen.

Während die Griechen "bluten" (Ministerpräsident Samaras), zeigte Merkel Herzblut,
"Sie hat Respekt bekundet für die Opfer, die wir bringen."
Respekt. Das Zauberwort schlechthin. Kommt gleich nach Verständnis. Kommt gut, kostet nix. Zwischen Respekt bekunden und Respekt haben liegen Welten, ist aber eh wurscht, so genau nimmt es der Merkelversteher zuhause nicht.

Worum ging es gestern nochmal?
"Mit ihrem Besuch hat sie ihr Image in der internationalen Presse verbessert." (Samaras)
Genau, ums Image. Hätten wir fast vergessen, vor lauter Respekt und Verständnis und Opfer und Härte. Wie, Merkel hat ein Imageproblem? Bei wem? Mit Sicherheit bei den Griechen. Muss man aber verstehen. Weil, ohne Imageproblem bei den Griechen hätte die Eiserne mit dem blutenden Herzen ein Imageproblem bei sich zuhause, bei den Merkelverstehern. Aber jetzt, wo die Griechen wie auf Knopfdruck reagiert haben und die zuhause alle sehen können, dass die da unten im Süden nicht nur faul, sondern obendrein undankbar und unverschämt sind, läuft alles wie am Schnürchen.

The show must go on.

2 Kommentare:

  1. Sehr gute und erfrischend sarkastische Einschätzung der Merkel-Reise.
    A propos "Wärme" kommt mir gleich der Spruch mit der entstehenden Nestwärme beim Über-den-Tisch-ziehen in den Sinn...

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