Donnerstag, 6. Juni 2013

Krise als Chance


Äh ... sorry, uns ist da ein bedauerlicher Lapsus unterlaufen, tut uns leid, aber kann ja mal passieren, weil, wir sind auch nur Menschen.
Der IMF (International Monetary Fund) gab zu, ihm seien beträchtliche Fehler unterlaufen.
Nicht bloß Fehler, nein, sogar beträchtliche Fehler sind uns da unterlaufen, tut uns echt leid, doch, ehrlich, müsst ihr uns jetzt einfach glauben. Irren ist aber menschlich, nicht wahr, und man kann sich ja mal vertun, also, was heißt vertun, wir haben uns halt verschätzt, also, was heißt verschätzt, irgendwie haben wir unterschätzt, was für verheerende Folgen unsere Maßnahmen nach sich ziehen könnten, um genau zu sein, wir haben den Schaden sogar schwer unterschätzt.
Der IMF sagte, er habe den Schaden schwer unterschätzt, den seine Austeritätsmaßnahmen der griechischen Wirtschaft zufügen würden.
Tja, sorry, wir haben das einfach nicht geschnallt.
Der IMF gab zu, er habe daneben gelegen und den Schaden nicht erkannt.
Ein Lapsus, wie schon gesagt. Bisschen ausgerutscht, und drum lagen wir eben daneben. Blöd gelaufen. Nur, wer konnte damit schon rechnen? Wir doch nicht.
Der Wirtschaft widerfuhr eine Rezession, die weitaus tiefgreifender war als von uns erwartet, mit einer außergewöhnlich hohen Arbeitslosigkeit.
Konnten wir ja nicht ahnen, das mit der hohen Arbeitslosigkeit! Woher auch? Wo wir eh genug Probleme hatten, uns überhaupt zusammenzuraufen, bitte, wir sind ja auch bloß Menschen -
Er (der IMF) fand heraus, dass er zu kämpfen hatte, um sich zu einem Team zu vereinheitlichen ...
- und ohne Teamarbeit läuft ja bekanntlich nix, also kann man uns das auch nicht wirklich zum Vorwurf machen, das mit dem Lapsus und der Arbeitslosigkeit und so, und außerdem war bei uns für speziell dieses Thema gar keiner zuständig -
... und dass es keinen klar definierten Zuständigkeitsstab für Arbeit ("division of labour") gegeben hatte.
- wozu auch, schließlich fanden wir es völlig ausreichend, diesen aufsässigen südeuropäischen Ländern ein klar definiertes neoliberales Austeritätsprogramm aufzuzwingen, eben damit die Arbeitslosigkeit nach oben schnellt und die Löhne nach unten, und die Leidtragenden, bitte, das sind ja auch bloß Menschen, und die haben uns noch nie interessiert, also, was soll jetzt das Gemeckere, ist halt nun mal so gelaufen und eigentlich - mal so unter uns - gar nicht sooo schlecht gelaufen, oder? Jedenfalls für uns nicht, und nur darauf kommt es uns an.

Und jetzt, wo alles so schön planmäßig aus dem Ruder gelaufen ist mit der Wirtschaft und der Arbeitslosigkeit, sind wir natürlich schwer betroffen und sagen das auch ganz betroffen, dass wir sehr betroffen sind vor lauter Betroffenheit:
Die Krise und die Rezession haben schreckliche Konsequenzen gehabt für Griechenland hinsichtlich der Arbeitslosigkeit und haben der Gesellschaft ernsthaften Stress verursacht, wo inzwischen extreme Parteien immer mehr Zuspruch finden.
Na ja, sieht fast so aus, als hätten wir die wachsende Unterstützung einer Neonazi-Partei kräftig geschürt, aber das war keinesfalls Bestandteil unseres Programmes, so viel können wir beschwören, oder vielleicht auch nicht oder vielleicht doch, egal, wir sagen, es tut uns leid und gut ist.

Ach ja, und das mit der Jugend tut uns natürlich auch fürchterlich leid, also die schrecklich hohe Jugendarbeitslosigkeit, aber bitte, wer konnte das ahnen? Wo gehobelt wird, fallen nun mal Späne, da muss man durch, auch die Jugend muss da durch, 60 Prozent Jugendarbeitslosigkeit, was ist das schon? Da ist noch ein weiter Weg bis 100 Prozent, da muss sie durch, die Jugend, so was dauert halt seine Zeit. Wie lange das dauert? Ja, woher sollen wir das denn wissen, wo wir uns doch grade so schwer verschätzt haben, also, dazu geben wir jetzt vorsichtshalber lieber keine Prognosen ab, das überlassen wir lieber anderen:
"Europa und Europas Jugend haben ihre beste Zeit noch vor sich."
Ha! Hat er das nicht großartig formuliert? Der nimmt uns das Wort aus dem Mund, der Mann, auf den ist Verlass, der quasselt nicht lange herum, der nennt die Dinge so, wie sie sind:
"Es funktioniert gut", sagte Finanzminister Schäuble zur Lage in Südeuropa.
Also, besser hätten wir das auch nicht sagen können. Ganz im Ernst.

1 Kommentar:

  1. "Es funktioniert gut", sagte Finanzminister Schäuble zur Lage in Südeuropa.

    Und da habe ich auch lange überlegt, wie ich das formulieren soll, um mich nicht zu verschätzen, wegen der Wirkung, die ich möglicherweise so nicht ganz gewollt habe, die dann aber doch so gekommen ist, obwohl ich sie so auch wieder nicht gewollt habe.

    Anlaufweg, Geschwindigkeit, eigenes Körpergewicht und zu bewegende wirtschaftskompetente Masse und deren mögliche Flugbahn. Ich lasse es lieber!

    Vielleicht kennt der Herr Tritt(in) eine spontane Lösung für mein Problem.

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