Sonntag, 2. Juni 2013

Frankfurt setzt Maßstäbe


Es hätte eine tolle Demo werden können.


20.000 Menschen

schön laut

schön schräg

Demo angemeldet
Route genehmigt

Leute gut drauf

Kinder mit Courage

Väter mit Courage

Und ja, Courage ist ansteckend, 
vielleicht sogar vererbbar, 
auf jeden Fall erziehbar.

Doch, war wirklich eine tolle Demo. 
Hat Spass gemacht. 

Allerdings nur zwanzig Minuten lang.
Bis dem letzten Demonstranten klar wurde, dass hier nichts mehr lief.
Nicht laufen sollte.
Weder vorwärts noch rückwärts.

Bis klar wurde, dass andere Akteure andere Interessen vertraten.
Und diese durchzusetzen entschlossen waren.

Und zwar nicht von der Frankfurter Einsatzleitung, 
sondern von der Polizeileitung Wiesbaden.
Also vom hessischen Innenministerium.
Dort, wo ein frustrierter CDU-Hardliner namens Boris Rhein sitzt, 
der in Frankfurt furchtbar gern den Macker geben würde, 
was den Frankfurtern aber nicht passt, 
weshalb sie dafür gesorgt haben, 
dass er die Oberbürgermeisterwahl haushoch verlor. 
Die Schmach sitzt tief. 
Der Mann muss kompensieren. 
Zeigen, wer Herr im Hause ist. 
Zeigen, wo der Hammer hängt.
Zeigen, wo's langgeht, 
So wurde die ganze Veranstaltung doch noch 
zu einer gelungenen Demonstration. 
Einer Machtdemonstration polizeistaatlichen Ausmaßes. 
Einer bis ins kleinste Detail sorgfältig einstudierten 
und perfekt inszenierten Demonstration 
militaristisch anmutender Übermacht.

Ein Frankfurter Schauspiel.

Einmarsch

Zugriff

Frontaufbau

Kontrolle


Kesseltreiben

Sechs Stunden in einem Polizeikessel sind kein Spass.
Das zehrt.
Nicht nur am Körper.
Das zerrt.
Nicht nur an den Nerven.
Es ist ein Horrortrip.
Sechs Stunden sind eine lange Zeit.
Sechs Stunden eingekesselt,
sechs Stunden Hunger,
sechs Stunden Durst,
sechs Stunden kein Klo.

Das perfekt inszenierte Frankfurter Schauspiel
wurde abgespult direkt unter den Fenstern eines
höchst improvisationsfreudigen solidarischen Verbündeten:
des Schauspielhauses Frankfurt.

Mitarbeiter des Frankfurter Schauspielhauses
bastelten in Windeseile
 eine Art Paternoster für Getränke.

rechts die vollen Flaschen,
links fürs Leergut,

Fresspakete aus der Kantine,

fliegende Klopapierrollen für die Notdurft,
bunte Luftballons fürs Gemüt.

Ich hätte heulen können vor lauter kleinem Glück
inmitten eines wohlkalkulierten Desasters gigantischen Ausmaßes.


Unfassbar, was in dieser Stadt seinen Lauf nimmt.

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