Samstag, 23. März 2013

Matratzengeflüster


Was ein anständiger Bank Run ist, der nimmt seinen Lauf, den halten weder Ochs' noch Esel auf und die EZB schon mal gar nicht.

Allerdings zieht so ein zünftiger Bank Run Folgeprobleme nach sich,
ist ja klar. Hat man erst mal sein Erspartes (so vorhanden) von seinem Konto (so vorhanden) geräumt, stellt sich die Frage 'Wohin damit?' in aller Dringlichkeit, und in aller Regel ist 'Unter die Matratze'
(so vorhanden) die naheliegende Antwort, denn nirgends liegt ein Schläfer seiner Barschaft so nahe wie auf der Matratze, wenn sein physisches Depot unter derselben ruht.

Nun zieht jedoch die gute alte Matratze wiederum neue Folgeprobleme nach sich, ist ja klar. Zwar mag das eigene Bett in diesen unwägbaren Zeiten als Hort der relativen Sicherheit gelten; aber halt nur relativ, solange die Absolutheit serieller Wohnungseinbrüche noch nicht zugeschlagen und jeder, selbst der amateurhafteste Langfinger, begriffen hat, dass ein gezielter Griff unter fremde Matratzen ihn in Minutenschnelle zum reichen Mann macht.

Not - so lautet eine der Grundregeln kapitalistischer Vermarktungslogik - macht erfinderisch. Darum hat es nicht lange gedauert, bis ein findiger spanischer Matratzenhersteller in der Bedrängnis seiner Mitmenschen ('my home is my bank and my mattress is my Schließfach') eine profitable Marktlücke entdeckt hat: Er erfand die erste Matratze mit eingebautem Schließfach - von Käufern kurz und liebevoll "Good Bank" genannt, nachdem diese den aus ihrer Sicht "Bad Banks" endgültig den Rücken gekehrt hatten. Das Ding entpuppt sich als Renner; wie man hört, geht die verschließbare Tresormatratze weg wie geschnitten Brot:



Nun zieht jedoch jedes Schnippchen, das dem System geschlagen wird, neue Folgeprobleme nach sich, ist ja klar. Denn das System wäre nicht das System, würde es nicht prompt jeden, der es wagt aus ihm auszuscheren, bestrafen. Darum liegt die neugeschaffene Zwangssteuer auf Standardmatratzen - fertig ausformuliert und nach EU-Richtlinien harmonisiert - bereits in den Schubladen und wird voraussichtlich noch an diesem Wochenende den südeuropäischen Parlamenten zur Abstimmung vorgelegt werden. Ausnahmslos alle privaten Matratzenbesitzer werden dieser Steuer unterliegen.

Darüberhinaus wird es in einer für den heutigen späten Samstagabend einberufenen Sondersitzung der EU-Kommission zu einer Eilverabschiedung der geplanten Matratzensteuer-Zusatzverordnung kommen, derzufolge Matratzen mit Zusatzfunktion (eingebautes Schließfach) mit einer Zwangsabgabe in doppelter Höhe (verglichen mit Standardmatratzen) belegt werden. Ausnahmslos alle Besitzer von Matratzen mit Zusatzfunktion werden dieser verdoppelten Zwangssteuer unterliegen.

Nun zieht jedoch die Zwangsbesteuerung verschließbarer Tresormatratzen neue Folgeprobleme nach sich - ist ja klar -, für die allerdings seitens der EU-Kommission bereits eine Lösung vorliegt: Wer künftig den Zahlencode seines Matratzenschließfaches vertraulich an die EU-Kommission weiterleitet, darf mit einer Steuervergünstigung rechnen, die vonseiten der EU-Bürokratie umgehend bestätigt werden wird, und zwar mit einem geschützten Passwort: "EGgufiDdnngh" (Euer Geld gehört uns, falls ihr Deppen das noch nicht gemerkt habt).

7 Kommentare:

  1. Das ist so abwegig gar nicht. Einige Sparer überlegen eine Flucht in Gold, welches sie dann in einem Bankenschließfach deponieren. Aber auch dafür hat das System für den Ernstfall vorgesorgt:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Goldverbot

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  2. ich kanns ja nicht mehr hören, das mit dem Gold. Was wollen die Heinis mit ihrem gold, wenns keinen optiker mehr gibt, der noch gerät hat die brillen selber zu machen, oder sämtliche handwerker beinahe alle nur noch in rumänien und indien zu hause sind.. gehen sie dann zum steuerberater oder bankkauffrau oder betriebsberater oder fallmanager oder politiker oder wohin, wenn sie was zum beißen haben wollen mit ihrem dämlichen gold. sie werden keinen mehr finden wie im guten alten dorf, wo es für jedes problemchen einen gab der dazu ein handwerk konnte mit materialdepot. die goldheinis sollen sich doch gegenseitig ihr gehirn auslöffeln. na ehrlich, ich kann die grassierende dummheit nicht mehr fassen.

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  3. "Nun zieht jedoch jedes Schnippchen, das dem System geschlagen wird, neue Folgeprobleme nach sich..."

    Klingt so, wie mit dem Wettlauf zwischen Hase und Igel.
    Wo der Hase noch denkt, er könnte den Wettlauf gewinnen, war der Igel schon vor ihm da.

    Auf Menschen übertragen: Sie lassen sich auf einen Wettbewerb ein, deren Regeln sie nicht verstehen(wollen), wo sie darauf vertrauen, dass für alle die gleichen Regeln gelten und wo sie dann bemerken, dass diese dann letztendlich doch nicht gelten.

    ("Euer Geld gehört uns, falls ihr Deppen das noch nicht bemerkt habt.")

    Meine Anmerkung: Ihr könnt es verstecken, wo ihr wollt, ihr könnt es verstecken wo ihr wollt, wir finden es immer.

    Und wenn wir es nicht finden, dann richten wir es so ein, dass Euer Geld nichts mehr Wert ist. Kommt dann auf dasselbe heraus.





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  4. Wieder einer dieser fnordigen Augenblicke. Kneif mich mal bitte jemand! Da muss man in der Krise™ leben, um auf solche Ideen zu kommen.
    Die Auslieferer der Matratzenfirma werden demnächst viele neue Kneipenbekanntschaften machen.
    "Shit! Schon wieder Hausaufgaben. Mein armer Rücken!" denkt der Einbrecher und zückt das Teppichmesser.

    Ich hatte aber selbst auch schon die kaputte Idee Kriegsgewinnler zu werden: Am Flughafen Sicherheits-T-Shirts für Krisenlandreisende anbieten mit unsympathischen Merkel-Photo und "Not My Vote - Sorry!" drauf und einem schwarzen Edding für die Nachbearbeitung dazu. Als Survival-Kit. Aber für so eine Nummer einen Kreditgeber finden...

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    1. Natürlich werden "die Auslieferer der Matratzenfirma" selbst automatisch zu Tatverdächtigen, weil, wenn vier Mann das Tresormonster in die Wohnung hochschleppen, dann sind das schon mal vier Leute, die zu viel wissen. Ist sicherheitstechnisch noch nicht voll ausgereift, das Konzept. Kommt aber gut an, der Abverkauf kann sich sehen lassen. Und wird ohne Zweifel jede Menge Kriminal-Folgeprobleme nach sich ziehen, die Matratzenaufschlitzer-Mafia steht bestimmt schon in den Startlöchern.

      Übrigens, in Zypern hat das Phänomen im Volksmund bereits einen Namen: dort dominiert im Finanzdienstleistungsbereich neuerdings die "Bank of Mattress". Krisenfolklore vom feinsten.

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    2. Meine Idee mit dem Security-Shirt hatten andere auch - schon wieder zu spät, verdammt:
      "Soy un hombre de izquierda - y la señora Merkel esta mierda!"

      "DAS DEUTSCHE REZEPT
      Schlank und rank mit Angela Merkel"
      http://www.rationalgalerie.de/archiv/index_1_678.html
      "...ähnliche T-Shirts in Griechenland, Italien und Zypern in Vorbereitung..."

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    3. Ist ja ein verschärftes Ding, die rationalgalerie, vielen Dank für den Link, macht Spass dort zu lesen!

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