Also, jetzt mal eins nach dem andern.
Da wäre zum einen die Revolution. Dauert womöglich noch eine Weile. Und dann wäre da der Bank Run. Dauert auch noch, kommt aber höchstwahrscheinlich vorher. Beiden, der Revolution und dem Bank Run, ist gemeinsam: They will not be televised. Auf gar keinen Fall. Weil, die Medien werden ja nicht dafür bezahlt, dass sie die Leute auf dumme Gedanken bringen. Im Gegenteil. Sie werden dafür bezahlt, dass sie die Leute von solcherart systemgefährdendem Blödsinn abhalten.
Weshalb es völlig witzlos ist, vor der Glotze zu sitzen und zu zählen, wie viele Leute inzwischen vor den Bankomaten Schlange stehen. Es werden nie mehr als vier oder fünf sein. Höchstens mal der eine oder andere Bulldozer dazwischen, wie zur Zeit in Zypern, das ist dann aber schon das Höchste der Gefühle. Weil, Bulldozer vor Banken bringen Einschaltquote, und immer nur vier oder fünf Hanseln vor einem Bankomaten zu zeigen wird ja auf Dauer auch langweilig.
Nur, vor der Glotze sitzen und drauf warten, dass der Bulldozer endlich in die Schalterhalle reinbrettert - vergiss es, Baby. Bis auf weiteres wird der Bulldozer, mattscheibenfreundlich und dekorativ, vor der Bank so statisch rumstehen wie ein Brückenpfeiler aus Beton, wie ein uriges prähistorisches Requisit aus dem ZDF-Fernsehgarten, und sich nicht von der Stelle rühren; dafür sorgen die wesentlich dynamischeren Bulldozer der sogenannten Eurogroup, allen voran der Oberbulldozersturmführer Schäuble, der händereibend frohlockt, dass in den zyprischen Banken eh kein Geld zu holen sei, jedenfalls so lange nicht, wie kein böser Russe hinterm Steuer des Bulldozers sitzt, was zuverlässig daran zu erkennen sei, wenn aus dem Bulldozerauspuff ein paar stinkende Erdgaswolken entweichen -
Cartoon: Fricca
- weshalb sich Chefbulldozer Merkel - mit der russischen Materie seit Kindesbeinen vertraut - nachdrücklich verbeten hat, dass die zyprische Regierung mit irgendjemand anderem verhandelt als mit der Troika. Irgendwie ist der Bulldozerchefin dabei aus dem Blick geraten, dass sie zwar Kanzlerin von Deutschland, aber (noch) nicht von Europa ist, aber sie übt halt fleißig, man muss ihr das nachsehen.
Jedenfalls, die Sache mit dem Bank Run. Der muss, da sind sich alle einig, auf Biegen und Brechen verhindert werden. Nur, wie? Ein erster, wichtiger Schritt ist bereits gemacht: Die Banken in Zypern bleiben einfach geschlossen, fertig. Erst mal bis übers nächste Wochenende. Und weil, günstigerweise, der Montag nach dem nächsten Wochenende ein Feiertag ist ('Griechischer Unabhängigkeitstag', meine Güte, von wem sind die unabhängig? Doch wohl nicht von der Troika?), werden die Banken bis mindestens nächsten Dienstag geschlossen bleiben. Oder noch länger. Vielleicht für immer. Was natürlich, im Sinne der Unterbindung eines Bank Run, eine extrem praktische, auf allen Seiten bulldozersparende Lösung wäre.
Immerhin ist jetzt bis Dienstag genug Zeit, dem gefürchteten Bank Run prophylaktisch entgegenzuwirken, also die bewährten Propagandageschütze anzuwerfen und die Zyprioten aus allen Rohren zu beballern, dass ihr Erspartes sicher, wirklich garantiert sicher sei, aber nur und ausschließlich dann, so lange sie es auf der Bank lassen. Vorher, da sind sich alle einig, ist es völlig sinnlos, die Banken wieder zu öffnen. Sollten die zypriotischen Bankkunden weiterhin stur bleiben und partout an ihre Kohle ran wollen, bleiben die Banken halt weiterhin geschlossen, basta.
Sollten jedoch auch künftig, trotz allen guten Zuredens, die Leute einfach nicht zur Vernunft zu bringen sein, dann muss mit härteren Bandagen vorgegangen werden. Quasi mit Handschellen. Ein neues Notgesetz, das den Bank Run bei Strafe verbietet, liegt bereits in den Schubladen. Selbstverständlich etwas geschmeidiger formuliert, etwa so: Zu Ihrem Schutz und der Sicherheit Ihrer Bankeinlagen sind Sie ab sofort gehalten, pro Tag maximal 100 Euro von Ihrem Konto abzuheben oder zu überweisen; bei Zuwiderhandlung belasten wir mit einer nach oben offenen Zwangsabgabe Ihr Guthaben so lange, bis Sie keines mehr haben.
Völlig bescheuert oder was? Keine Spur. Hätte vor nur einer Woche irgendjemand erzählt, das EU-Bulldozerteam werde in einer Nacht-und-Nebel-Aktion die Bankguthaben der Bürger eines europäischen Landes konfiszieren - alle hätte geschrien: völlig bescheuert oder was?
Das Grauen kommt auf leisen, aber schnellen Sohlen.
In kundenfreundlicher Bulldozerlautstärke.
SPON läßt Experten zu Wort kommen: "So gesehen", sagt Europarechtler Calliess, "verstößt die Sonderabgabe nicht gegen die Einlagengarantie, sondern sichert ihre Voraussetzungen."
AntwortenLöschenhttp://www.spiegel.de/wirtschaft/warum-der-zugriff-auf-zyprische-bankkonten-legal-ist-a-889957.html
Er nennt es Steuer. Da in Deutschland aber bereits für Zinserträge über dem Freibetrag die
Zinsabschlagsteuer erhoben wird, würde eine weitere Besteuerung der Spareinlagen gegen das Verbot der Doppelbesteuerung verstoßen. Aber da werden sich die Beutelschneider in der Situation eines "nationalen Notstands" schon etwas einfallen lassen. Bin ich sicher.
"verstößt die Sonderabgabe nicht gegen die Einlagengarantie, sondern sichert ihre Voraussetzungen."
LöschenJa freilich, die Erde ist ein Wurstbrot, der Eiffelturm ein Marshmallow, eine Mauer wollte sowieso niemand bauen, zu keinem Zeitpunkt, und die Einlagen sind garantiert sicher, aber nur solange sie auf der Bank bleiben und dort zwangs"versteuert" werden können, und wer diesen segensreichen Vorgang "Konfiszierung" nennt, wird mit einer Extrasonderabgabe bestraft und bekommt drei Jahre Hausverbot bei seiner Bank.
Sag ich doch, jetzt wird aus allen Propagandarohren geschossen, dass es einem nur so um die Ohren fliegt.