Sonntag, 23. Dezember 2012
Vom Geben und Nehmen
Friede auf Erden, im Einzelhandel und den Satten ein Wohlgefallen.
Vor ein paar Tagen verhagelte der britische Fernsehsender BBC die allseits friedlich-besinnliche Weihnachtsstimmung mit einer besorgniserregenden Meldung: Laut Aussagen der Polizei schieße die Anzahl der Ladendiebstähle in die Höhe, weil immer mehr verarmte Menschen sich - "infolge des wirtschaftlichen Abschwunges in Großbritannien" - nicht anders zu helfen wüssten, um an Essbares zu gelangen.
Nachdem der Reporter von Müttern berichtet hatte, die beim Klauen von Babynahrung und Milchpulver erwischt wurden, fragte er zunächst einen Mann auf der Straße, ob er wirklich glaube, die Leute klauten "aus Verzweiflung" oder nicht vielleicht doch eher "aus Gier"? Sodann ließ er einen Vertreter des Einzelhandels zu Wort kommen, der beklagte, seine darbende Branche müsse jetzt Sicherheitsetiketten sogar auf solchen Produkten des täglichen Bedarfs anbringen, bei denen es völlig "unrentabel" sei, solche teuren elektronischen Anti-Diebstahl-Tags anzubringen.
Wer soll das bezahlen, fragte mit wachsender Besorgnis der Reporter und kam zu dem Schluss, der Ladendiebstahl - also die Ladendiebe - seien schuld an all den Preiserhöhungen, die von den Nichtladendieben bezahlt werden müssten. Und er ermahnte die Schuldigen, es gebe doch "eine Alternative" zu derart verantwortungslosem Handeln, nämlich die vielen wohltätigen Tafeln und "charity foodbanks", wo die verzweifelten Armen sich ihre gierigen Mäuler stopfen lassen könnten.
Weil, gerade an Weinachten solle keiner hungern müssen, und man müsse nur feste an den Weihnachtsmann glauben, dann werde alles gut und alle satt.
Dazu passen aktuelle Umfrageergebnisse, dass immer mehr verarmte Menschen glauben, beim Weihnachtsmann handele es sich in Wahrheit um einen dicken alten Kommunisten, der die frohe Botschaft verbreite, Reichtum gehöre angemessen verteilt, und wem davon nicht gegeben werde, der müsse sich halt, in Gottes Namen, nehmen.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Die Gier der Armen, soso... Na dann- weg mit den Armen, dann gibts auch keine Gier mehr. Problemm gelöst, keine Preissteigerungen mehr und alle haben sich lieb.
AntwortenLöschenSchade, dann ist ja auch meine Hoffnung dahin, dass sich die "übrig Gebliebenen" irgendwann gegenseitig an die Gurgel gehen werden.
Wieder Klasse auf den Punkt gebracht.
Ich wünsche trotzdem ein schönes Weihnachtsfest!