Der russische Dokumentarfilmer Victor Kossakovsky hat einen kleinen dreiminütigen Film gedreht.
Ort: eine Deutsche-Bank-Filiale in Berlin.
Handlung: Ein paar Menschen ohne Wohnsitz schlafen auf dem Boden des Geldautomaten-Vorraumes. Zwei Bankkunden betreten den Raum, steigen über die schlafenden Gestalten und ziehen Geld aus einem Automaten. Dann betritt eine Frau den Raum und bleibt zögernd in der Eingangstür stehen.
"...eine Frau öffnete die Tür zu den Geldautomaten, und als sie wahrnahm, dass drinnen Menschen schliefen, schloss sie langsam wieder die Tür und ging auf Zehenspitzen weg, während sie sagte, 'schlaft gut!'"
Victor Kossakovsky, NYTimesDer Film heißt Lullaby (Schlaflied) und wird untermalt von dem träumerischen Lied Lullaby der udmurtischen Sängerin Nadezhda Utkina. Das Kunstwerk aus Film, Musik und Gesang ist so subtil, so melancholisch, so berührend und so verstörend, dass ich mich vor weiteren Worten scheue und lieber immer wieder den Film auf mich wirken lasse. Ich glaube, wenn Kunst so zu wirken vermag, dann - und nur dann - ist sie: Kunst.
Wirklich sehr berührend am Ende. Da hat doch noch jemand Achtung vor den und nimmt Rücksicht auf die Schlafenden. Erwartet hatte ich das nicht, aber schön, dass es das tatsächlich noch gibt.
AntwortenLöschenJa, wobei der Film die Projektionsmuster des Betrachters auf eine harte Probe stellt. Ich z.B. dachte beim ersten Anschauen (und bevor ich den Kommentar von Kossakovsky in der NYT gelesen hatte), dass die Frau den Raum nicht aus Rücksicht, sondern aus Widerwillen vor den am Boden liegenden Menschen wieder verlässt. Mich befiel eine Art Schamgefühl, als ich merkte, wie leicht ich zum Opfer gewohnheitsmäßig negativer Projektionen werden kann.
LöschenIch habe mir erlaubt, den Hinweis auf den Film aufzunehmen und weiter zu verfolgen:
AntwortenLöschenhttp://gebattmer.twoday.net/stories/219020757/
Hab' ich bereits entdeckt. Bin regelmäßige Leserin des GBlogs ;)
LöschenDank nochmal - von Leser an Leserin ;)
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