Samstag, 16. Juli 2011

Unterwegs im Unterholz


Es brombeert. Und zwar gewaltig. Schwarz-üppig-glänzend strotzt es im dornreichen Gebüsch, und ich bin seit Tagen auf der Jagd. Selbstverständlich in Kampfkleidung, sonst kommt man ja lebendig nicht mehr aus der grünschwarzen Folterhölle raus. Dann gehe ich nach Hause, verbringe den Rest des Tages mit Marmeladekochen, Kuchenbacken und (ganz wichtig!) Kuchenessen und steige am nächsten Morgen wieder in die Armeehose, um erneut zuzuschlagen.


Das einzige Problem beim Brombeerenpflücken besteht darin, dass die schwärzesten, üppigsten Zweige immer entweder sehr hoch oder aber in der dornenverbarrikadierten Tiefe des Gebüsches hängen, wo kein normalwüchsiger Mensch dran kommt und erst recht kein kurzwüchsiger wie ich. Man kann sich also meine Empörung vorstellen, als ich heute früh eines meiner Lieblings-, weil ertragreichsten Gebüsche aufsuchte und ein baumlanger Lulatsch damit beschäftigt war, sich - von ganz oben - handvollweise Beeren abwechselnd in den Mund und in den mitgebrachten Spankorb zu stopfen. Ich wurde grün vor Eifersucht.

Noch nicht einmal beschimpfen konnte ich den Kerl, denn er verstand kein Wort Deutsch, und ich verstehe kein Wort Osteuropäisch. Mir blieb also nichts weiter übrig als die Fäuste in die Körpermitte zu stemmen und böse zu gucken. Irgendwie hat der Lange das Körpersprachliche sofort verstanden, denn er breitete beschwichtigend seine rotgefärbten Hände (an unverschämt langen Armen) aus, trat aus dem Gebüsch, zwinkerte listig, öffnete seinen Rucksack und holte etwas heraus, was andernorts, glaube ich, eine Machete genannt wird.

Diese schwang er mit geübten Griffen ins Nachbargebüsch so lange hinein, bis der Weg frei wurde zu den in der Tiefe befindlichen schwarzglänzenden, üppig behangenen Zweigen. Ich stand mit offenem Mund und war mehr als beeindruckt und dann nur noch begeistert. Während der Lange seine Ernte in lichter Höhe fortsetzte, stieg die Kurze in die dunkle Tiefe, und beide waren wir bester Dinge, füllten im Nu unsere Körbe, und jedes Mal, wenn es in der Tiefe nichts mehr zu ernten gab, schlug der Lange erneut mit dem Buschmesser zu. Das Ganze auf beglückend entspannte, da nonverbale Weise.

Irgendwie gelang uns die gebärdensprachliche Verständigung, uns morgen wieder am Tatort zu treffen. Weil, solange ich mir keine eigenes Buschmesser leisten kann, bin ich auf fremde Hilfe angewiesen, was soll ich machen. Und weil die Begegnung mit dem Langen für mich etwas sehr Einmaliges hatte, habe ich beschlossen, ihm als Gegengabe etwas sehr Einmaliges mitzubringen:


Brombeermarmelade.
Freischwebend im Glas,
der süßen Schwerkraft trotzend.
Muss mir erst mal einer nachmachen.

8 Kommentare:

  1. Die Einfuhr von Macheten ist bei uns nicht erlaubt. Nicht einmal das Ansehen der Videos von Control Machete, die ich früher gerne hörte, ist bei uns dank der Gema gestattet. Das geht nur über hidemyass.com, was in diesem Falle die Ritterrüstung ersetzt.
    Für 3 Merkel würde ich dir ein Glas abkaufen.

    Laß es dir schmecken!

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  2. Ach und weil ich diese Woche den kulturellen Teil vernachlässigt habe, hier noch ein Kaffeestückchen von Café Tacuba für dich: "Ojalá que llueva café"

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  3. Na gut, dann wirds ein bulgarisches Brotmesser gewesen sein. Odder so e albanisch Schdischseesch.

    Hombre, über Control Machete hast du mich eben komplett in einem der schönsten Cumbia Klassiker absaufen lassen (die ersten Takte davon sind in dem CM Video zu hören), La Cumbia de los Pajaritos, in wesentlich besserer Tonqualität, aber mit doofen Twitter-pajaritos hier. Mein Gott, ist das schöne Musik.

    Ah, neue Geschäftsidee, 'Mop's Online Marmeladenshop - mit 3 Merkeln sind Sie dabei', jejeje.

    Der Kaffeestückchenlink führt leider ins Nichts??

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  4. "Der Kaffeestückchenlink führt leider ins Nichts??"

    Eine mögliche Lösung: Rechte Maustaste auf Link. 'Link kopieren' auswählen. Neues Fenster oder Tab. In url-Zeile einfügen. Fertig.

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  5. "albanisch Schdischseesch"
    Ich habe mal einem Typ 80 km vor der albanischen Grenze während der Fahrt in seinem Zastava 500 den Schlüssel aus dem Zündschloss gezogen, weil er ein Idiot war, ein schlechtes englisch sprach und mir erzählen wollte, er könne meine Freundin und mich hinfahren, wo er wolle, sodas seine Kumpels uns mit Messern erwarten und ausrauben würden.
    Ich erklärte ihm nach dem von mir verordneten Zwangshalt, daß entweder sein englisch verbesserwürdig sei oder aber er ein Arschloch wäre, was sich nicht so leicht korrigieren ließe. Ach ja. Lange her.

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  6. Och nö-
    da läuft mir ja der Sabber in die Tastatur... bis auf weiteres Brombeerblogverbot... jawollja!


    Ich bin heute nur zur Zinnkrauternte gekommen, damit geb ich jetzt den verf%c&ten Spinnmilben in meiner Datura den Rest.

    Gruß bel

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  7. Du lieber Gott. Muss die Ärmste das Zeugs trinken oder wird sie besprüht? Kennst du den Trick mit der Schmierseife? Spinnmilben hassen Schmierseife wie die Pest.

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  8. Hi Mrs. Mop,
    es mag zwar sein dass die Viecher Schmierseifge hassen, aber Hass hält die (jedenfalls hier) gesund und munter. So kriegen sie halt immer abwechselnd Zwiebelbrühe, Zinnkrautbrühe und Brennesseljauche auf die Spinnmilbenmütz.
    Bis jetzt lief es gut, Schäden halten sich in Grenzen.
    Mestvöcher, vermaledeite...

    Ble

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