Dienstag, 13. April 2010

Flaschenwurf


So ein Altglascontainer hat ja seine Tücken. Nämlich dann, wenn er quasi doppelt gemoppelt ist und statt drei Einwurföffnungen sechs hat. Also vorne drei Löcher und hinten drei Löcher, und weil die sich gegenüberliegenden Löcher jeweils in einen gemeinsamen Riesencontainer (grün, braun, weiß) münden, passen in jeden dieser Teilcontainer Unmengen von Flaschen, was wiederum den Handschwung beim Einwerfen verstärkt und, logischerweise, auch den Krach und irgendwie auch den Spass. Weil, bei geschätzten 50 leeren Flaschen (können auch 70 sein) merkt der Flaschenwerfer irgendwann, wie kontrollierte Aggressionsabfuhr funktioniert.

Ganz toll ist auch, dass das schwungvolle Einwerfen ganz ohne Hinschauen klappt: Links für weiß, Mitte für braun, rechts für grün, das hat der Wurfprofi längst verinnerlicht; während die Hände routiniert werfen, darf der Blick nach oben in die knospenden Bäume schweifen. Oder herumgucken, was auf der Gasse so passiert.
So weit, so tückenfrei.

Es offenbart sich aber die Tücke des Objektes, wenn der Flaschenwerfer sich eines Tages gezwungen sieht, die hinteren drei Öffnungen zu benutzen, weil 'seine' gewohnten vorderen drei von einem fetten SUV zugeparkt sind. Erst dachte ich nichts Böses, warf meine Flaschen wie immer und schaute in der Gegend herum. Eine Frau mit einem Hund, einem kleinen Jungen an der einen und einer großen Flaschentüte in der anderen Hand näherte sich. Fing an mit mir zu plaudern, während sie wartete, bis ich fertig wurde. Kind brabbelte mit Hund. Flaschen klirrten. Bäume knospten.

"Mamiii!" brüllte das Kind plötzlich und streckte seinen kurzen Arm mit dem kleinen Zeigefinger streng gegen mich. "Mami, die darf das nicht!" Voller Empörung beobachtete der Zwerg, wie meine rechte Hand grüne Flaschen in die 'weiße' Öffnung warf, während die linke Hand weiße Flaschen ins Loch 'für grün' versenkte und meine Augen dabei auf Mami gerichtet blieben. Es dauerte aber, bis ich das überhaupt kapierte, so sehr war ich in meiner alten Gewohnheit gefangen. Sogar als ich die drei Öffnungen fest in den Blick nahm, zuckte meine Hand mit den grünen Flaschen immer noch nach rechts. Mit dem Doppelcontainer verhält es sich so tricky wie mit dem Paartanz: Sie geht mit dem rechten Fuß zurück, er mit dem linken vor. Man muss nur wissen, auf welcher Seite man steht.

Als ich mich zum Gehen wandte, hörte ich das Kind entrüstet zu Mami sagen, "die Frau" müssen doch jetzt aber die Flaschen wieder aus dem Container herausholen und dann "richtig reinmachen". Ich floh.

Hilfe.

2 Kommentare:

  1. So mach ich´s immer mit dem Besteck. Von wegen Reihenfolge: Messer, Gabel, Löffel. Sobald wir uns dran gewöhnt haben, ohne hinzuschauen das Gewünschte rauszubekommen, sortiere ich das Besteck wieder um, hi,hi. So oder ähnlich wird es dir mit dem Glascontainer gegangen sein. Ist aber nicht so tragisch, wenn ein gewisser Prozentsatz bei weiß nicht weiß ist und umgekehrt... sagt Galileo.

    LG Alice

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  2. Gottseidank...dachte schon, der Knirps liefert mich bei der Trennmüllpolizei aus ;).

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