Samstag, 30. Mai 2009

Deutsch für Deutsche

Als Trainerin für neue Putzfrauen hatte Frau Übermop mich von Anfang an fest im Griff. Sie überwachte alles, es entging ihr nichts. Ihre verbalen Anweisungen klangen stets streng und beschränkten sich aufs allernötigste. Kein Wort zu viel. Mit gelegentlichen syntaktischen Hängern, zum Beispiel so: "Flaschenboy raus, Hof, stehen lassen, neun Uhr Container, Flaschen rein!" oder etwa im Kühlkeller: "Broccoli schieben, wischen, trocken, Broccoli schieben zurück!". Obwohl ich verstand, was gemeint war, wunderte mich zunächst ihr reduzierter Sprechstil. Sie ist Deutsche, ich bin Deutsche, wo war das Problem? Genau da.
Frau Übermop hat noch nie in ihrem (nicht kurzen) Leben eine deutsche Putzfrau eingewiesen. Im Lauf der Jahre hat sie sich ein festes Repertoire an Vokabeln angewöhnt, welches bei jeder "Neuen" abgespult wurde und quasi supranational funktioniert hat. Bis jetzt. Einmal muss ich bei einem ihrer abgehackten Kurzbriefings so entgeistert dreingeschaut haben, dass es Frau Übermop entfuhr: "Was guckst du denn so dumm, das hat ja unsere Albanerin schneller begriffen als du!"

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