Ding Dong und kein Ende.
Hilfe.
Ich kriege das alles ohne ein erleuchtendes Back-up durch die Klassiker nicht mehr auf die Reihe:
Gefährlich ist's, den Leu zu wecken,
verderblich ist des Tigers Zahn;
jedoch der schrecklichste der Schrecken,
das ist der Mensch in seinem Wahn.
Danke, Meister Schiller (für Das Lied von der Glocke).
Zwei Tage vor dem finalen Event (Trauerfeier) organisiert sich der Thatcher-Wahn zu einem geschlossenen System, dass einem Hören und Sehen vergeht. Haben die in London doch heute in aller Herrgottsfrühe - vor Sonnenaufgang - eine szenisch-choreographische Durchlaufprobe veranstaltet mit allem Pi, Pa und Po, in vollem Ornat, will sagen: eine militärische Kostümprobe inklusive aller zum Einsatz kommenden kriegs-reminiszenten Requisiten, deren prominentestes eine Lafette darstellt. Die Lafette ist ein fahrbares Gestell zum repräsentativen Transport von Kanonen und wird am kommenden Mittwoch zum repräsentativen Transport des Sarges von Margaret Thatcher verwendet werden.
Der Trockentest im Morgengrauen sei erfolgreich verlaufen, teilte der diensthabende Major mit. Klappte alles wie am Schnürchen. Als einzige akustische Störquelle wurde - sanft blickte der Wahn ihm über die Schulter - das Lied der Glocke identifiziert. Kein Scherz. Das Glockengeläut von Big Ben müsse, so ein Sprecher des House of Commons, während des Trauerzuges unbedingt zum Schweigen gebracht werden, als "Respektsbekundung gegenüber Lady Thatcher".
Interessanterweise gilt der Glockenschlag von Big Ben im Volksmund als The Voice of Britain (Die Stimme Britanniens), und genau diese Stimme soll am Mittwoch verstummen. Aus Respekt vor Thatcher? Genau. Aus Respekt vor Thatcher.
Oh heilige Paranoia, grübelte ich, was zum Klöckner haben die schweigenden Glocken von Big Ben mit Respekt vor Thatcher am Hut? Hörst du dir die Glocken von Big Ben mal an, habe ich mir gedacht -
- und ward ein zweites Mal erleuchtet:
Ding. Dong. Ding. Dong.Klarer Fall. Der Kreis schließt sich.
Gehören zensiert, diese respektlosen Anti-Thatcher-Glocken.
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