Freitag, 12. April 2013

Geschichten rund ums Nadelöhr


Letzte Woche dachte ich noch, nee, das kannst du jetzt nicht bringen. Weil es einfach zu albern ist. Wiewohl ich eine große Vorliebe fürs Alberne hege.

Aber dann kam eh - nachrichtenlogistisch - das Ableben der GröBraZ (Größe Britische Legende aller Zeiten) dazwischen, mit all seinen interessanten kulturellen Folgephänomenen: Beispielsweise gerät der BBC Rundfunk aktuell in arge Verlegenheit, weil der Song Ding Dong The Witch is Dead die Charts stürmte, in den Top Ten gelistet (momentan auf Platz 10) ist und sich anschickt, zur Nummer Eins in der britischen Hitparade zu werden, und das, wo nächsten Mittwoch das steuerzahlende Volk zur Kasse gebeten wird, um der allseits beliebten GröBraZ einen angemessen staatstragenden Abschied von hienieden zu finanzieren.


Und da verleiht dieses undankbare Volk der Popularität der Verblichenen Ausdruck, indem es  jenen despektierlichen Song in die Hitlisten wählt - ja, wie sieht das denn aus, wenn die britische öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt jetzt dieses frevlerische musikalische Kuckucksei in den Top Ten während der Trauerwoche rauf- und runterdudeln muss? Weil, immerhin, Hitparade ist nun mal Hitparade und Auftrag ist Auftrag und das Ganze gebührenfinanziert, und wäre ich ein britischer Rundfunkhörer, würde ich sagen: Hallo, wenn ich schon die Bestattung und den Rundfunk mitfinanzieren muss, dann bitte auch mit der vom Volk gewünschten musikalischen Untermalung. Zur angemessenen Trauerbewältigung, versteht sich.

Wobei mittlerweile die Nachrufe auf englischen Blogs, die die GröBraZ zur Hölle wünschen, Legion sind, gekrönt von dem Fluch:
Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als Thatcher in den Himmel. 
- und da fiel mir wieder jenes olle Kamel von letzter Woche ein, von dem mich der ganze Thatcher-Rummel abgelenkt hatte. Wie gesagt, erst erschien es mir zu albern, diese Kamelstory durch den Blogwolf zu drehen, aber da aus dem einen ollen Kamel zwischenzeitlich zwei olle Kamele geworden sind, denke ich mir, warum nicht ein paar olle Kamellen verwurschten? Zumal ja irgendwie die Zeit überbrückt werden muss, bis sie in England ein passend großes Nadelöhr gebastelt haben, durch welches sie das Heldenepos Thatcher mit aller Gewalt nach oben quetschen können, inklusive Schweigeminute, ewiger Flamme und vermutlich Heiligsprechung durch den Papst.

Also.

Hat doch neulich der französische Präsident Hollande in Mali ein Kamel geschenkt bekommen. Als Gastgeschenk. Für seinen verdienstvollen Einsatz im Kampf gegen den Terrorismus. Ein lebendiges Kamel! Bei der feierlichen Übergabe tat der Hollande so, als ob ihn das Kamel furchtbar freute, hat sich insgeheim aber gedacht: Merde, was soll ich mit einem Kamel in Paris? Und hat sodann das höckerige Viech diplomatisch elegant am Rande der Sahara geparkt, in Timbuktu; bei einer dort ansässigen vertrauenswürdigen, "in Tierhaltung erfahrenen Familie", hat er gesagt, wo er das Tier "in guten Händen" wähnte, hat er gesagt, "zur sicheren Aufbewahrung", hat er gesagt.

Was von der Familie in Timbuktu offenbar so verstanden wurde, dass der sicherste Aufbewahrungsort für ein Kamel - nach Zwischenlagerung in einem großen Kochtopf - der eigene Magen ist, in dem Fall die zahlreichen Mägen einer vielköpfigen hungrigen Familie, die sich über ein kurzzeitiges Leben in Saus und Braus und traditionell zubereitetem Kamelgulasch gefreut hat. Unglaublich, oder? Statt das offizielle Heldenepos 'Hollande in Mali' aktiv unterstützend durchs Nadelöhr zu quetschen, zog die undankbare Familie es vor, nichts anbrennen zu lassen und das steuerfinanzierte Gastgeschenk einfach zu verspeisen. Ding Dong The Camel is Dead.

Also, das war jetzt das erste Kamel. Doch dem ersten folgte das zweite Kamel auf dem Fuße. Die malischen Behörden zeigten sich "empört" und "voller Scham" über das pietätlose Verhalten jener Familie und schenkten vor zwei Tagen dem französischen Präsidenten ein zweites - steuerfinanziertes, versteht sich - "noch viel größeres und schöneres" Kamel. Aus "Sicherheitsgründen" schickten sie es per Luftfracht - steuerfinanziert, versteht sich - direkt nach Paris, dort, wo der Hollande sitzt und jetzt ein zweites Mal denkt: Merde, was soll ich mit einem Kamel in Paris? Wo er doch heilfroh war, lebendigen Leibes in seine Heimat zurückgekehrt zu sein, denn mal angenommen, er hätte der Adoptionsfamilie in Timbuktu einen diplomatischen Besuch abgestattet und wäre von ihr mit einem Kamel verwechselt worden - nicht auszudenken!

Weshalb der Präsident es auch für opportun hielt, unkommentiert zu lassen, was sich mittlerweile in ganz Mali herumspricht: Das erste Gastgeschenk an Hollande wurde nämlich erbeutet aus den Überresten einer malischen Farm, die von der französischen Armee in Schutt und Asche gebombt worden war und deren ehemaliger Besitzer jetzt in einem Flüchtlingslager lebt und die malische Regierung des - steuerfinanzierten, versteht sich - Kamelklaus verklagen will.

Von welcher zerbombten Farm das zweite Kamel gestohlen wurde, darüber hüllt sich die malische Regierung in Schweigen. Präsident Hollande, so ist zu erfahren, möchte am liebsten gar nichts mehr von Kamelen hören, geschweige denn sehen.

Unbestätigten Gerüchten zufolge soll das zweite Kamel derzeit in Paris dressiert und nächste Woche direkt nach London abgeschoben werden, als prominenter Ehrengast bei den dortigen Trauerfeierlichkeiten.
Thema seines Vortrages am offenen Grab der GröBraZ: "Steuerfinanziert durchs Nadelöhr - ein geklautes Kamel packt aus".


1 Kommentar:

  1. Die BBC hat heute abend bekannt gegeben, den (inzwischen geächteten) Ding Dong Song (s.o.) aus ihrer sonntäglichen "Official Chart Show" zu eliminieren, also zu zensieren. Wenn das mal kein Eigentor gibt...

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