Donnerstag, 17. Juni 2010

Wenn, dann richtig


Eins der größten kosmischen Geheimnisse, auf deren Lüftung die Welt noch wartet, lautet: Warum geht immer gleich alles auf einmal kaputt? Wieso zieht jede Katastrophe nahezu magnetisch neue Katastrophen an? Weshalb wartet das nächste Problem nicht so lange, bis für das alte Problem wenigstens halbwegs eine Lösung in Sicht ist? Ist man nicht mit einem einzelnen Desaster schon gestraft genug?

Nein. Wo Unheil ist, soll noch mehr Unheil werden. Frühmorgens macht das Fahrrad die Vollgrätsche. Mittags meldet die Kamera einen Wasserschaden. Nachmittags ergibt die Internetrecherche: keine Chance für die Kamera, da entweder irreparabel oder viel zu teuer, kaufenseliebergleichneneue. Daraufhin fängt die Internetverbindung zu stottern an. Abends schließlich hat sich das Netzwerk komplett verabschiedet und gibt nichts als kryptische Fehlermeldungen von sich. Der Tag ist gelaufen, der Abend im Eimer.

Desaster im Dreierpack also. Wieso meine Waschmaschine noch funktioniert, ist mir ein Rätsel; auch für die elektrische Zahnbürste wäre im Hier und Jetzt der beste Zeitpunkt, den Geist aufzugeben. Immerhin hat der Radiowecker heute früh schon mal Katastrophentourist gespielt, indem er einfach nichts gespielt hat. Keinen Ton, keinen Laut. Weiß der Kuckuck warum. Unheil zieht Unheil an.

Fahrrad, Kamera, Internet: Hätte gestern eine gute Fee ihren Zauberstab geschwungen und mich gefragt, welche der drei Lebensfunktionen mir die wichtigste sei, wenn ich im Gegenzug auf die beiden anderen - wenn auch unter Leidensdruck - verzichten müsste, ich hätte sofort und ohne zu zögern um einen funktionierenden Internetzugang gebeten. Gar keine Frage.

Wie man sich täuschen kann. Es begab sich nämlich, dass das Fahrrad als erstes wieder voll funktionstüchtig war. Voll funktionstüchtig heißt: quasi runderneuert, ein Wahnsinnsteil von ergonomischem Sattel, endlich automatische Ventile, kein Quietschen, kein Scheppern mehr und mit satten fünf Bar hinten und vorne. Sich nach zwei Tagen kaltem Entzug auf so ein Fahrrad mit so einem Sattel zu setzen, die fünf Bar druckvoll unter sich zu spüren, um dann so geräuschlos wie anstrengungsfrei durch den Regen davonzupflügen - das ist Glück. Ich saß auf dem Rad, strotzte vor Glück und liebte das Leben. Das Internet juckte mich nicht im geringsten.

Inzwischen ist der Internetzugang dem Beispiel des Fahrrades gefolgt und funktioniert ebenfalls wieder. Möglicherweise zieht ja jede Problemlösung wie magnetisch neue Problemlösungen an. Ach, schön wär's. Wenn dem so wäre, würde jetzt unter diesem Post ein Wahnsinnsfoto von meinem neuen Wahnsinnssattel stehen. Aber man kann nicht alles haben, sprach die Fee und zauberte ein Wahnsinnsrad ohne Sattel aus dem Archiv.


2 Kommentare:

  1. Ja, das Leben ist einfach ein Magnet. Vielleicht flog ein Meteor aus Mist bei dir vorbei?

    LG die Bipp

    AntwortenLöschen
  2. Ein Meteor aus Mist. Jetzt ist mir alles klar...:)

    AntwortenLöschen