Sonntag, 4. November 2012

Fünf Jahre und ein bisschen Strenge


Fünf Jahre hat Angela Merkel mal eben aus dem Ärmel geschüttelt, am Samstag. Fünf Jahre werde die sogenannte Eurokrise noch dauern. Mindestens, hat sie gesagt. Wo sie das hernimmt? Na, aus ihrem Ärmel. Merkels Ärmel ist jener magische Ort, aus dem Prognosen herausgepurzelt kommen, einfach so. Prognosen, die keiner Begründung bedürfen; und wenn da jetzt ganz hemdsärmelig, schwupp, fünf Jahre herauspurzeln, dann sind das eben fünf Jahre, klar?,
und basta.

Fünf Jahre sind ein ziemlich langer Zeitraum. Innerhalb von fünf Jahren kann ziemlich viel passieren. Zum Beispiel können ziemlich viele Leute verhungern oder erfrieren oder einfach wegsterben, und wenn man Merkel heißt, kann man sich entspannt zurücklehnen und dabei fünf Jahre lang zuschauen, weil, vielleicht hat sich auf diesem Weg die sogenannte Eurokrise bis dahin von selbst erledigt und alles wird gut.

Na ja, das klingt jetzt vielleicht ein bisschen streng, aber ohne ein bisschen Strenge geht es nun mal nicht, vor allem nicht voran mit der sogenannten Eurokrise. Drum hat Merkel gleich noch "ein bisschen Strenge" aus dem Füllhorn ihres Ärmels geschüttelt. Jetzt, wo klar sei, dass die sogenannte Eurokrise noch mindestens fünf Jahre dauern werde, ließ sie - an ihrem Ärmel zupfend - herauspurzeln, dass jetzt "die Zeit für ein bisschen Strenge gekommen" sei.

Vermutlich will sie damit sagen, dass alle bisherigen Knebelprogramme - strenggenommen - lediglich weicheierige Aufwärmübungen waren, denen nun endlich der eigentliche Härtetest zu folgen habe, klar?, und basta.

Da trifft es sich gut, dass der Winter naht und mit ihm die ein bisschen strengeren Temperaturen- örtlich unter zehn Grad Celsius gefallen -, was immer mehr Kommunen in Griechenland dazu veranlasst, immer mehr Schulen und Kindergärten zu schließen, weil fürs Heizen kein Geld da ist. Was müssen die griechischen Kinder auch zur Schule gehen? Erfrieren können sie genauso gut zuhause bei den Eltern, wo ebenfalls kein Geld fürs Heizen da ist. Wenn nicht dieses, dann halt nächstes oder übernächstes Jahr, wir haben ja fünf Jahre Zeit zum Erfrierenlassen. Härtetest bestanden, basta.

Gut ins Merkelsche Timing passt auch die Entscheidung des deutschen Pharmakonzerns Merck, keine Krebsmedikamente mehr nach Griechenland zu exportieren, weil die dortigen Krankenhäuser zahlungsunfähig seien. Klingt strenger als es gemeint ist, denn schließlich, so der Sprecher des Hauses Merck, könnten die Griechen ja nach wie vor Krebsmedikamente direkt aus der Apotheke beziehen, sofern sie den Kauf aus eigener Tasche finanzieren. Klar? Klar, wozu brauchen arbeitslose oder geringverdienende Griechen auch Krebsmedikamente? Alles, was sie brauchen, ist Austerität aus dem Hause Merkel, gepaart mit ein bisschen Strenge. Wird schon wieder, das mit dem Krebs. Vielleicht nicht dieses oder nächstes, sondern erst übernächstes Jahr. Ihr habt ja fünf Jahre Zeit zum Sterben.

1 Kommentar:

  1. ...vielleicht holt innerhalb der fünf Jahre doch mal einer ne Knarre und knallt die ab....

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