Dienstag, 28. Februar 2012

Man spricht Deutsch


Es häufen sich in diesen Tagen die Momente, wo mir die Worte fehlen angesichts des Bedrückenden, was sich vor aller Augen abzeichnet. Zum Beispiel nach der Lektüre dieser Kolumne aus dem Gruselkabinett des deutschen Wir-sind-wieder-wer-aber keiner-dankt-es-uns-Journalismus verschlägt es mir schon wieder die Sprache.

Marc vom Blog Einspruch hat Worte gefunden:
In der Euro-Krise erkennen wir wieder unsere Stärke, ignorieren die Bedürfnisse der anderen, setzen brutal unsere Interessen durch und halten an einem falschen Weg bis zum bitteren Ende fest. ...

Uns fällt wieder die Rolle des europäischen Hegemons in den Schoß. ... Wir sind wieder mitten in einem kulturellen und zivilisatorischen Absturz, den ich so nie für möglich gehalten hätte, vor dem ich mich aber insgeheim immer gefürchtet habe. In uns schlummert dieses unselige Erbe, dessen Bosheit die Welt bereits einmal in die finsterste Dunkelheit stürzte.

Es ist wieder so weit, unser genetischer Schalter wurde aktiviert.

On the Greek Bailout Deal

12 Kommentare:

  1. Bedrückender noch als solche journalistische Propaganda finde ich, dass sie wirkt. Ich brauche mich dafür nur im Bekanntenkreis umsehen und stoße dabei häufig auf die beliebte Maxime: Verwirren Sie mich nicht mit Fakten. Fakten sind halt auch schrecklich unsexy, wenn man stattdessen »endlich wieder jemand sein« kann. Wie geht man dagegen vor, wenn rationale Auseinandersetzung offensichtlich nicht wirkt, ja nicht mal darauf eingegangen wird? Das ist die nicht minder bedrückende Frage, die ich mir momentan stelle.

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  2. @Blogwart

    Ich kann dir leider nur zustimmen, exakt die selben Beobachtungen mache ich auch. Selbst Leute, die mir mal zustimmten, wechseln jetzt lieber die Seite - sicher ist sicher. Die Ideale der Aufklärung, ein Verständnis des Humanismus oder die schnöde Solidarität sind vergessen, wenn ein bisschen Macht über andere winkt. Dieser Mechanismus funktioniert immer noch zu gut.

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  3. "Selbst Leute, die mir mal zustimmten, wechseln jetzt lieber die Seite - sicher ist sicher."

    Ich glaube, in diesem Satz liegt bereits eine (eine!) Antwort verborgen auf die Frage, warum Propaganda wirkt bzw. "rationale Auseinandersetzung offensichtlich nicht wirkt, ja nicht mal darauf eingegangen wird":

    Kritische Auseinandersetzung mit dem System und seiner Propaganda macht einsam. Denn in aller Regel zieht ja das soziale Umfeld (Kollegen, Familie, Freunde, Partner etc.) nicht mit, wenn einer anfängt, herrschende Ideologien in Frage zu stellen. Die Folgen reichen von Spott und Distanzierung bis hin zu sozialer Isolierung. Es muss einer schon ein gehöriges Maß an Autonomie und Kraft (im Sinne von Ichstärke) mitbringen, um sich von solchen Mechanismen nicht kleinkriegen zu lassen, d.h. sich diesem Gruppendruck nicht anzupassen und die aus einer kritischen Geisteshaltung notwendig resultierende Vereinsamung zu ertragen.

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    1. Ich unterschreibe jedes deiner Wörter.

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    2. völlig richtig! Das ist manchmal schon zum verzweifeln! Man wird abgestempelt als Schwarzmaler, Übertreiber und totaler Pessimist.

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  4. Jawoll! Dieses Mal kriegen wir sie alle. Nachdem es mit dem deutschen Kriegswesen zweimal eher, na, sagen wir, supoptimal gelaufen ist, wird nun die Welt am deutschen Steuerwesen genesen. Zackzack!

    Wobei es zumindest beim letzten Mal ja auch mit dem Kriegswesen schöne Erfolge gab, gerade am Anfang, gerade in Griechenland...

    Aaaachtung!

    Das Oberkommando der Deutschen Steuermacht (OKS) gibt soeben bekannt: ab 5.45 Uhr wird zurückgeschätzt.

    Die zum Sturmangriff angetretenen deutschen Elite-Steuerdivisionen "Die Behörde", "Das Amt" und "Der Ehrenstempel" konnten in unermüdlichem Papierkrieg rund um die Uhr getreu ihrem Eid auf den Obersten Stempelherren eine Reihe entscheidender Briefköpfe erobern und zahllose strategisch wichtige feindliche Finanzämter besetzen.

    Soeben wird verlautet, daß in den Morgenstunden 160 deutsche Fallschirm-Steuerjäger mit leichter Steuerschätzausrüstung aus Ju-52 über Kreta abesprungen sind.

    Im Rahmen des großangelegten Luftlandeunternehmens "Merkur zwo" sollen sie von dort aus in einem sogenannten "Sichelschnitt" Griechenland erobern und danach in den Nahen Osten vorrücken.

    In dieser schweren Stunde sind wir alle in Gedanken bei unserem Obersten Steuerherren und seinen treuen Sturm-Schätzern.

    Wollt ihr die totale Steuerschätzung? Wollt ihr sie, wenn nötig, totaler, radikaler und endgültiger, als wir uns das heute überhaupt vorstellen können?

    Der Endstempel wird unser sein! Heia safari.


    PS.: Sorry for that. Mir war gerade etwas fad. Is ja auch kein Wunder...

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  5. @FF: Ja, die gute alte deutsche Wochenschau v. 30.5.1941

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    1. Außerdem: Für das Kapital liefen die Kriege nicht wirklich schlecht. Frag' auch mal z.B. die Quandts, was sie davon halten.

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    2. Jo. Zehren diese Maden im Speck heute noch von. Und (zwischenzeitlich) so mancher italienischer Gigolo. Lol, rofl.

      PS.: Ein (weiteres) echtes Argument für die DDR selig. Da wurden derlei Kriegsgewinnler enteignet, fertig.

      PPS.: So, jetzt steinigt mich! Pöser Unrechtsstaat, Stasi, Mauer, Kommunisten... Aber: keine Quandts, keine Flicks, keine IG Farben, keine Krupp-Sippe. Dafür Gauck, leider.

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    3. Du hast unsere Mutti vergessen...

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