Samstag, 25. Februar 2012

Kolonialmacht


Die Einschläge werden dichter, die Dinge kommen ins Rollen, und das mit deutscher Gründlichkeit:
- um, wie es heißt, ihren griechischen Kollegen "zu Hilfe" zu eilen. Auf Deutsch: um den griechischen Bürgern jenes Geld abzuzwacken, mit dem deutsche Banken ausbezahlt werden sollen.

Betont wird, dass der 160-Mann-starke deutsche Auslandseinsatz "freiwillig" erfolge, woraus sich unschwer schlussfolgern lässt, dass es sich bei der rekrutierten Steuerschnüffeltruppe um besonders tapfere Exemplare von Finanzbeamten handeln muss, die - bevor sie in Bälde mit irgendeinem Verdienstkreuz ausgezeichnet werden -, jetzt bestimmt erst mal mit schuss-sicheren Westen ausgerüstet werden, damit sie ihren heldenhaften Auftrag im verlotterten Griechenland heil überstehen. Weil ja die Griechen auf alles, was nach deutscher Invasion riecht, verständlicherweise nicht so gut abfahren.

Durchaus sensibel wird dieses Hemmnis gewürdigt von einem der maßgeblichen deutschen Truppenführer:
Many (tax collectors) come from the state of North Rhine-Westphalia, whose finance minister, Norbert Walter-Borjans, compares Greece with 90s East Germany, noting that even the East Germans at the time were suspicious towards the West. "In Greece suspicion will be greater, in part because of the inappropriate language used by some in Germany," he said.
- und sollte sich so ein stramm auftretender deutscher Finanzbeamter da unten in Athen mal im Ton vergreifen, dann hat er bestimmt nichts zu lachen, weil vermutlich die Griechen in der Hinsicht keinen Spass verstehen. Auch verständlich.

Zerohedge kommentiert den Einmarsch deutscher Steuervollstrecker so lakonisch wie treffend mit:
The colonization begins: Germany may send 160 tax collectors to Greece -
- und wer nun fragt: Griechenland? Welches Griechenland?
Jenes ehemalige Griechenland:
...the European colonial state of southern Bavaria Sachs (formerly known as the insolvent Hellenic Republic)
Kolonialisierung, genau. Nach dem Wort habe ich schon die ganze Zeit gesucht.
When the next crisis occurs, there are still a variety of responses. The monied interests will wish to promote another bailout, with harsh terms dictated to the public, rather than to the banks. This is what is happening in Greece. The terms will be so draconian and unsustainable that state fascism is the most likely longer term outcome. Germany is struggling with that decision today, in light of bad results in their last two experiences along those lines.

I am not hopeful that the leaders of the political world will have the resolve to do what it takes to bring the banks back under control, given the power that big money has obtained over our worldly leaders.
Jesse's Café Américain, 25. Februar 2012

7 Kommentare:

  1. vorsprung durch technik.

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  2. Alles nur Luschen. Guckst Du hier:
    http://www.nachdenkseiten.de/?p=3070

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  3. "Und es mag am deutschen Wesen einmal noch die Welt genesen."

    Emanuel Geibel, Prophet

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  4. Naja, wenn man mal in Griechenland war und hat all die Yachten gesehen, die dort in den Häfen vor Anker liegen, dann kann man es nicht fassen, dass dort kaum einer ein Jahreseinkommen von mehr als 100 000.- versteuert. Schätzungen zufolge werden in Griechenland jährlich 20 Milliarden Steuern hinterzogen werden. Dieses Land ist eine Art Kleptokratie für Reiche und Wohlhabende. Wenn die griechischen Finanzämter ähnlich effizient funktionieren würden wie in anderen EU-Ländern, ginge es dem Land schon viel besser.

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  5. Aber warum ausgerechnet am deutschen Steuerwesen das marode griechische Steuersystem genesen soll, musst Du den Griechen erst mal erklären. Vor allem denen, die dort keine Yachten vor Anker liegen haben.

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  6. Europäische Steuerbeamte wären natürlich viel besser! Aber man kann nicht ernsthaft dagegen sein, dass endlich die griechische Oberschicht zur Kasse gebeten wird.
    Mutmaßlich lagern 200 Milliarden griechisches Schwarzgeld in Steueroasen wie der Schweiz und Luxemburg. Die hilft nur eins: Die Kavallerie!

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