Samstag, 24. September 2011

Kollapsnik


Wie schräg muss jemand sein, der sich seit sieben Jahren mit dem gesellschaftlichen Zusammenbruch beschäftigt, unermüdlich darüber schreibt und obendrein noch unter dem Nickname "Kollapsnik" firmiert? Man ist versucht, sich einen alarmistischen Schreihals vorzustellen, einen, der missionarisch unterwegs ist mit dem aufgepumpten Ego eines Propheten der Apokalypse und der damit gehörig auf die Nerven gehen kann.

Im wirklichen Leben ist Kollapsnik ein ruhiger, besonnener Mann mit bescheidenem Auftreten. Er heißt Dmitri Orlov, ist Russe, hat den Zusammenbruch der ehemaligen Sowjetunion erlebt und erlebt jetzt den sich anbahnenden Zusammenbruch Amerikas. Nicht den kommenden, sondern den im Hier und Heute bereits stattfindenden Zusammenbruch Amerikas. Darüber schreibt er, darüber spricht er:



Dmitris Blog - Club Orlov - hat mich über die Jahre in dem Maß bereichert, als mein Leben (im materiellen Sinne) verarmte. Zwar gehöre ich zu den Menschen, denen Clubs, Clans und Cliquen samt dem dazugehörigen Verhalten zuwider ist - aber im Club Orlov fühle ich mich wohl wie der Fisch im Wasser. Wobei die von Dmitri vertretene Strategie Simplify your life noch das Wenigste ist, was ich von ihm gelernt habe; denn das eigene Leben zu vereinfachen, die Standards herunterzuschrauben und mit weniger besser klarzukommen als früher mit mehr - ich denke, das lernt jeder von ganz allein, wenn ihm schlicht die Mittel zu einem aufwendigeren Leben fehlen.

Was ich Dmitri 'Kollapsnik' Orlov vielmehr verdanke, ist, dass er mir mental auf die Sprünge geholfen hat: über den Tellerrand der persönlichen Armut hinauszuschauen auf die Verarmung der Gesellschaft und des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Eine Verarmung, die in Zeiten eines wirtschaftlichen, ökonomischen, kommerziellen, sozialen und kulturellen Kollapses bittere Früchte trägt, von denen kein Mensch satt wird.

Um sein eigenes Leben zu vereinfachen, hat Dmitri quasi die Brücken zum kollabierenden 'zivilisatorischen' Festland abgebrochen, sich ein altes Segelboot gekauft, es eigenhändig ausgebaut (er ist Ingenieur), sich darin häuslich niedergelassen und sich so von vielem unabhängig gemacht, was das sogenannte zivilisatorische Leben beschwerlich und kostspielig macht. Im Video erzählt er von sich, seinem Boot, seinem Leben, seinem Blog, seinen Mitmenschen und seiner Sicht auf den fortschreitenden Kollaps.

Er tut das ganz unaufgeregt und vermeidet alles sensationell Klingende. Vielleicht höre ich ihm deshalb so gern zu: Es gibt so wenige Menschen, die Wichtiges zu sagen haben, ohne sich dabei zu produzieren und zu inszenieren. Dmitris Gedanken nisten sich in mir ein und pflanzen sich fort - weil er sie einfach mitteilt und teilt, ohne eine Bugwelle der Eigenprofilierung vor sich herzuschieben.
Ich mag das.

Ein paar seiner Gedanken:
Der einzige Unterschied zwischen dem sowjetischen und dem amerikanischen Kollaps ist, dass der sowjetische zuerst stattgefunden hat.

Die Idee, Erfolg bestünde darin, immer mehr zu arbeiten, um immer weniger dafür zu bekommen, gehört auf den Kopf gestellt. Die Leute sollten weniger arbeiten. Das erste, was du tun musst, um weniger zu arbeiten, ist weniger zu brauchen.

Werde faul. Werde ein Müßiggänger. Aus dem Müßiggang heraus wird dir klar werden, wie wenig du brauchst und wie wenig du arbeiten musst, um das zu bekommen, was du brauchst.

Schau dir an, was die Leute tun, die am Rande der Armut leben, dann wird dir klar werden, was jeder wird tun müssen, wenn jeder am Rande der Armut leben wird: Was tun Immigranten ohne Papiere? Sie schicken das Geld nach Hause zu ihren Familien. Das ist das Beste, was du tun kannst: Investiere in zwischenmenschliche Beziehungen, denn damit hast du etwas, worauf du dich verlassen kannst.

Wenn du Leute ohne Arbeit behandelst wie zweitklassige Individuen, dann wirst du selbst, wenn du keinen Job mehr hast, von ihnen als zweitklassig behandelt werden.

Bezahle kein Geld für Dinge, die andere Menschen für dich tun können als Gegenleistung für das, was du für sie tun kannst.

Das einzige, wofür du Geld brauchst, ist um Steuern zu bezahlen.

Sei kreativ. Denk dir alle möglichen symmetrischen Arrangements aus, in denen Dinge funktionieren, ohne dass du Geld in die Hand nehmen musst.

Du kannst nicht mit Wal-Mart konkurrieren, indem du ein eigenes Geschäft aufmachst. Aber du kannst mit Wal-Mart konkurrieren, indem du kein eigenes Geschäft aufmachst.

Oft höre ich die Leute fragen: Was sollen wir tun, um anderer Menschen Meinung zu ändern? Mein Rat: nichts! Ich bin zwar in der glücklichen Lage, Bücher und ein Blog zu publizieren - damit habe ich quasi ein Megaphon in der Hand, um andere Menschen anzusprechen. Aber ich sehe mich nicht als 'Einzelhändler', dessen Geschäft darin besteht, anderer Menschen Meinung zu ändern. Ich würde sagen: Versuche es erst gar nicht, anderer Menschen Meinung zu ändern. Wichtiger ist: Sei erreichbar für andere, sei sachkundig und sei bereit, Fragen zu beantworten, wenn dir Fragen gestellt werden. Tu für dich selbst das, was du für richtig hältst, in der Zeit, die dir zur Verfügung steht. Vielleicht folgen auf kleine Veränderungen große Veränderungen. Die Leute glauben nämlich jenen Leuten nicht, die nur reden.
Ich mag das alles sehr.

43 Kommentare:

  1. Der Typ ist mir auch sympathisch. Die im Interview erwähnte Variante der Nahrungsbeschaffung kaufe ich ihm allerdings nicht ab, bzw. glaube ich nicht, daß man auf einer einsamen Privatinsel mal eben ein bißchen Permakultur macht und dann im Folgejahr zur Ernte vorbeikommt.
    Dieser Punkt sei ihm aber geschenkt. Ich denke tatsächlich, daß es Selbstversorger sehr schwer haben und eher nicht relaxed zusehen können, wenn ein Ernteausfall droht, verursacht durch Stimmungen des Wetters oder irgendeiner Plage von Tieren oder Pilzen. Zugegeben, ich habe keine Erfahrung auf dem Gebiet.

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  2. Bestimmt werden es die Selbstversorger weniger schwer haben als die Fremdversorger, denen außer den naturkatastrophenbedingten Ernteausfällen, dadurch bedingten Lieferengpässen/-ausfällen nebst (kollapsbedingt, Stichwort peakoil) leergefegten Supermarktregalen auch noch inflationsbedingte astronomische Preissteigerungen blühen. Von den nahrungsmittel-spekulationsbedingt gewollten Preissteigerungen wollen wir gar nicht erst anfangen.

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  3. @Frau Mop: Schlecht erklärt von mir. Gar keine Frage. Natürlich hatten es zu Zeiten der großen Rezession diejenigen besser, die einen Garten hatten. Meine Eltern haben mir genügend Geschichten aus der Nachkriegszeit erzählt und ich habe als Kind meine Schachtel mit dem Geld gehütet, das früher in den Straßen hierzulande zusammengekehrt wurde.
    Neulich merkte ich auf, als sowohl bei Aldi als auch bei Edeka Schilder hingen, daß je Person wegen 'Rohstoffknappheit' nur noch 4kg Zucker ausgegeben wurde.
    In der taz war auch ein Artikel darüber.

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  4. Zuckerknapppheit
    wird vermutlich durch den Export verusacht. Kann mir nicht vorstellen, dass uns der Zucker ausgehen könnte, es ist doch eh alles vollkommen überzuckert und somit ungesund. Ausserdem wird 1 Drittel der Nahrungsmittel in die Mülltonne entsorgt - die Knappheit kann also nur künstlich sein.
    @Rainer: Lebensmittel waren früher sehr teuer, da lohnte sich der Garten. Heutzutage ist es mehr Hobby, sich sein Biogemüse selber zu ziehen.

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  5. @Kaluptikus: Ich hatte das entsprechende Wort bzgl. der Knappheit deshalb in Anführungszeichen gesetzt. Der Zuckerbedarf für den E10 Sprit dürfte auch eine Rolle spielen. Aber keine Sorge - Eher früher als später wird es irgendwo einen echten Mangel geben, der andere Bereiche beeinflussen wird. Ich halte diese Ansicht ausdrücklich nicht für Schwarzmalerei.
    "Heutzutage ist es mehr Hobby, sich sein Biogemüse selber zu ziehen."
    Ähh, ich sehe das als Teil meiner Zukunft an. Dann muß ich wenigstens nicht stundenlang lesen, ob irgendwo Aspartam drin ist, oder ob die günstigen Pilze aus Polen tatsächlich aus der Ukraine stammen, was dann zwei Wochen später in der faz steht, nachdem festhestellt wurde, daß zum wiederholten Male radioaktive Pilze auf den Markt kamen.
    Nicht falsch verstehen; Ich bin weder ein Hypochonder noch so ein Alnatura-Freak - Ich finde nur, daß viele Dinge das Etikett 'Nahrungsmittel' einfach nicht (mehr) verdienen.

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  6. @Kaluptikus
    "Lebensmittel waren früher sehr teuer, da lohnte sich der Garten. Heutzutage ist es mehr Hobby, sich sein Biogemüse selber zu ziehen."

    Sorry, völlig am Thema vorbei. Bitte nochmal den Post lesen plus Video gucken.

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  7. @Frau Mop: ..und das zudem noch. Danke Frau Moderatorin.
    Ich bin darauf eingegangen, weil Kaluptikus ein treuer Leser ist. Ich glaube jedoch, daß sich seine Vorstellungen von meinen recht stark unterscheiden. Meine Situation ähnelt wohl der, die Du vor ein paar Jahren erlebt hast. Will jemand mein Einser-Diplom in Elektrotechnik fürs Klo?

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  8. ...und dann das:

    "Kann mir nicht vorstellen, dass uns der Zucker ausgehen könnte, es ist doch eh alles vollkommen überzuckert und somit ungesund."

    Hallo? Mal eben einen logischen Aussetzer gehabt?

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  9. @R@iner

    "Will jemand mein Einser-Diplom in Elektrotechnik fürs Klo?"

    Wie jetzt, als Klopapier oder als Klolektüre?

    Biete mein Einser-Soz-Diplom als Poster für die Klowand. Gerahmt.

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  10. stimmt, die Zeiten haben sich geändert. Ab 40 braucht man sich nirgendwo mehr bewerben, mit oder ohne Diplom. Gab es mal eine Zeit, in der die Landwirtschaft nicht subventioniert wurde? Oops, schon wieder am Thema vorbei. Gute Nacht allerseits.

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  11. Könnte für's Klo ein Einser-Abi-Zeugnis beitragen (kleines Manko: aus Hamburg).
    Da mir die Gnade des frühen Studienbeginns versagt war, entschied ich mich für den unzertifizierten Studienabbruch, das Resultat des zertifizierten (vulgo Bachelor) taugte wohl nicht mal als Klopapier - obwohl, wir wollten ja unsre Ansprüche runterschrauben.

    Lustiger Haufen hier :)

    Zum Thema Selbermachen: http://www.youtube.com/watch?v=uautxqTLq4A
    Da lohnt sich doch das Pfandflaschensammeln.

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  12. Das GlasBlasSingQuintett ist klasse. Abgesehen davon sehe ich uns nicht als 'lustigen Haufen'.
    Hier, bei ad-sinistram, Klaus Baum und feynsinn sehe ich eher Leute, die sich informieren und die Schnauze davon voll haben, daß alles nur per Ellenbogen zu funktionieren hat. Vielleicht sind wir der Anfang einer Gesellschaft auf deren Zustandekommen sich selbst Adorno vertagte.
    Die Individuen sind isoliert. Der gesellschaftliche Konsens an einem Wendepunkt angekommen. Echte Demokratie oder Faschismus, das scheint mir die Frage unserer Zeit zu sein. Nicht nur in unserem Land. Dreißig Jahre schaue ich mir den Schwachsinn hier nun an und befinde, daß die Zeit einer sanften Vernunft gekommen ist, wenn wir die Aufklärer der letzten drei Jahrhunderte nicht endgültig beerdigen wollen.

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  13. @Amike
    Immer her mit den Papieren! Das hier ist nämlich die Gründungsversammlung der Vorhölle zum akademischen Prekariats-Klo. Genauso war dieses Blog gedacht. So viel zum Thema "Lustiger Haufen" :).

    @R@iner
    Na na. Wenn die "Leute, die sich informieren und die Schnauze davon voll haben, daß alles nur per Ellenbogen zu funktionieren hat" sich nicht (auch) als "lustigen Haufen" sehen wollen, sehe ich ganz schwarz für den "Anfang einer Gesellschaft auf deren Zustandekommen sich selbst Adorno vertagte".

    Weil, dann gehe ich rechtzeitig vor Revolutionsbeginn in den Keller, um mir dort gemeinsam mit Amike einen abzulachen, solange in den oberen Stockwerken die eiserne Faust der "sanften Vernunft" auf den Tisch haut.

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  14. Interessante Neuigkeit für mich. Da mein Problem eben dort liegt, wo er und Mrs. Mop schon auflösen / aufgelöst haben, werde ich mich wohl hineinvertiefen.

    Grüße, KL

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  15. War ich zu kryptisch ?

    Ich bin natürlich nicht auf das Gespräch eingegangen, das mit R@iner et al. lief, dachte nur daran: "dass er mir mental auf die Sprünge geholfen hat" ... Ich denke, die Armut ist zu ertragen, wenn nicht auch noch DER SINN fehlt. Hier hoffe ich auf Fingerzeige.

    Und vertiefen meint: ClubOrlov studieren.

    Grüße, KL

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  16. Nach dem Nachlesen der Diskussion: komme gern in den nicht-existierenden Club. Kann 1. und 2. akademischen Schein zum Tapezieren mitbringen.

    Grüße, KL

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  17. Nachdem ich das Interview mit Dmitry Orlov gesehen habe, kommen mir einige - bei mir schon übliche - Bedenken.
    Sein Modell funktioniert, scheint mir, nie anstelle der modernen Industriegesellschaft, sondern nur daneben, genauer: sogar nur darin.
    Ich sehe sein gut gebügeltes, fleckenfreies Hemd, die Kunststoffstühle, sehe Haar und Bart fein gestutzt, höre von der Isolation seines Bootes etc. Dieser Mann lebt nicht wie ein mittelalterlicher Bauer von seiner Ernte. Er hätte dann grobe Wollhosen, verarbeitete Hände usf. Und er hätte nicht seine Bildung, seine Eloquenz, sein Wissen. Was passiert ihm, wenn im Sturm ein Baum auf sein Boot stürzt und ihm das Knie zertrümmert ? Geht dann hinkend durchs Leben, kann vielleicht nicht mehr segeln. Oder hat er doch eine Krankenversicherung, von der die OP bezahlt wird ? Ich hoffe doch.

    Er braucht eine funktionierende Industrie im Rücken, moderne Medizin, kommuniktative Infrastruktur etc., auch sein Laptop wächst nicht auf dem Feld.

    Ich kann die Alternative nicht erkennen.
    Natürlich ist der richtige GEDANKE, daß wir unser Leben mit überflüssiger Mühsal belasten, weil wir überflüssige Bedürfnisse haben. Aber ist es eine neue LEBENSFÜHRUNG, wenn wir in kleinen Hütten, kleinen Booten, neben Feldern/Inseln leben, und Gemüse bauen ? Wo und wie leben die Produzenten von Hemden, Laptops und Segelbooten ?

    Nun ja, vielleicht läuft es erst einmal darauf hinaus: sich und anderen zu zeigen, was man wirklich braucht. Ein einfaches Laptop zum Bloggen, aber kein iPod mit Games z. B. Eine Hütte, aber kein Palast, kein Gästehaus etc. ?
    Aber dennoch: ich weiß nicht recht.

    Oder doch ?
    Wenn wir als Konsumenten bestimmen, was auf dem Markt abgesetzt werden kann, dann sollten unsere Entscheidungen gegen Luxuskonsum, gegen demonstrativen Konsum, gegen neurotisch-kompensatorischen Konsum etwas bewirken können.

    Mal sehen, wozu mich das Beispiel Orlovs anregen wird.

    Grüße, KL

    P.S.: Interessant sein Statement zum Kollaps. Scheint eine allgemeine osteuropäische Erfahrung zu sein: es riecht hier überall nach Breshnew-Zeit und unsere Erinnerung wird aufgerufen. Kommt mir seit Jahren so vor. Dauert aber eben etwas länger. - Könnte allerdings auch eine fehlerhafte Analogisierung sein ...

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  18. Hallo guten Morgen, wie schade, dass ich die schöne Diskussion verpasst habe. Wieso ist denn ein Diplom fürs Klo, nur weil man keinen Job dafür kriegt? Die Jobs werden in ganz anderen Zusammenhaengen reduziert, das hat doch mit den persönlichen Vorstellungen beim Studium gar nichts zu tun. Meine Abschlüsse waren immer nur so lala... aber ich versuche immer noch, auch hier bei den Blogs, zu verstehen, wovon ich im Studium nur so den Abglanz erwischt habe.
    Was die Subsistenswirtschaft angeht, viel Menschen auf der Erde leben ja wohl noch von dem, was sie anbauen, und nicht von Aldi oder Lidl. Es wird auch mehr oder weniger unsere Zukunft sein, aber da sind uns die meisten Kenntnisse schon verlorengegangen. Ich versuche seit Jahren mit maessigem Erfolg etwas essbares anzubauen, wer so sein Gemüse selbst anbaut, hat meist bäuerlichen Hintergrund. Wenn das nicht der Fall ist, weiss man gar nichts.

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  19. Interesse an einem Diplom Maschinenbau und KFZ Meister Brief ...?

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  20. Das geht hier ja zu wie auf dem Basar! Wozu die ganzen Abschlüsse, wenn ihr sie dann doch nicht nutzt? Einfach weiterverkaufen wäre gut, überschüssige Diplome z.B. in Entwicklungsländer exportieren wo sie gebraucht werden, ich sag immer nur : Bildung, Bildung, Bildung...
    http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/1480894/

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  21. @KL
    Deine beiden akademischen Scheine sind höchst praktisch, nachdem hier lauter Diplome und Meisterbriefe zum Tapezieren des Prekariats-Klos eingereicht werden ;).

    Deine Anmerkungen zu Orlov:

    „Sein Modell funktioniert, scheint mir, nie anstelle der modernen Industriegesellschaft, sondern nur daneben, genauer: sogar nur darin.“ Vermutlich würde Orlov Dir darin gar nicht widersprechen (schade, dass er selbst nicht mitdiskutiert), allerdings scheinst Du unter „moderner Industriegesellschaft“ etwas anderes zu verstehen als er: Du verstehst darunter offenbar eine „funktionierende Industrie“ mit entsprechenden funktionierenden Strukturen (wirtschaftlich, politisch, sozial etc.); Orlov dagegen spricht von der kollabierenden, also dysfunktionalen modernen Industriegesellschaft (Peakoil, Ressourenverknappung/-verschleuderung usw., siehe Interview).

    „Dieser Mann lebt nicht wie ein mittelalterlicher Bauer von seiner Ernte.“ Er ist ja auch kein Bauer, sondern Ingenieur, und als solcher ist er eigenhändiger „Produzent“ seines Segelbootes. Insofern hat er sicherlich keine schwieligen Bauernhände, aber ganz bestimmt auch keine manikürten Mittelschichtsbüroarbeiterhände.

    Krankenversicherung? Bitte vergiss nicht, dass das eines der am meisten dysfunktionalen, diskrimierenden Systeme in Amerika ist. Egal ob dir jetzt ein Baum aufs Boot oder Haus oder auf den Kopf fällt.

    „Ich kann die Alternative nicht erkennen.“
    Nochmal: Orlov beschäftigt sich nicht per se mit „neuer“ oder „alternativer“ Lebensführung, sondern mit Lebensentwürfen vor dem Hintergrund einer allmählich zusammenbrechenden Wirtschafts-, Konsum- und Sozialstruktur; massiver, wachsender Arbeitlsosigkeit; rapide wachsender Armut; explosionsartig zunehmender Obdachlosigkeit; u.v.m.

    Möglicherweise fallen Orlovs Anregungen bei mir (im Gegensatz zu Dir?) auf fruchtbaren Boden, weil mich mein ganz persönlicher „Kollaps“ dazu gedrängt hat, mein Leben zu verändern. Ich folgte der Not, dem materiellen Druck, und nicht irgendwelchen Gesinnungen, Einstellungen oder konsumideologischen Mustern. Vielleicht missverstehe ich Dich an der Stelle? - aber Dein Credo: „Wenn wir als Konsumenten bestimmen, was auf dem Markt abgesetzt werden kann, dann sollten unsere Entscheidungen gegen Luxuskonsum, gegen demonstrativen Konsum, gegen neurotisch-kompensatorischen Konsum etwas bewirken können“ erzeugt bei mir ein Gefühl des Befremdens. Oder besser: des Entfremdens. Weil bei mir eine massive Entfremdung von Konsum und Konsumieren stattgefunden hat. Natürlich kaufe ich auch heute noch x-Produkte im Supermarkt, insofern bin ich selbstverständlich eine Konsumentin; meine Selbstwahrnehmung jedoch ist inzwischen überwiegend die einer Produzentin, egal, "was auf dem Markt abgesetzt werden kann".

    Übrigens lebe ich in einem Migrantenstadtteil. Von denen lerne ich mindestens genauso viel wie von Orlov. Die gehen auch alle bei Aldi einkaufen, wie ich, leben (und erleben sich selbst) jedoch eher als Produzenten, und zwar in genau jenem Sinne, wie Orlov es beschreibt: Hilfst du mir, helf ich dir. Machst du meinen Computer, mach ich deine Waschmaschine. Erklärst du meinem Sohn deutsche Grammatik, kriegst du extra Gemüse von mir (Status quo meiner Beziehung zum türkischen Gemüsehändler).

    Genau darin sehe ich den Dreh- und Angelpunkt von Orlovs Gedankengängen - gemeint nicht als "Modell", sondern als gelebtes Leben.

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  22. "Möglicherweise fallen Orlovs Anregungen bei mir (im Gegensatz zu Dir?) auf fruchtbaren Boden ..."

    Möglicherweise, ja. Aber wenn ich bei mir auch nicht von Kollaps reden kann, ist das Ergebnis doch vergleichbar, es geht bei mir nur stufenweise vor sich. Dieses Jahr habe ich zum ersten Mal wortwörtlich am Essen gespart, um über die Runden zu kommen. Gut, daß ich Fasten geübt hatte ;-) Das heißt natürlich nicht, daß ich mir sicher sein kann, mit dem Bewußtsein von meiner Lage schon auf ihrer Höhe zu sein. Ich arbeite daran.

    Wenn Orlovs Modell nur vor dem Hintergrund einer kollabierenden Industriegesellschaft zu sehen ist, dann gibt er natürlich guten Rat, wie und womit man sich festschnallt, um den damit einhergehenden Orkan zu überstehen. Ja, dann heißt es zu viel zu verlangen, wenn man darin ein Modell sucht. Dann liegt die Ermutigung in der Besinnung auf die eigene Findigkeit, sich durchzuwinden und dabei den Kopf oben zu behalten. Zu etwas müssen all diese Diplome ja doch nützlich sein ;-)

    Aber dennoch suche ich noch immer nach einem Modell, denn einiges von dem, was Orlov kritisiert, ist ja nicht Anzeichen der Krise, sondern seit Jahrzehnten tragendes Element des Wirtschaftslebens, man denke nur an die Leute mit ihren 60-70-Stunden-Wochen in ungeliebten Jobs, die sich abstumpfen müssen und darüber langsam, aber sicher, familien-, freundes- und allgemein empathieunfähig geworden sind.
    Wenn wir aus dem Orkan, der womöglich kommen wird, noch auftauchen sollten, steht wieder die Frage, ob dasselbe Arrangement erneut auf eine Zeit von zwei Generationen passabel geflickt werden soll, oder ob dann nicht etwas anderes ansteht, als eine Mischung aus Überarbeitung der einen und Überflüssigkeit der anderen.

    Ich gehe seit einiger mit einem Satz von Marx hausieren, der die kapitalistische Krise als Überproduktionskrise diagnostiziert, als Überproduktion an Waren, an Kapital und - "an Bevölkerung". Waren werden dann verramscht, Kapital wird bei Pleiten vernichtet - nur was mit den Überflüssigen zu tun ist, ist noch nicht so recht klar. Bisher war Krieg immer eine ganz famose Sache, den Überfluß an Bevölkerung zu entsorgen, usf. Aber man kann sich ja was Neues einfallen lassen und das Bürgertum brachte bisher noch immer die rechten Figuren hervor, die das in Angriff nehmen. Ich muß nur Frau v. d. Leyens Haltung einen Tick weiterdrehen, um höchst unappetitliche Ahnungen zu bekommen.

    Das muß aufhören, wenn nicht alle Kultur der Vergangenheit noch nachträglich entwertet werden soll, denn was wollte man mit einer Menschheit, die mehr produziert, als sie aufbrauchen kann, dabei ihre Lebensgrundlage ruiniert und nicht abläßt, sich in sich kannibalisch zu organisieren.

    Viele Grüße, KL

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  23. @KL
    "Zu etwas müssen all diese Diplome ja doch nützlich sein ;-)": Der war gut :). Ja, vorausgesetzt, man hat im Vorfeld all dieser Diplome das eigenständige Denken gelernt und nicht etwa verlernt (wie neulich hier von Amike so zynisch wie korrekt bemerkt hinsichtlich der heutigen Ausbildungsstandards an den Hochschulen). Wobei, um nochmal auf meinen Migrantenkiez zurückzukommen - die kriegen das alles auch ganz gut ohne Einser-Diplom gebacken ;).

    "Besinnung auf die eigene Findigkeit, sich durchzuwinden und dabei den Kopf oben zu behalten." Genau das nennt Orlov "muddle through", wenn er die amerikanische mit der (damaligen) sowjetischen Gesellschaft vergleicht: Letztere war mit dieser Findigkeit ausgestattet und insofern besser gerüstet für den Kollaps als es die heutige amerikanische (und deutsche, kann man getrost sagen, oder?) Gesellschaft ist.

    Ansonsten bin ich komplett d'accord mit Dir. Was mir zu der "Überproduktionskrise" noch einfällt: Neulich habe ich gelesen (ich glaube, es ging um Kalifornien, müsste nach dem Link suchen), dass die dortigen food banks (vergleicbar mit den Tafeln hierzulande) großteils von den Überschüssen aus der Landwirtschaft bestückt werden. Eigentlich ganz sinnvoll, oder? Nix da: Kürzlich wurde im Zuge von 'austerity measures' eine Kürzung dieser Belieferung aus Agrarüberschüssen um (glaube ich) 40 Prozent beschlossen. Eine Maßnahme, die den "überschüssigen" Bevölkerungsanteil, der dringend auf die food banks angewiesen ist, dem Hungertod verlässlich ein Stück näher bringen wird. Eine Maßnahme, die Bände spricht. So eine Maßnahme wird ja nicht aus Versehen, Dummheit oder Ignoranz verhängt, sondern aus systemischer Absicht heraus.

    "Bisher war Krieg immer eine ganz famose Sache, den Überfluß an Bevölkerung zu entsorgen": Stimmt. Einerseits. Andererseits ist das Zulassen (und systemische Fördern, s.o.) von explodierender Arbeitslosigkeit und Armut die beste Strategie, um junge, arbeitslose, kräftige (also noch nicht verhungerte) Menschen ins Militär zu rekrutieren. Die Vernichtungsmaschinerie funktioniert, so herum wie andersherum.

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  24. @KL: Bin schreibfaul, finde aber deine Erläuterungen gut und nicht zuletzt auch sympathisch.

    Viele Grüße

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  25. "Wobei, um nochmal auf meinen Migrantenkiez zurückzukommen - die kriegen das alles auch ganz gut ohne Einser-Diplom gebacken ;)."

    Der Scherz war etwas schnellgestrickt und kam diesem Mißverständnis zu nahe. Gewisse Findigkeiten gibt es schon noch häufiger bei Diplomfreien, vor allem Lebensklugheit.
    Allerdings habe ich, bedenke ich es recht, doch das Gefühl, daß der echte akademisch unabgesicherte common sense in der Defensive ist. Die Verbürokratisierung, Verrechtlichung und Technisierung unserer Lebenswelt unterminiert sein Selbstvertrauen, rundum abhängig von Leuten, die es professionell besser wissen.

    Grüße, KL

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  26. Im übrigen: es gäbe noch manches zu sagen, aber die Geschichte mit den food banks liegt mir doch etwas im Magen. Ich lese es ohne Überraschung, aber auch noch ohne Gewöhnung. Bin heute morgen nicht zu angemessen grimmigem Realismus disponiert, scheint's.

    Grüße, KL

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  27. (Das sieht ja schon fast wie ein Selbstgespräch aus.)
    Aber was ich heute vormittag entdeckte, paßt nur zu gut hierher - ein Interview von Jon Stewart mit Jennifer Granholm, früher Gouverneur von Michigan: http://tinyurl.com/3k4fx7a .
    Eine eminente Frau. Und ein erstaunliches Zeichen dafür, wie die Erfahrung der Krise das Feld auch für Vernunft freiräumt - sagt sie doch laut und deutlich, daß die Gesellschaften, die den USA den Rang abzulaufen beginnen, gerade nicht "laissez-faire" betreiben, greift also die herrschende Märchenideologie an. Und wie unangestrengt sie das tut !

    Natürlich gefällt mir das, weil ich unter Industriegesellschaft eben "eine 'funktionierende Industrie' mit entsprechenden funktionierenden Strukturen (wirtschaftlich, politisch, sozial etc." verstehe, absolutely.

    Grüße, KL

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  28. Tough, die Jennifer Granholm! Ich liebe solche Frauen (den Jon Stewart liebe ich eh). Brilliante Gesprächsführung auf beiden Seiten. Jetzt muss die Vernunft der Frau Granholm nur noch mehrheitsfähig werden. Sieht im Moment leider nicht danach aus - führende Politiker voll im Kampagnenmodus, Präsidentschaftswahlen, alles von Wall Street finanziert, also will Wall Street auch bedient werden. Wird von der Gouverneurin ja auch eindrucksvoll ausgeführt, wie die amerikanischen Unternehmen nicht den nationalen Arbeitsmarkt, sondern die internationalen Shareholder im Auge haben.

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  29. "...Gefühl, daß der echte akademisch unabgesicherte common sense in der Defensive ist": Unterschätz mal nicht die gewieften Migranten. Du glaubst gar nicht, unter wievielen Radarschirmen der Bürokratisierung und Verrechtlichung die durchschlüpfen. Gepaart mit einem sehr gesunden Misstrauen gegenüber "Leuten, die es professionell besser wissen".

    Übrigens ist es auch nicht so, dass die alle keine Diplome und ähnlich "Wertloses" haben. Sie können halt nur damit auf dem hiesigen Arbeitsmarkt nicht landen, konnten es großteils noch nie zeit ihres Migrantenlebens. Insofern hinkt da unser neugegründetes deutsches akademisches Prekariatsklo gewaltig hinterher ;).

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  30. OK, jetzt geh ich mal in den Selbstgesprächsmodus ;).

    Zum Thema: Wer regiert eigentlich wen?
    (Antwort: Goldman Sachs die Welt). Unangenehm klare Antworten von einem Trader. So unumwunden ehrlich möchte ich mal einen Politiker reden hören (Michigan-Gouverneurin = einsamer Leuchtturm).

    Gefunden bei Covering Delta, der dazu diesen Kommentar gibt:

    "It isn’t the fact that you are making money while others are suffering that is the problem, it is that your financial position is causing you to subconsciously wish for a continuation of the status quo, even if that status quo means more human suffering.
    This actually touches on a much larger conversation centering around the perversion of risk and profit in an economy that functions more like a casino than a society..."

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  31. Eben.
    Und eben heute morgen fiel mir als persönliche Zusammenfassung aus mehrmonatiger Lektüre ein: die Krise wird schlimmer und schlimmer, weil die Regierungen genau das tun, was die Vermögensbesitzer von ihnen verlangen oder ihnen suggerieren zu tun: alle Maßnahmen zum Schutz ihrer Vermögen zu unternehmen. Und leider sind es diese Maßnahmen, die der Realwirtschaft den Garaus machen.

    Wir sind also jetzt in DER Krise, die uns lehrt, daß die leistungslosen Einkommen der Spekulierer - und seien es Pensionsfonds oder Krankenkassen - ein beständiger Blutabluß sind, den man sich nur in stürmischer Wachstumszeit leisten kann. Bei jeder Stagnation des Organismus bedeutet der laufende Aderlaß den beschleunigten Kollaps. Wir müßten also wohl DIESE leistungslosen Einkommen abschaffen und jene, die nicht 'leisten' können (unfreiwillig Arbeitslose, Alte, Kranke, Kinder) durch Umlageverfahren finanzieren.
    Selbst wenn das richtig ist, wird es aber wohl nicht umgesetzt werden, denn das wäre ja Sozialis...

    Ein kluger Beobachter hat über vergangene Zeiten einmal resümiert: die Vernunft bekommt immer erst dann ihre Chance, wenn die Unvernuft alles ausprobiert hat und nicht mehr weiterweiß.

    Grüße, KL

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  32. They call it "money in politics": Der Politikwissenschaftler Tom Ferguson spricht von einer "big box retail"-Mentlität im politischen System, d.h. in etwa, das politische Geschäft funktioniere nach Art der Preisabsprachen in Einzelhandelskonzernen wie WalMart o.ä.

    "Members who want money from top leadership and support from their national party have to do one thing: play by the rules." (Wo das Geld herkommt, hatten wir schon. Jener Trader bei BBC spricht es ja ganz ungeniert aus - wer bezahlt, bestimmt, wo's lang geht. Die treiben die Volkswirtschaften in den Crash, und dann verdienen sie sich weiter an dem Crash eine goldene Nase.)

    Kommt mir irgendwie vor wie im alten Rom, das ganze System. Und das Tollste daran: Es funktioniert alles auf legaler Basis. Wie das? Nun ja, 'money in politics' eben.

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  33. Ich erinnere mich an Zeiten, da war es "vulgärmarxistisch", solches Zeug zu behaupten. Und jetzt tun's unbescholtene amerikanische Professoren. Ts, ts.

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  34. Ist noch gar nicht so lange her, da galt es als "verschwörungstheoretisch" bzw. paranoid zu behaupten, eine Finanzmafia regiere die Welt. Und jetzt tut's ein Trader im britischen Fernsehen.

    Der britischen Mrs. Thatcher verdanken wir den Slogan "society does not exist" - sie hat eine archetypische Vorlage geschaffen für das aktuelle soziopathische (das Soziale ignorierende/zerstörende) Verhalten von Spekulanten und Co.

    Eine Gesellschaft, die imstande ist, solch soziopathisches Verhalten hervorzubringen und(!) zu belohnen, ist in meinen Augen am Ende. Daher mein Blick nach Rom.

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  35. Oh Leute. Die Regierung plant die Abstimmung zum Rettungsdings und der :
    imf will auch extra money

    Äh, ich bräuchte dann auch mal dringend einen bailout.

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  36. Ich bin immer wieder hin- und hergerissen, zwischen der Freude, zu verstehen, und der Abneigung, von dem, was vor sich geht, noch mehr wissen zu sollen.

    Als Rudolf Bahro 1989 in den Osten kam und Vorträge hielt, die den Zustand der westeuropäischen Gesellschaften mit dem untergehenden Rom verglich, hatte das einen gewissen apokalyptischen Charme, aber ernst gemeint konnte das doch nicht sein !?

    Nun bin ich aber 20 Jahre später immer noch nicht sicher, was ich davon halten kann.

    Hoffentlich geht's mir nicht wie dem "Philosophen" in Volker Brauns Stück "Die Übergangsgesellschaft", der sich anhören muß: "Sie WAGEN NICHT zu denken was Sie wissen!"

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  37. "Hoffentlich geht's mir nicht wie dem "Philosophen" in Volker Brauns Stück "Die Übergangsgesellschaft", der sich anhören muß: "Sie WAGEN NICHT zu denken was Sie wissen!"

    Ich sag' jetzt nix ;).
    (Bist Dir mit Deinem 'Verdacht' ja quasi schon selbst auf der Spur.)

    Darf ich Dir ganz aktuell die Lektüre von mo's neuestem Blogbeitrag zum Thema empfehlen?

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  38. ...und das hier zur Illustration, falls der Verdacht sich erhärtet ;).

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  39. Nun ja, es gibt noch entschuldbare Motive. Nicht nur ich habe meine Hemmungen: " ... 'leider' deshalb, weil ich mich am ende in diesen fragen ganz gerne geirrt hätte ... "
    Natürlich, entscheidend der Akzent.

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  40. @KL: Hör dir mal die Rede von dem mir sehr geschätzten Max Frisch in Solothurn von 1986 an. Du kannst dir gewiss sein, daß gewisse Einsichten schon länger existieren und unabhängig vom Ost-und Westdeutschland-Thema sind. "Am Ende der Aufklärung steht das goldene Kalb." war seine Schlußfolgerung drei Jahre vor seinem Tod.

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  41. Ja, diese Rede kenne ich. Ich muß sie wieder mal hervorholen.
    Ich fand sie auf der Suche nach einer anderen, die ich etwa im November 1989 gehört habe: Er hatte einen Preis erhalten, Christoph Hein sprach die Laudatio und Frisch nutzte den Anlaß, in seiner Dankesrede seine Hoffnung auf die osteuropäischen Demokratiebewegungen auszusprechen. Mir ist noch wörtlich im Ohr, wie er wünschte, diese Bewegungen möchten der größten Gefahr entgehen: "der Verblödung durch Ware" ...

    Das hielt ich immer für eine charmante Übertreibung.

    Bis ich vor zwei, drei Jahren zu mir sagte: Max Frisch hat prophezeit - und wahr gesprochen. Es gibt wortwörtlich "Verblödung durch Ware", massenhaft. Und dabei wird man ganz marxistisch auch an die Ware Arbeitskraft denken müssen.

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