Mittwoch, 29. Dezember 2010

Fräulein Smilla steht Schmiere


Es gibt ein wunderbares Buch, das ich liebe und immer mal wieder lese, obwohl mir die Handlung inzwischen so vertraut ist wie meine Hosentasche: Fräulein Smillas Gespür für Schnee von dem dänischen Schriftsteller Peter Hoeg. Hoeg gehört zu den Autoren, zu denen ich eine fast irritierende Nähe empfinde, weil er Saiten in mir anschlägt, denen ich - ohne sein Zutun - vielleicht nie Gehör geschenkt hätte (Verlagsvideo mit Peter Hoeg). Zum Beispiel lässt er die Figur Fräulein Smilla irgendwann sagen: "Schneelesen ist wie Musikhören." Solche Sätze sacken beim Lesen in die Tiefe und brennen sich dort ein.

Neulich, als der große Schneefall mich zeitweise vom Rest der Welt getrennt hatte, tauchte dieser Satz aus der Tiefe ungefragt auf an die Oberfläche und blieb dort eine Weile ganz ruhig in der Luft liegen. Während ich dem Schnee lauschte, meinte ich einen markanten Einschnitt in mein Leben zu vernehmen, ließ jedoch das Gehörte nach meiner Rückkehr ins Normalleben in die Tiefe des vermeintlich Bedeutungslosen zurücksacken.

Jetzt ist er da, der Einschnitt. Seit heute bin ich meinen Job los; dank Fräulein Smillas Gespür traf der Verlust mich nicht völlig unvorbereitet, aber dennoch hart. Zwar wird man als Putzfrau notgedrungen zur Fachfrau für jede erdenkliche Schmiere, staunt aber letzten Endes doch, wie geschmiert alles laufen kann, wenn man ihm nur seinen Lauf lässt.

Vielleicht wird es in den nächsten Tagen hier ein wenig einsilbig werden; vielleicht - hoffe ich - auch nicht. Es muss jetzt einiges neu sortiert werden. Wenn ich, nur als Beispiel, allein an den Namen Mrs. Mop denke - nun hat es sich ja erstmal ausgemoppt. Andererseits gehört zum Neusortieren auch das Aufräumen und Großreinemachen; außerdem habe ich mich einfach an Mrs. Mop gewöhnt.

Vielleicht sollte ich bald mal Fräulein Smilla zu Rate ziehen. Ich habe, wenn ich's mir recht überlege, das Buch schon lange nicht mehr gelesen.

12 Kommentare:

  1. Liebe Mrs. Mop,

    seit einem feynen Hinweis schaue ich hier sehr oft rein und erfreue mich deiner schönen Worte und Gedanken. Längst wollte ich schonmal kommentiert haben, hielt mich aber bewundernd zurück... Und nun das.

    Ich finde es sehr schade, dass dich dein Job verlassen hat! Schienst du dich doch in gerade vorzüglicher Weise mit allen Herausforderungen arrangiert zu haben.

    Nichtsdestotrotz glaube ich fest, dass du neue Aufgaben finden und meistern wirst. Berichte uns davon, bitte!

    groupie-hafte Grüße
    Know-Budy

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  2. Das ja mal auch nett so kurz vorm jahresende...

    viel erfolg bei der suche !!!

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  3. ”Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.
    Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben."

    Ich bin nicht gerade ein Freund von Sprüchen, aber in meinem an Höhen und Tiefen, an Enden und Anfängen nunmehr reichen Leben hat sich der obige immer wieder bewahrheitet. Sosehr, dass das Ende eines Lebensabschnitts für mich mehr und mehr als Anfang wahrgenommen wird. In diesem Sinne wünsche ich Dir "Mrs. Mop" ein wirklich gutes Jahr 2011 und viele neue Einträge in Deinem Blog.

    Zur kleinen Versöhnung mit dem selten besinnlichen Weihnachtstrubel, Schneechaos und Jobverlust vielleicht noch dieser wunderschöne Christmas-Flashmob (vielleicht kennst Du ihn ja schon): http://www.youtube.com/watch?v=SXh7JR9oKVE

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  4. Oh Mrs. Mop, das tut mir leid!

    Ab 1.1.11 bin ich ja auch erwerbslos im prekariat, ich kann da mitfühlen - allein, davon wird der kohl nicht fett.
    Deshalb wünsch ich dir für 2011 nicht nur einen guten rutsch, sondern auch einen guten neuen job (ohne oder mit mop).

    bel
    falls es dich nach berlin verschlägt gibts hier für dich immer kaffe, tee und was man und frau sonst noch braucht.

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  5. Liebe Mrs. Mop,
    was für ein blöder Zeitpunkt, ausgerechnet zum Jahreswechsel nicht mehr gebraucht zu werden, entlassen, gekündigt, gefeuert - aus und vorbei!
    Das flaue Gefühl in der Magengegend, eine unbestimmte Unruhe, das alles kenne ich aus eigener Erfahrung. Aber denken Sie daran: gute Mops werden immer gebraucht, auch wenn der nächste Mop-Job nicht ganz so cool ausfallen sollte, Sie sind dann wieder "live" dabei und wir mit Ihnen.

    Viele Grüße
    Kaluptikus

    p.s. (sachmal, können wir uns nicht duzen?)

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  6. Oh, wie traurig! Aber da ich mich seit neustem dazu zwinge alles positiv zu sehen: Das ist doch mal ein radikalerer Start ins Neue Jahr, als man zu wagen bereit gewesen wäre...und Sch...e ist immer für was Gutes da (und glaub mir, Mrs. Mop, ich hoffe selbst immer noch inständig, dass diese Phrasen stimmen) Wie wäre es mit Selbstständigkeit??? Das würden dann sicher nicht minderlustige Geschichten werden, die du hier mit uns teilst ;-)

    Hauptsache, der Schlüppi sitzt! In diesem Sinne wünsche ich Mrs. Mop und allen Mitleser ein tolles 2011!!! Kann nur besser werden...

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  7. wäh. :( das ist ja sch*iße. da ich mich nicht mit kündigungsrecht und -zeiten auskenne, weiß ich allerdings nich', wann man da dann wirklich raus und ohne brot ist. falls deine kündigung nicht aus unzufriedenheitsgründen welcher art auch immer geschehen ist, könntest du ja noch versuchen, deinen jetzt-ex-arbeitgeber dir 'ne andere stelle empfehlen zu lassen oder dich weiterzuempfehlen. weil das putzen dir ja schon ganz gut in den [zeit]plan paßte, oder? ... versuch macht kluch und so. ich drücke insgesamt einfach nur die daumen!! --> kopf hoch, auch wenn der hals dreck'sch ist.

    [- wie gut, daß ich auch die kommentare abonniert hab', denn ich bin ja eigentlich noch gar nicht beim heutigen tage angekommen und hinke weiter hinterher...]

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  8. @an alle

    Vielen herzlichen Dank!

    @Kaloptikus
    "...unbestimmte Unruhe...": Ja. So fühlt es sich an.

    Und: sehr gern. Also: Du ;).

    @Juschi
    "Selbständig": Bin ich schon lange. Eigentlich schon immer.
    Oder meintest du "selbständige Putzfrau"?

    @rebhuhn
    Kein Kündigungsrecht. "Raus" bin ich mit sofortiger Wirkung, auf eigenen Wunsch. Bei Mobbing hilft nur eins: nix wie weg.

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  9. ach herrje. :-/
    aber du wirst doch sicher "sozialversicherungspflichtig beschäftigt" gewesen sein? ist zwar wenig hilfreich, aber immerhin.
    solidarische grüsse aus dem rheinland :-)
    schade eigentlich, dass es so zu ende geht in der kneipe. ich hatte bei den texten immer das gefühl es wäre sehr kollegial da.
    solltest du mal in die köln-bonner gegend verschlagen gilt von mir selbes angebot wie bei bel: auch hier immer kaffee/plätzchen etc. geboten. was man/frau halt so braucht :-)
    und allen natürlich einen guten rutsch.
    ich selber habe silvester und neujahr spätschicht (14-22 uhr) grenzwertig aber ok

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  10. "...sozialversicherungspflichtig beschäftigt gewesen...": nein.

    Danke für die Kölschen Plätzchen ;).

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  11. Ausgerechnet
    unsere Mrs. Mop gemobbt tsts...

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  12. Sry, krieg's jezz erst mit.
    Musikgruß: erst der Einschnitt und dann das Neue Glück auf! Alles wird gut! Neues Spiel … mit einem Wort: Alles Gute!

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