Donnerstag, 12. August 2010

Blues zu Fuß


Die Zeiten ändern sich, und mit ihnen die Problemlösungen: Ich nehme jetzt meinen Hund Blues immer auf die Arbeit mit. Sonst werde ich zu unruhig, denn wer weiß, was mich erwartet, wenn ich nach Hause zurückkehre, unters Sofa schaue und da ist kein Hund mehr! Weil der Blues sich während meiner Abwesenheit auf dem Sofa breitgemacht hat!

Also heute früh mit dem Blues im Schlepptau aufgebrochen - ich auf dem Fahrrad, der Blues zu Fuß - und ich dachte erst noch, ob das wohl gut geht? Ist ja schon ein alter Penner, der Blues, und die Strecke zur Putzstelle ist beträchtlich, nämlich satte 40 Minuten, per Fahrrad wohlgemerkt. Ich hatte schon befürchtet, den Hund huckepack auf dem Gepäckträger transportieren zu müssen, was bei dem XXL-Format vom Blues durchaus beschwerlich hätte werden können. Aber nix da. Kaum waren wir im Freien, zischte das Tier ab wie eine Mittelstreckenrakete, so dass ich (ja, ich!) Mühe hatte, ihm auf den Fersen zu bleiben.

Rennt der Blues also mit fliegenden Ohren und weit heraushängender Zunge davon und ich genauso hinterher - hat der mich auf Trab gehalten! Ständig musste ich einen Gang höher schalten, ein ums andere Mal aus dem Sattel steigen; die Pedale waren ebenso einem Härtetest ausgesetzt wie meine Waden. Ich weiß nicht, wer von uns beiden mehr gehechelt hat. Jedenfalls, an das Denken irgendwelcher Gedanken war heute nicht zu denken.

Für den Hund war's ein echtes Erlebnis, ich sage nur: all die wilden Karnickel, die ja frühmorgens recht zahlreich rumkarnickeln. Die haben den Blues natürlich fasziniert. Allerdings hat er schnell gemerkt, dass Hakenschlagen nicht so sein Ding ist, und sich dann würdevoll zurückgehalten, denn die kleinen Flitzer hätten ihm bloß auf der Schnauze herumgetanzt, und das wollte er sich nicht bieten lassen.

Und selbstverständlich hat er erst mal Bauklötze gestaunt über die vielen frühen Gassi-Hunde. Aber wie gesagt, der Blues ist kein Dummkopf - auch das hat er gleich gerafft, dass die (überwiegend) wohlgestriegelten Mittelschichts-Wuffis in einer anderen Liga spielen als er. Also ließ er von ihnen ab. Es gab auch so noch genug zu erschnüffeln für ihn.

Richtiggehend gereizt hat er auf die rudelartig auftretenden Nordicwalker(innen) reagiert; das alberne Geklappere mit den Stöcken kann der Blues überhaupt nicht ab. Es erinnert ihn wohl irgendwie an Märsche und ähnliches Zeug, und da fährt er ganz schlecht drauf ab, mein Blues. Geknurrt hat er wie ein Kampfhund - ich habe mein verschnarchtes Haustier nicht wieder erkannt. Die Nordic-Damen traten dann auch gleich sehr respektvoll an den Wegrand (so Spalier-mäßig, was zu der Klack-Klack-Marschiererei ja gut passt) und ließen uns passieren, was, wenn ich allein auf dem Fahrrad unterwegs bin, keineswegs der Fall ist. Braver Hund.

Hochinteressant fand der Blues dagegen jenen Park-Freischläfer, der mir täglich begegnet, seit ich im Frühtau zu Putze unterwegs bin. Der Hund blieb abrupt stehen und spitzte die Ohren: Die sägewerk-artigen Geräusche aus dem Schlafsack haben ihn wohl an irgend etwas erinnert - ein Fall von Seelenverwandtschaft, vermutlich. Ich musste den Blues fast mit Gewalt zum Weiterlaufen bewegen.

Viel zu früh (wegen des mörderischen Tempos) erreichten wir das Restaurant. Ich öffnete die Tür - der Hund checkte kurz die fremde Umgebung, sauste im Endspurt mit wehenden Ohren an Frau Übermops sperrangelweit geöffnetem Mund vorbei, peilte zielsicher die Ecke mit dem Klavier an, und - pardauz! - ließ sich mit einem homerischen Ächzen unterm Klavier nieder, streckte alle Viere von sich und sonderte für den Rest des Vormittags nur noch eine Schnarchfanfare ab, dass die Klavierbeine wackelten. Ich schickte ein Stoßgebet sonstwohin, dass dabei nicht das ehrwürdige Piano hoffnungslos verstimmt wurde - sonst könnte es Ärger geben.

Frau Übermop schaute erst den Hund an, dann mich, schüttelte ungläubig den Kopf und brummte dann resignierend: "Ich wusste es schon immer - du spinnst".


12 Kommentare:

  1. Du bist noch immer die Rasse von Blues schuldig. Der Retriver von letztens iss dann ja wohl nich. Los, rück' raus: aufgebohrter Westi oder auf harmlos geschminkter Molosser?, oder Landstraße Südseite?

    Fahrrad fahn geht nich mehr mit Flora, die Knochen sind zu alt. Das iss schade. Lange Radtouren mit den beiden (Flora unn Buster (Irish Terrier +12.12.09) hab' ich immer besonders genossen.

    AntwortenLöschen
  2. Nix bin ich schuldig. Bist halt kein aufmerksamer Leser. Also nochmal, der Blues ist ein Hirtenhund. Und komm' mir jetzt bloß nicht, dann sei der Blues ja ein Molosser. Ist er nicht. Der Blues hat nämlich keine Hängelefzen und würde deshalb niemals sabbern. Wer Blues heißt, sabbert nicht.

    AntwortenLöschen
  3. Das mit dem Hirtenhund hab' ich gelesen, Du nimmst also das "Bist halt kein aufmerksamer Leser." zurück? Ich hab' verstanden, dass Blues ein Komondor iss, äh hab' mich verschrieben, ein Bergamasker iss, ein ?? iss. Wat denn nu, was iss dess für 'ne Hirtenkanaille? (Meine Frau hat Ihre Examensarbeit über Hunde geschrieben. Ich war Hund im früheren Leben. Davor war ich eine Saxotrompaune! *Ätsch*) Apropos Kommondor: Geh' 'mal auf 'ne Hundeausstellung, Komondore sinn schon herrliche Viecher (http://de.wikipedia.org/wiki/Komondor). Freund von mir hatte 'mal einen 40-kg Bergamsker, Name: Stromer (nomen est omen)

    AntwortenLöschen
  4. Ein Kirgise, Weltklasse, für seltene Vögel hatt' ich schon immer 'was über! :-D
    So 'ne Art Ovtcharka, 'ne genauere Bez. gibt's da mW nich, oder halt "Kirgise" (-ischer Hirtenhund)! Gehört doch zu den Molossoiden, deshalb hast Du so "überreagiert" (erwischt ;-)), mein Riesenschnäuzer gehört auch in den Bereich, iss bestimmt stressiger als Blues. Da haste aber bestimmt Spass, und kriegst Bewegung!

    AntwortenLöschen
  5. Nix Molosse. Wird zwar behauptet, der Hirtenhund stamme vom Molossen ab, verhält sich aber in Wirklichkeit grade andersrum. Ich schwöre es. Hab jetzt keinen Nerv zu googeln, hab auch keine Doktorarbeit über Hunde geschrieben, aber Fakt ist Fakt.

    Na ja. Aufgrund der aktuellen Entwicklung würde ich eher sagen: Der Blues kriegt durch mich Bewegung, an welcher es mir im übrigen selbst ohne Hund in keiner Weise mangelt.

    AntwortenLöschen
  6. "Im Frühtau zu Putze"... ach, Mrs. Mop, du machst mich glücklich.

    AntwortenLöschen
  7. Da nich' für :)!

    "Wir wandern über Berge und singen wie die Zwerge..." oder so oder wie heißt das nochmal?

    AntwortenLöschen
  8. Ich schrob: "Gehört doch zu den Molossoiden" Bist halt 'ne unaufmerksame Kommentarleserin :-P (nehm' ich ggf. sofort wieder zurück ;-D). Iss ja auch logisch: Alle großen und schweren Hunde sind molossoide - aus der Abstammungslinie der Molosser-Hunde. Brauchste nich zu kugeln, kannst Dich drauf verlassen. (Dabei will ich's belassen, Schluss jezz mit der Rechthaberei meinerseits, okee?)

    Geringer Bewegungsdrang: Typisch Hirtenhund. Den ganzen Tag rumliegen, Minimum an Bewegung (zum Fressen/Saufen und zurück) - aber, sollte ein Feind (Wolf, Bär) kommen - Einsatz unter dem Motto: "Flieh oder stirb!"

    Schön' Tach noch!

    AntwortenLöschen
  9. Gutes Profil von meinem Freund und Beschützer. Auf den Kerl ist Verlass. Genau deshalb hab' ich mich ja für diesen Typ entschieden.

    Vergiss' ja nicht die versprochene Sonntagsdröhnung, mein Lieber, sonst ist aber was los...

    AntwortenLöschen
  10. Hola amigo bloguero: tienes un espacio genial, lleno de buenos e interesantes datos. Quiero compartir contigo y tus lectores más información sobre la raza de Perro Komondor y un video de imágenes del Komondor.

    Espero que te guste mi espacio y dejame un comentario si te apetece

    Saludos desde España

    AntwortenLöschen