Was dem Kerl einfällt! Setzt sich vor laufende Kameras und quasselt drauflos, über die Revolution, einfach so. Wann hat man so was schon mal erlebt? Noch nie. Wow. Nun hat man es erlebt. Nun hat dieser Typ es so richtig krachen lassen. Nun könnte man eigentlich zur Tagesordnung übergehen. Sprich, zur Revolution. Hat schließlich eine patente Steilvorlage geliefert, der Typ.
Ja, hat er. Hat ein riesengroßes Publikum erreicht. Die Leute diskutieren jetzt wie wild über die Revolution. Super.
Er hat aber noch ein zweites Publikum erreicht. Ein Publikum, das nicht über die Revolution, sondern lieber wie wild über Russell Brand diskutiert.
Ein Publikum, das lieber kübelweise ad-hominem-Unrat über den messenger auskippt statt sich mit dessen message auseinanderzusetzen: kleinkrämerische, paternalistische Krümelkackerei auf höchstem, manchmal niedrigstem Niveau.
Von allen Seiten.
Von konservativ bis rechtsaußen.
War zu erwarten.
Geschenkt.
Von linksliberal bis linksaußen.
War auch zu erwarten.
Nicht geschenkt.
Also nee, weißte. Wenn ich diesen Typen nur sehe.
Wie, nur sehe? Hast du ihm auch zugehört?
Sicher, aber guck dir den doch mal an.
Ja und?
Wie der schon aussieht.
Gut sieht der aus, findest du nicht?
Darum geht's doch gar nicht.
Um was dann?
Na, immer diese offenen Hemden.
Du meinst die schwarzen Brusthaare?
Einfach nur peinlich.
Geschmackssache.
Und wie theatralisch er seine lange Lockenmähne wirft.
Ist halt von Beruf Schauspieler.
Eben. Macht ständig auf Rampensau.
So what.
Nervt ohne Ende, dieses extrovertierte Getue.
Mir doch egal. Hauptsache, er sagt den Leuten, was Sache ist.
Sache? Hast du diese sexistische Bemerkung von ihm gehört?
War ein Witz. Ein schlechter.
Na bitte.
Hast du den Rest von ihm gehört?
Welchen Rest?
Was er die restlichen zehn Minuten gesagt hat?
Pfft. Hat halt über die Revolution gelabert.
Na bitte.
Pfft, völlig theorielos. Keinerlei Plan von der Materie.
Hä?
Keine Spur von detailliertem Plan über die stufenweise Abwicklung revolutionärer Aktion.
Warum sollte er? Wer erwartet von einem revolutionären Spulwurm, dass er theoretische Seide spinnt?
Der! Ist doch kein Revolutionär!
Sondern?
Ein Millionär! Ein stinkreicher selbstverliebter Promi, der Partei für die Armen ergreift.
Ja, darf der das?
Darf er nicht. Wo kommen wir sonst hin.
Immerhin in die BBC.
Ha! In die BBC! Hat sich dem Klassenfeind auf den Schoß gesetzt!
Hat dort aber ganz schön abgeräumt.
Klassenfeind bleibt Klassenfeind.
Ganz schön angepisst, was?
Zu recht.
Ginge es dir besser, wäre Russell Brand nicht in der BBC aufgetreten?
Ist jetzt echt eine saublöde Frage.
Neidisch, anyone?
Nie im Leben - auf so einen narzisstischen Gockel?
Notorischer Haar-in-der-Suppe-Sucher?
Da muss man nicht lange suchen, bei dem seiner affigen Frisur.
Siehst vor lauter Haaren keine Suppe mehr?
Suppe? Welche Suppe?
Die Suppe anderer Leute, in die du so gern spuckst.
Pfft, das ist keine Spucke, das ist ...
... Galle vielleicht, grüngelbe bittere Galle?
Unsinn. Wie kommst du darauf?
Klingst so verhärmt.
Dummes Zeug.
Sondern?
Der Schnösel muss lernen, Kritik auszuhalten. Das ist alles.
Russell Brand (links)
gestern abend auf dem Million Mask March in London
Bild: Twitter
"Es hat eine Menge Kritik gegeben an meinem Ausbruch, allerdings fanden sie (die Kritiken) auf einer merkwürdig persönlichen Ebene statt, einer Ebene, der jegliche Relevanz für die eigentliche Auseinandersetzung fehlt. Es ist leicht, mich anzugreifen und mir vorzuwerfen, ich sei eine olle Knalltüte, ich sei ein Junkie und ein dummdreister Affe, - meinetwegen, aber das ändert nichts an der unbestreitbaren Tatsache, dass wir in einer Zeit gewaltiger wirtschaftlicher Missverhältnisse leben und einem ökologischen Desaster entgegenlaufen. Das ist es, was aktuell geschieht, egal was irgendjemand von meinen Haaren denkt - die Fakten sind die Fakten und das Problem ist das Problem. Lasst euch nicht ablenken. All diesen schreibenden Kumpels who give me aggro, nur weil ich keine fertigen Lösungen anbiete, geht es um nichts weiter als darum, ihr Revier abzupissen."
Russell Brand
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