Bereits gestern hatte er sich angekündigt, und nun ist er also da, der erste Mai, und mir ist so nach Feiern, irgendwie.
Zum Feiern gehört was Anständiges zu trinken und eine gute Grundlage, also was Fettes, zu essen, also was Anständiges vom Grill und natürlich, ganz wichtig, eine anständig fette Musik, und wer das alles unproletarisch findet, kann mir mal gestohlen bleiben, zumal am ersten Mai.
Nur, wo kriege ich fette Musik um ersten Mai her? Nicht ganz einfach. Soll ja irgendwie international sein, aber eben auch lustig und vor allem groovig, weil, man will ja dann auch anständig abtanzen, weshalb das hier schon mal ein Griff in den - wenn auch international korrekten - Eimer war.
Hab' dann ein bisschen geguckt, wie andernorts gefeiert wird. In Spanien zum Beispiel, wo der erste Mai El Dia del Trabajador genannt wird, also der 'Tag des Arbeiters', haben sie den Feiertag zu Ehren des Arbeiters sehr konsequent und mit viel Sinn fürs Absurde umgesetzt:
- weil, was ist schon ein Arbeiter gegen 6.202.700 arbeitslose Menschen? Kein Wunder, dass der Rest der Spanier dem solidarischen Grillen frönte, weil ihnen alles andere an diesem Tag als reichlich absurd erschien.
Apropos absurd. Und damit zurück zu meiner dem Feiertag angemessenen Musiksuche. Ich hab' schließlich was ganz Tolles, Fettes, Anständiges, Lustiges, Grooviges, Tanzbares gefunden: Mucke aus Apsurdistan. Apsurd ist bosnisch für 'absurd', ist also international leicht verständlich, und Apsurdistan steht nicht etwa nur für Bosnien, sondern ebenso für den durchgeknallten Rest der Welt. Schwer völkerverständigend also. Auf dem Album Apsurdistan gibt es einen Song Prvi maj (erster Mai auf bosnisch), gesungen und gespielt von Dubioza Kolektiv, und wem allein schon dabei - einem dubiosen Kollektiv aus Absurdistan - nicht das Herz lacht und die Schuhe anfangen zu qualmen, dem ist nicht mehr zu helfen.
Prvi maj ist ein fulminanter musikalischer Aufruf zu solidarischem, sinnlichem, ausschweifendem Miteinanderfeiern - "Kein Tränengas, kein Schlagstock, wir lassen uns von der Politik nicht das Feiern verderben", "der Duft von Gegrilltem kitzelt die Nasen", flankiert von "miteinander kämpfenden Pflaumenschnapsflaschen", "niemals lassen wir uns versklaven, unerschrocken feiert ein Kumpel mit dem anderen", "wer fragt nach Klassenkampf, Revolution und Pariser Commune, hier sind zehn Grillwürste zum gerechten Aufteilen!"
Auf den sensationellen Act bin ich übrigens gestoßen bei meinem Lieblingsbulgaren Todor Ovtcharov, selbsterklärter "Low-Life Experte", in Österreich lebend, sich dort über alles mögliche wundernd und darum öfters Zuflucht nehmend zur lebensfrohen Kultur des Balkans. Ovtcharov schließt mit einem Aufruf zum ersten Mai, dem ich mich vollumfänglich anschließe:
Proletarier aller Absurdistans, vereinigt euch!
Dem Aufruf möchte ich mich ebenso uneingeschränkt anschließen. Und das nicht nur am 1. Mai.
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