Samstag, 14. November 2009

Das perfekte Rührei


Ich liebe Rührei. Rührei, wie ich es liebe, ist flaumig, locker und am Gaumen von cremiger Konsistenz. Leider kriege ich es nicht immer so hin. Entweder weil ich zu ungeduldig bin und dem Rührei nicht die Zeit lasse, die es braucht, um ganz langsam zu stocken, ohne schlabberig oder bröckelig zu werden; oder weil ich - durch irgendwas abgelenkt - dem Rührei zu viel Zeit lasse, um dann etwas Brettartiges in der Pfanne vorzufinden. Manchmal gelingt es mir einigermaßen und schmeckt sogar gut, aber selbst dann finde ich das Rührei eine Spur zu fest geraten und denke: Es müsste noch fluffiger sein, noch flauschiger, noch cremiger, wie könnte das bloß gehen?

Jetzt habe ich eine Antwort gefunden beim Amateur Gourmet. Der Amateur Gourmet ist ein fabelhaftes Kochblog, das ich lieben gelernt habe, weil dort ganz oft am Herd improvisiert wird im Sinne von: Was da ist, ist da, was fehlt, fehlt - mach was draus. Eine mir vertraute Situation. In Amateur Gourmets Küche fühlte ich mich vom ersten Besuch an zuhause. Nie werde ich den Tag vergessen, als ich im Sommer mit viel zu vielen, viel zu reifen Bananen da saß und nicht wusste, wohin damit; wohlwissend, dass der Bananenberg die nächsten Tagen nicht überstehen würde. Jedenfalls nicht als Berg. Das begnadete Brown Butter Banana Bread vom Amateurkoch hat die Früchte kurz vorm Kippen gerettet. Hat man Gäste, bekommt das fertiggebackene Brot keine Chance zu erkalten; sie reißen es einem förmlich aus dem noch heißen Backofen.
Weil es so fantastisch gut riecht. Und himmlisch gut schmeckt. Vor allem warm.

Zurück zum perfekten Rührei von maximaler Fluffigkeit. Hatte gestern doch der Amateur Gourmet ein Bild ins Blog gestellt, also wirklich: ein Bild von einem Rührei!
Ich sah es und wusste: So und nicht anders muss Rührei aussehen. Wie eine leichte Wolke hat es auf dem Teller Platz genommen. Airy eggs nennt der Kochblogger das Wölkchen liebevoll. Wie hat der das geschafft?

Die Methode ist ziemlich irre und dabei genial einfach, man muss nur drauf kommen. Und - ganz wichtig - man muss einen Kaffeeautomaten mit Cappuccinofunktion besitzen. Der Rest ergibt sich (wenn man den größten Schock überwunden hat) quasi von selbst: Mit dem Dampfstab werden die geschlagenen Eier aufgeschäumt; das Cappuccino-System mixt (trockenen) Dampf, Luft und Eier zu einem cremigen Schaum. Weich, locker, sahnig, flauschig-fluffig, aah. Leider besitze ich keinen Kaffeeautomaten. Geschweige denn einen mit Cappuccinofunktion.

Der Amateur Gourmet hat auch keinen. Dafür verrät er den Namen des kleinen New Yorker Restaurants mit der unkonventionellen Rühreizubereitung. Die Restaurantbetreiber wiederum bieten, angesichts des Interesses aus der Foodbloggerszene, ein Tutorial per Video an, how to scramble your eggs with your coffee machine, gewissermaßen. Es ist wirklich kinderleicht. Mich hat besonders der Soundtrack der Dampfprozedur fasziniert. Man kennt ja das röhrende Startgeräusch dieser kleinen Höllenmaschinen; nach wenigen Sekunden kippt es hinüber in einen satten Blubbersound, welcher dem Rühreikenner mitteilt: Der optimale Fluffi-Faktor ist erreicht.
Am liebsten würde ich Montag früh meinen Dienst mit ein paar Eiern antreten und am Kaffeeautomaten ein bisschen experimentieren; frisches Rührei zum Frühstück. Frau Übermop würde mich mit bloßen Händen erwürgen. Also lieber nicht. Aber fragen werde ich sie, was sie von der ungewöhnlichen Methode hält. Es wird bestimmt nicht langweilig werden am Montag.

Übrigens betreiben jene New Yorker Restaurantbetreiber neben ihrem gastronomischen Betrieb auch noch ein Blog. Ein wunderschönes, so genuss- wie kenntnisreiches, bodenständiges Gastroblog. Zum Verlieben. Überhaupt, Gastroblog. Eine Idee zum Verlieben. (Wollte ich nur mal laut gedacht haben.)

6 Kommentare:

  1. rührei wird besser/gut, wenn man einen winzigen schluck olivenöl sowie milch oder sahne dazu schlägt, zwiebeln klitzeklein geschnitten vorher etwas anbrät und diese dabei/davor mit einer prise zucker überstäubt und DANN die pampe darüberschüttet. soll es ein omelette werden [ich bevorzuge omelette :)], verteile ich gern oliven/alte salami/was-auch-immer kleingeschnitten über/auf dem stockendem ei.

    noch zu kochblogs: ich lese immer den kuriositätenladen, link bei mir [meine verbindung ist heute J(§§"=, entschuldige, daß ich nicht nachgucke] :) - danke für das bananenbrot!

    AntwortenLöschen
  2. Sahne als Zutat kannte ich, Olivenöl war mir neu, klingt gut, wird ausprobiert. Sind jetzt aber nicht cappuccino-style, Deine Rühreier, oder? ;)

    Wo genau hast Du den Link zu diesem Kochblog denn versteckt? Ichnixfind...;)

    AntwortenLöschen
  3. nix cappuccino ;)... zugegebenermaßen gibt es den link gerade nicht auf meiner seite - komisch. das werde ich ändern. aber hier ist er :).

    [weißt du, daß man/ich hier meinen jeweiligen kommentar hier nicht mit den pfeiltasten editieren kann? komisch, tritt sonst nirgendwo auf einem blogspot-blog auf...]

    AntwortenLöschen
  4. Oh Gott, und das bei der Frau mit der Vorliebe für Pfeiltasten, das tut mir aber leid :); keine Ahnung, woran das liegt.

    Jetzt hast Du statt des Fressladens den Rühreipost verlinkt. Ist mir eine Ehre...;)

    AntwortenLöschen
  5. aargh. sorry. dann jetzt zur sicherheit hardcodiert:
    http://kuriositaetenladen.blogspot.com/

    bitteschön :)!
    *puuh

    AntwortenLöschen
  6. Danke für die Mehrfachmühe!
    Hat sich gelohnt - ist ja ein Volltreffer, dieses kuriose Fressblog. Hab mich sofort festgefressen, ähm, -gelesen. Macht Hunger ;).

    AntwortenLöschen