Montag, 29. April 2013

Ach Alter, mein Ego


Heiliger Strohsack.

Immer wieder frappierend, mit welch gigantischer Bugwelle manche Leute unterwegs sind, auf dass die Meere sich ehrfürchtig teilen und ein roter Teppich sich vor ihnen entrollen möge, um dann trockenen Fußes jenen Olymp der Genialität zu erklimmen, der - so ihre tiefste, komplexfreie Überzeugung - bereits die ganze Zeit auf sie und nur auf sie gewartet hat.

Gut, noch hat dieser Berg sie nicht gerufen. Was schon mal eine Unverschämtheit von dem Berg ist (gemeint ist jener Berg, der, wenn er denn kreißt, einen Nobelpreis gebiert). Okay, einem wie dem ollen Einstein mag man die Honneurs noch relativ neidlos gönnen, der ist ja auch schon eine Weile tot und überhaupt. Aber jetzt ist da so ein Typ im Gespräch - im gleichen Alter wie der Bugwellenreiter -, dem eventuell der Nobel-Orden ans Revers geheftet werden soll:
Bob Dylans Bedeutung für die populäre Musik ist mit Einsteins Rolle in der Physik vergleichbar. Seit 1996 wird er jedes Jahr für den Literatur-Nobelpreis nominiert - eine Wahl, die von immer mehr Dichtern und Wissenschaftlern unterstützt wird.
- nicht nur von Dichtern und Wissenschaftlern, sondern auch von Politikern mit ambitioniertem Karrieredesign: Als Festredner darf der legendäre, bislang nobelpreislose Daniel Cohn-Bendit (68) eine Hommage auf den legendären, nobelpreisverdächtigen Bob Dylan (72) anstimmen. Was an dem sogenannten (ehemals) roten Dany legendär sein soll? Dumme Frage: dass er sich selbst für legendär hält. Reicht doch. Nobelpreisverdächtiger Titel seiner Reverenz an den Musiker:
Daniel Cohn-Bendit
"Bob and I: The Saga of a Generation"
Ach ja, der Bob und ich, plaudert wehmütig die alternde Legende,
im Kielwasser des berühmten Sängers paddelnd, aber gedacht hat sie vermutlich: Ich und der Bob, oder vielmehr: Me, myself and I and that Bob, also: Ich, ich und nochmal ich und dann noch dieser Bob, und wenn dieser Bob nicht wäre, dann wäre ja schon längst ich an der Reihe gewesen und hoffentlich haben das jetzt alle gemerkt, dass ich dem Bob mal locker das legendäre Wasser reichen kann, weshalb ich mich kurzerhand zum Ordensträger in spe erhöhe und schon mal probeweise meine eigene Laudatio halte, weil, der Bob und ich, ich und der Bob, Sie verstehen.

Es sollen ja schon Leute im Kielwasser ihrer eigenen Bugwelle ersoffen sein. Und haben es noch nicht mal gemerkt.

2 Kommentare:

  1. "Was an dem sogenannten (ehemals) roten Dany legendär sein soll?"

    Das hier z. B., von dem er heute behauptet, es sei ein Gerücht, literarische Fiktion:

    http://www.youtube.com/watch?v=M0qvkg2nzg8

    der freitag schreibt heute:
    Die Sache holt Cohn-Bendit zum zweiten Mal ein. Im Jahr 2001, als sich Klaus Kinkel über die Kita-Bekenntnisse schockiert zeigte. Und jetzt wieder, da die Republik das Frühwerk des großen alten Grünen schaudernd studieren muss. Ist Cohn-Bendits Schilderung eines übergriffigen Erziehers, der den Straftatbestand des Paragrafen 176 „Sexueller Kindesmissbrauch“ erfüllt, ein Ausrutscher? Oder war das gängige Praxis der (revolutionären) Kinderläden? Er selbst sagt, es sei Literatur, nur ausgedacht.

    Thea Vogel: "Niemand darf die Gefühle und Bedürfnisse eines Kindes für seine Erwachsenensexualität nutzen. Mit anderen Erwachsenen ja – aber doch nicht mit Kindern.“

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  2. Konnte den Typen noch nie ausstehen, diese Labertasche mit dem ständig drohenden Unterton.
    Habe das Video schon vor einigen Wochen gesehen und war entsetzt, wie er da so in sich selbst versunken seine Vorliebe für gewisse "Kinderspielchen" von sich gab, als wär's das normalste auf der Welt.
    Gruss Troptard

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