Sonntag, 8. August 2010

Mobile Triebkontrolle


Man macht sich ja über alles mögliche so seine Gedanken, besonders an verregneten Tagen wie heute. Trotzdem, bisher wäre es mir nie im Leben eingefallen, mir über das Geschlecht von Mobiltelefonen den Kopf zu zerbrechen. Das Handy, der Handy, die Handy? Heißt es der, die oder das Blackberry? Ich bin verwirrt. Sind Mobiltelefone weiblich? Wohl schon, denn alles Übel stammt bekanntlich vom Weibe, und wer seine Finger nicht von seinem gottlosen Blackberry lassen kann, dem kann neuerdings geholfen werden.


Dieser schicke kleine Überzieher (pardon, Überzieherin) ist jetzt in Saudi-Arabien erhältlich - was heißt erhältlich, er ist Pflicht für jeden Blackberry-Benutzer.
'Mit der Blackberry Burka können die Leute immer noch ihre Mobiltelefone benutzen', sagte ein saudischer Regierungssprecher, 'allerdings wird der kleine Sehschlitz auf dem Display sie daran hindern, Emails zu lesen oder im Internet zu surfen.'
Jetzt also verschleierte Mobiltelefone - der Sehschlitz erlaubt gerade noch, Uhrzeit und Datum abzulesen; der ständig lauernden Verführung durch das Internet jedoch ist endlich ein Riegel vorgeschoben.

Wie zu lesen ist, trifft die niedliche kleine Burka (ist sie nicht nachgerade sexy?) auf ungeteilte Zustimmung bei religiösen Hardlinern in den Golfstaaten:
'Hätte Allah den freien Zugang zum Internet gutgeheißen, hätte er uns mit Web Browsern in unseren Köpfen erschaffen.'
Hat er aber nicht.
'Nirgendwo im Koran findet sich eine Erwähnung von Textbotschaften, und an keiner Stelle ist überliefert, dass sein Prophet Mohammed oder eine seiner elf Ehefrauen jemals Dinge gesagt hat wie LOL, ROFL oder PSML.'
Saudische Blackberry-Benutzer wissen die textile Vermummung ihres edelsten Teiles durchaus zu schätzen, denn diese:
'...gibt mir die Freiheit, in der Öffentlichkeit mit meinem Blackberry herumzulaufen ohne das Gefühl, dass alle Welt begehrliche Blicke auf meine Multimedia-Applikation wirft. Darüber hinaus mindert es mein Schamgefühl, kein iPhone zu besitzen.'
Doch, die meinen es ernst, die Saudis: Wer sich weigere, sein Blackberry züchtig in einer Miniburka zu verhüllen, solle hart bestraft werden:
'Ich werde nicht verraten, worin die Bestrafung bestehen wird', sagte der Justizminister, 'aber es genügt wohl anzudeuten, dass es nicht leicht sein wird, mit den Fußzehen SMS einzutippen.'
(Leider ist mir die saudi-arabische Originalquelle nicht zugänglich, vermutlich weil eine Burka drübergehängt wurde. Gottlob gibt es NewsBiscuit.)

7 Kommentare:

  1. Burka für's Mobiltelefon: *lol*

    Irgendein Scheich, Politnik, Religionsführer hat gestrullt *gähn*

    Iss aber gut, dass Du da drauf zeigst, denn, wie gesagt: (s.o.)

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  2. Also: Das ist natürlich alles ganz einfach!
    DAS Handy (08/15-Design, simlockfrei, reicht gerade zum Telefonieren), DER Hahndy (edles Schwarz mit Tankanzeige, sowie Tacho auf dem Display und Gina-Wild-Overkill auf der Speicherkarte), DIE Hennedy (pink mit Swarovskysteinen und leider leerer Prepaidcard - warum muss ein Einkauf bei D*ouglas auch immer so ins Geld gehen!). Simple like that! *smartassig anstrahl*

    Die Blackberry-Burka hat was. Ich habe mir vor Jahren bei Ebay eine original afghanische Burka ersteigert - einfach, weil ich unbedingt wissen wollte, wie man sich unter so einem Ding fühlt. Auch, wenn der ultimative Alltagstest immer noch aussteht (auf dem Wochenmarkt war ich mit dem Teil dann doch noch nicht), kann ich sagen, dass es irgendwie an diese Deprivationstherapie aus "Tommy" erinnert: Man sieht eingentlich gerade mal noch mit vielleicht 10 Prozent seiner Sehfähigkeit, hört schlechter, spricht undeutlich und muss das Mistding vorn auch noch ständig zusammenhalten, weil es sonst auseinanderflattert, hat also nicht einmal die Hände frei.
    Wie man so leben kann ist mir irgendwie - schleierhaft... :-/

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  3. Brit-ta! Du bist aber auch verschärft drauf...der Hahndy und die Hennedy, *big LOL*, und sich dann auch noch bei Ebay so einen Monsterfummel zu ersteigern - das bringst nur du fertig.

    Verstehe gar nicht, wieso du Hemmungen hast, mit dem Ganzkörperzelt rumzulaufen? In meinem Stadtteil ist es nichts Ungewöhnliches mehr, schwarzen Burkadamen zu begegnen (die echten jetzt, schwarz mit Augengitter). Manchmal steh' ich im Aldi an der Kasse, dreh' mich rum und guck' direkt so einem schwarzen Zelt in die Augen. Vielmehr ins Gitter. Gänsehaut, nimm' deinen Lauf...

    Wie ich dich kenne, hast du dir bestimmt eine Pailettenburka mit Federboa-Besatz besorgt. Gib's zu :).

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  4. *rofl* Cooole Idee eigentlich - könnte ich ja mal drannähen: Pimp your burka!
    Aber mal im Ernst - auch wenn Alex zum Beispiel dem Umstand, dass nur ER weiß, wie ich darunter aussehe, durchaus etwas abgewinnen kann (erwähnte ich schon, dass ich Männer ziemlich komisch finde??) - eine Burka muss, wenn sie ständig getragen wird, eine unglaubliche Beeinträchtigung sein. Man fühlt sich wie in einem Käfig, sieht die Welt ja nicht umsonst durch ein Gitter. Muslimische Frauen beschreiben ja, dass verschleiert zu sein auch Schutz und Sicherheit biete... aber um welchen Preis??
    Nee - unter der Burka ist man einfach nicht mehr Bestandteil dieser Welt, in so einem Kokon verändert sich die Wahrnehmung dramatisch. Aber das ist ja wohl auch der Plan dahinter... :-/

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  5. Sag' deinem Scheich, er soll nicht so egoistisch sein. Es gibt eh viel zu wenig wirklich schöne Frauen, da muss man nicht auch noch die paar verbleibenden Exemplare eintüten.

    Warum schreibst du nicht mal was Gepfeffertes über deinen Selbstversuch*? Überschrift "Frauen hinter Gittern", da denken bestimmt alle, jetzt kommt so eine Art RTL-Knastschmonzette, und wupp!, rauschen deine Zugriffszahlen in schwindelerregende Höhen...:)

    *meine ich ernst!

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  6. Das ist nun mal eine wirklich gelungene Satire. *lol*

    Oder habe ich da am Ende schon wieder etwas missverstanden? ;-)

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  7. Charlie - du bist der Größte ;)!

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